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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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stöhnte leise, als eine Schmerzwelle durch seinen Kopf lief.
    »Jammern darfst du nicht. Das darf man nur bei nicht selbst verschuldetem Leid.«
    »Ja, ja.«
    »Wir könnten frühstücken, wenn du dich aus dem Bett traust. Und das solltest du tun, weil du heute dein Seminar halten musst. Du hast ja verkündet, dass es nicht ausfallen soll.«
    Sie erhob sich.
    Er quälte sich aus dem Bett, wunderte sich, dass die Gelenke weniger steif waren als sonst, ging ins Bad, zog seinen Bademantel an und setzte sich an den Tisch in der Küche. Er trank Apfelsinensaft, kippte Wasser hinterher. Die Augen brannten, wahrscheinlich waren sie rot. Jeder würde sehen, was er letzte Nacht getrieben hatte. Aber es war ihm egal. Er würde ohnehin demnächst unter Brücken schlafen und Korn saufen.
    »Du hast vielleicht einen Unsinn erzählt gestern.« Anne schenkte sich Tee ein.
    »Zum Beispiel?«
    Sie biss in ein Brötchen. Sie war also schon draußen gewesen, beim Bäcker. Kauend sagte sie: »Na, dass du hinschmeißen willst.«
    »Das war kein Unsinn.«
    »Und warum?«
    »Weil es nichts bringt.« Der Schädel dröhnte, er war müde, er hatte keine Lust, darüber zu reden. Warum überhaupt darüber reden? Es war gegessen.
    »Vielleicht könnten Herr Privatdozent sich etwas genauer äußern?«
    »Sie schießen auf mich, weil ich in meiner Arbeit irgendetwas geschrieben habe, das irgendeinem nicht gefällt. Das geht zu weit. Diese Arbeit ist ja ganz nett, aber eigentlich völlig unwichtig. Die fünf Leute, die mal hineinschauen, mein Gott, was soll's? Und was bringt es, arbeitsloser Professor zu werden? Außerdem finde ich die Uni nur noch öde. Studenten, die keine Lust haben oder Streber sind, wobei ich nicht weiß, welche mich mehr anekeln. Ich bin in einer Sackgasse, und aus der kommt man nur raus, wenn man umdreht. Genau das werde ich tun. Am Ende des Semesters läuft mein Vertrag aus, und ich werde ihn nicht verlängern.«
    »Du bist wahnsinnig. Bohming hat doch gesagt, dass dein Vertrag verlängert wird. Selbstverständlich, hat er gesagt. Zu verbesserten Bedingungen, schließlich bist du so gut wie habilitiert. Fehlt doch nur noch die Urkunde.«
    Er winkte ab und hätte fast die Zuckerdose vom Tisch geschlagen. »Bohming, Bohming. Georgie meint, der hängt drin in der Sache. Der war zur fraglichen Zeit im Internetcafé.«
    »Das ist Unsinn. Der macht da irgendetwas, das er sich an seinem Rechner zu Hause nicht traut. Was er privat treibt, geht uns nichts an. Und gegen dich hat er bestimmt nichts. Was willst du machen, wenn du die Uni verlässt?«
    »Keine Ahnung.« Er überlegte kurz, dann sagte er: »Taxifahrer.« Er erinnerte sich an den Taxifahrer von gestern Abend. »Ich möchte auch allen Leuten den Stinkefinger zeigen.«
    »Mann, du bist auf dem Höhepunkt der Regression. Willst du eine Quietscheente für die Badewanne? Förmchen für den Sandkasten?«
    »Ich habe kein Vertrauen zu Bohming, und ich habe keine Lust, weitere zwei Jahre in der Mühle zu vergammeln. Wenn ich was Neues machen will, dann jetzt. Irgendwann bin ich zu alt und nur noch gut für Hartz IV.«
    »Okay, du willst was anderes machen. Aber doch nicht Taxifahrer! Das kannst du nicht mit deinem Rheuma, vergiss es.«
    »Gut, dann schreib ich halt Bücher.«
    »Und so beschloss er, Schriftsteller zu werden. Bei allem Respekt, davon kannst du nicht leben. Wer kauft Bücher, in denen es wirklich um etwas geht?«
    Natürlich ist es Quatsch. Eine andere Idee glitzerte, woher immer sie gekommen sein mochte. Historische Recherchen. Darüber hatte er etwas gelesen. Wo, wusste er nicht mehr. Es gibt Fälle und Auftraggeber. Dann waren da noch Firmengeschichten oder, weiter gefasst, Geschichten von Institutionen aller Art. Vereine, Verbände, viele waren gut beraten, ihre Verstrickung in den Nationalsozialismus erforschen zu lassen. Sogar Fußballvereine hatten das getan. Das gehört heutzutage zur Imagepflege. Oder Entschädigungsfälle. Längst waren nicht alle Räubereien der Nazis und ihrer Profiteure aufgeklärt, mit der Vereinigung waren sogar neue Fälle dazugekommen. Grundstücke, Häuser, Unternehmen. Die DDR hatte arisiertes Eigentum verstaatlicht, und Entschädigungen an Juden zahlte sie sowieso nicht. Ein weites Feld. Außerdem hatte auch die DDR viele ungeklärte Fälle hinterlassen. Verfolgung, Enteignung, Raub, wenn er da nur an die Antiquitätengeschäfte dachte. Eine Steuerhinterziehung konstruieren, die Leute einsperren, ihr Vermögen, das man vorher

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