Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)
als du.«
»Beruf?«
»Weiß nicht. Ich tippe mal auf arbeitslos.«
»Sonst was Auffälliges?«
»Was soll das sein?« Lemmi schaute Stachelmann ratlos an.
Aber der wusste auch nicht, wonach er fragen sollte. »Sag mal, Lemmi, bevor wir dieses Frage-und-Antwort-Spiel fortsetzen, wem von den Leuten auf diesem Bild traust du etwas ... Irrwitziges zu? Also so was wie ausrasten, Amok laufen?«
Lemmi schaute einen nach dem anderen an. Dann sagte er: »Niemandem von denen, die ich kenne, das sind alles ganz harmlose Kerle. Arme Schweine die meisten, außer dem Prof auf jeden Fall.«
»Komm, wir lassen das«, sagte Stachelmann. Georgie schaute ihn erstaunt an. »Glaubst du, uns nützen solche Beschreibungen etwas? Nichts für ungut, Lemmi, aber so kommen wir nicht weiter.«
»Also, das müsst ihr wissen«, sagte Lemmi.
Stachelmann verabschiedete sich knapp und verließ das Internetcafé. Georgie trabte verdrossen hinterher. Sie gingen in den Von-Melle-Park. Stachelmann setzte sich auf eine Steinmauer, Georgie daneben. Die Steine waren kalt. »Hast ja recht«, sagte Georgie. »Aber was machen wir nun?«
»Ich frage mich, wer mit Bohming im Internetcafé war. Aber wahrscheinlich ist das egal. Warum sollte der Sagenhafte mit einem Killer surfen gehen? Wir dürfen uns nicht wieder auf eine Spur festlegen, die uns ins Nirwana führt. Beschäftigen wir uns mal mit den ernsten Dingen.«
Stachelmann wählte eine Nummer auf dem Handy. Er hatte Glück, Taut war im Präsidium.
»Hat der Kraft nun einen Zwillingsbruder?«
»Nein, aber einen Bruder, knapp zwei Jahre jünger.«
»Sehen die sich ähnlich?«
»Nicht besonders. Für ein falsches Alibi reicht das nicht.«
»Sie sind sicher, die Hure hat sich ihren Freier genau angeschaut?«
»Sie war sehr überzeugend. Es hat keinen Sinn, dieser Spur zu folgen. Wir haben übrigens alle Leute befragt, die Ihre Arbeit hatten lesen können, auch diesen Professor in Berlin ... wie hieß der nochmal?«
»Weidenmeyer.«
»Genau, das haben die Berliner Kollegen getan. Der Herr scheint Sie nicht zu mögen. Aber er hat mit der Sache nichts zu tun. Ein besseres Alibi kann man nicht haben. Er war zur fraglichen Zeit in den USA und nennt eine beliebige Menge von erstklassigen Zeugen.«
Stachelmann dankte und legte auf. Die Polizei war auch noch nicht weit gekommen. Und er saß dort, wo er vor kurzem noch fast erschossen worden wäre. Er drehte sich um und blickte zum Dach der WiSo-Fakultät. Er hätte sich nicht gewundert, wenn er dort oben einen Gewehrlauf gesehen hätte. Seltsam, er hatte keine Angst. Aber ein komisches Gefühl in der Magengegend.
»Kraft können wir streichen, Bohming sowieso. Beide haben Alibis, und Bohming hätte ich so etwas ohnehin nicht zugetraut. Das wäre verrückter als verrückt. Kraft hätte man ein Motiv unterstellen können, Eifersucht, und auch sonst könnte alles passen. In Wahrheit aber wissen wir jämmerlich wenig. Eigentlich nichts. Das ist eine Schande, wenn man bedenkt, was wir alles angestellt haben. Und der Kerl, der mit Bohming im Internetcafé war, den muss die Polizei finden.«
»Du willst doch nicht etwa aufgeben?«, fragte Georgie.
»Heute hätte ich schon Lust dazu. Besser als Gespenster jagen.« Wieder schaute er hinüber zum Dach der WiSo-Fakultät. Er überlegte, ob er Georgie sagen sollte, dass er am Abend Bohming testen wollte. Auch wenn er nicht mehr sicher war, dass der Sagenhafte etwas zu tun hatte mit der Sache. Oder schickte der ihm doch den Killer auf den Hals? Den Kerl, mit dem er im Internetcafé gewesen war? Obwohl, testen, das war übertrieben. Den Beweis, dass Bohming verstrickt war, erhielt Stachelmann nur, wenn auf ihn geschossen oder sonst ein Anschlag verübt würde. Und wenn er es überlebte. Aber geht man mit einem Killer in ein Internetcafé, zumal in eines, in dem Kameras an der Wand hängen?
»Bohming hat vielleicht einen Auftragskiller auf dich angesetzt«, sagte Georgie.
»Du wiederholst dich. Dadurch wird es nicht wahrer.«
»Hast du eine andere Erklärung? Warum rennst du einfach aus dem Internetcafé raus, wo doch einer von den Typen derjenige sein muss, der Gitte diese Mail geschickt hat? Warum diese Hektik, um dann hier herumzusitzen und zu jammern?« Jetzt klang Georgie energisch und verärgert.
»Ja, ja, stimmt.« Stachelmann begriff, dass ihn der Mut verließ. »Man erkennt doch kaum etwas auf dem Film. Außerdem wurden wahrscheinlich nicht alle gefilmt wegen des toten Winkels. Und selbst wenn
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