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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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sein. Lebenslang.«
    Stachelmann erhob sich halb, dann setzte er sich wieder. »Du hast Hamm erpresst. Du hast ihm gesagt, du würdest seine Arbeiten aus den Kriegsjahren, seine Gutachten für die SS in Umlauf bringen oder Medien zuspielen, wenn er dir nicht hilft.«
    Bohming lachte. »Dass Hamm mal mit den Nazis sympathisiert hat, regt doch heute keinen mehr auf. Er hat doch nur getan, was das Volk getan hat, bis auf Ausnahmen, die man nur unter dem Mikroskop entdeckt. Und das mit der Erpressung ist eine Unverschämtheit. Du solltest es beweisen können, sonst kriegst du richtig Ärger. Richtig Ärger«, wiederholte er.
    »Das beweist sich gewissermaßen von selbst. Man muss deine Diss und deine Habilschrift nur zusammen veröffentlichen, dazu die Benotung und Hamms Biographie, garniert mit ein paar hübschen Thesen für den Reichsführer-SS, und schon haben wir ein prächtiges Paket. Überschrift: Wem verdankt Bohming den Lehrstuhl? Im Internet ist das keine Sache. Ich kenne da ein paar, die machen so was mit links. Was mir noch einfällt, man könnte ein bisschen herumhorchen, welche Maßstäbe Hamm an andere Arbeiten angelegt hat. Ich habe gehört, der sei streng gewesen, summa cum laude habe der eigentlich nicht gekannt.« Ein Versuchsballon, die Idee war ihm gerade erst gekommen.
    Bohming grinste nur. Der Versuchsballon platzte. »Das ist Larifari, Herr Kollege. Wenn du dich auf üble Nachrede verlegst gegen den, der all die Jahre die Hand über dich gehalten hat, weil du sonst untergegangen wärst, dann fällt es auf dich zurück. Du stehst am Ende nackt da, nicht ich.«
    »Schluss mit der Spiegelfechterei. Du hast die Chance gehabt, die Dinge klarzulegen.« Stachelmann war sich jetzt ganz sicher. Er hatte den Rückruf des Kollegen Abend noch im Ohr. »Stichwort: Rohrschmidt. Fällt dir dazu etwas ein?« Er schaute Bohming scharf an. Der lehnte sich langsam zurück. Es sah aus, als würde er im Schneckentempo zusammensacken. »Diesem Kollegen widme ich in meiner Arbeit eine Passage. Vor allem seine Arbeiten über den Ersten Weltkrieg sind hervorragend. Aber das hat mich nicht bewegt, sondern sein Schicksal. Ein Historiker, der im Steinbruch von Buchenwald umkommt. Davon muss ein heutiger Historiker berichten, wenn er über Buchenwald schreibt. Ich dachte erst an diese oder jene Fußnote, über die sich ein paar junge Leute aufgeregt haben. Aber darum geht es dir nicht. Dir geht es um die Rohrschmidt-Passage. Die trifft dich ins Mark. Du musst jahrzehntelang Angst gehabt haben, dass irgendwann jemand auf diese Geschichte stößt.« Ein sadistisches Spiel, dachte Stachelmann. Wusste gar nicht, dass ich dazu fähig bin. Aber ich werde ihn jetzt weich klopfen.
    Bohming erbleichte. Seine Augen irrten für ein paar Sekunden durch den Raum, als suchte er etwas, das ihm helfen könnte. Natürlich fragt er sich jetzt, was ich weiß. »Na und?«, sagte Bohming. »Was heißt das nun?«
    Das ist die richtige Taktik, nichts rauslassen. Sehr gut, Hasso. Aber es wird dir nicht helfen.
    »Hamm hat Rohrschmidt 1937 denunziert bei der Gestapo. Die hat den Kollegen ins KZ Buchenwald verschleppt, wo er bald darauf im Steinbruch zu Tode gequält wurde. Zur Belohnung wurde Hamm Rohrschmidts Nachfolger. Es handelt sich hier, wie du siehst, um ein Verbrechen. Und dieses Verbrechen hast du gedeckt. Du hast es gewusst und Hamm damit erpresst. In der Tat, ein paar braune Flecken in der Biographie, das hat früher keinen gekratzt, dann gab es mal ein bisschen Ärger deswegen Ende der Sechzigerjahre, doch bald danach war wieder Ruhe. Aber Beihilfe zum Mord oder wie immer man dieses Verbrechen strafrechtlich einzustufen hat, das ist eine andere Preislage. Das größte Schwein im Land ist der Denunziant. Die Denunziation von Rohrschmidt hätte Hamm den Lehrstuhl gekostet, wenn sie publik geworden wäre.«
    »So ein Quatsch. Von dieser Rohrschmidt-Geschichte hat man dieses und jenes gehört, nur Gerüchte. Hamm hatte damit wenig bis nichts zu tun. Und ich habe davon nichts gewusst. Gar nichts.«
    »Du lügst«, sagte Stachelmann.
    Bohming lief rot an, dann wurde er weiß im Gesicht.
    »In der Benutzerliste der Gestapoakte von Rohrschmidt in Köln, deren Kopie ich in Weimar gelesen habe, steht ein gewisser Hasso Bohming. Ganz ordentlich eingetragen. Im Jahr deiner Promotion.«
    Bohmings Gesicht blieb nun bleich. Schweißperlen traten auf die Stirn. Stachelmann fühlte sich gut.
    Bohming atmete tief durch. »Du verlässt die Uni? Es bleibt

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