Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)
Stachelmann.
»Quatsch, wenn man was herausbekommt, fragt man sich immer, ob man es nicht schneller oder billiger hätte haben können.«
»Gut. Aber es hilft uns kaum weiter. Es muss ein Verbindungsglied geben zwischen Bohming und dem Mörder, wenn er es nicht doch selbst ist.«
Sie sagte: »Wir müssen überall stochern, wo wir dieses Verbindungsglied finden könnten. Vor allem müssen wir Bohmings Biographie genauer recherchieren.«
»Und wie? Der hat doch nur rausgelassen, was ihm nutzt.«
»Wir googeln ein bisschen. Und wenn wir Verwandte finden, quatsche ich ein bisschen mit denen. Du kannst so was nicht.«
Sie setzte sich an den PC, er stellte sich hinter sie und stützte sich auf die Stuhllehne. Anne überlegte, dann gab sie ein paar Suchbegriffe ein. »Hier habe ich eine Vita von ihm, stammt aus einem Buch, Verlagswerbung: Studium in Düsseldorf, dann Wechsel nach Köln, dort Promotion und Habilitation. Heirat 1974. Und wie heißt die Dame? Das verrät uns bestimmt das Internettelefonbuch.« Sie tippte, dann die Eingabetaste. Nach einer Weile: »O Gott, Herta heißt sie. Die würde ich auch geheim halten.«
Sie gab Herta Bohming als Suchbegriff ein. »Nichts.«
Sie ging zurück zum Internettelefonbuch, notierte Bohmings Privatnummer und überlegte. Dann stand sie auf und ging ins Wohnzimmer. Sie nahm das Telefon und wählte. Dann sagte sie: »Guten Abend, entschuldigen Sie die Störung, hier die Balding AG, Personalabteilung ... Ihre Tochter ... ach, Sie haben nur einen Sohn ... könnten Sie mir sicherheitshalber dessen Namen geben? ... Hanno heißt er ... Hanno Bohming. Und wo finde ich den? ... Ja, Balding AG, eine H. Bohming oder ein H. Bohming hat sich bei uns beworben. Und wir würden gerne noch einmal mit ihm sprechen ... Ach, das ist ja schade ... Klinik? ... Kann ich ihn vielleicht dort erreichen? ... Das verstehe ich ... meine Tochter sagt mir auch nicht alles, glauben Sie's mir ... ach, noch eine wichtige Frage. Im Bewerbungsschreiben steht nichts über Zivildienst oder Wehrdienst ... Bundeswehr, das ist gut ... Panzergrenadier, Unteroffizier ... das hilft uns weiter, auf Wiederhören.«
Sie legte auf. »Die Dame redet gern.«
»Und wenn er dran gewesen wäre?«
»Dann hätte ich aufgelegt und es später noch einmal versucht. Also, er hat einen Sohn, der hat seinen Wehrdienst abgeleistet und es bis zum Unteroffizier gebracht. Zurzeit ist er im Krankenhaus. Allerdings wollte sie mir nicht sagen, in welchem.«
»Alsterdorfer Anstalten«, sagte Stachelmann. Das war es, was ihm beim Gespräch mit Bohming aufgefallen war. »Erst hat er mir empfohlen, mich in die Alsterdorfer Anstalten einliefern zu lassen, dann hat er sich berichtigt und auch ziemlich komisch aus der Wäsche geguckt. Neustadt statt Alsterdorf. Ruf da mal an. Ich habe bisher gar nicht gewusst, wie gut du schwindeln kannst. Das gibt mir zu denken.«
Sie öffnete das Internettelefonbuch, fand die Telefonnummer und rief an.
»Guten Tag, hier die Praxis von Dr. Schneider. Das ist der Hausarzt von Herrn Hanno Bohming. Ich müsste Herrn Bohming mal kurz sprechen, es geht um eine Versicherungssache ... das ist ja ärgerlich ... ich melde mich später wieder.«
Sie legte auf und grinste. »Tatsächlich, es gibt einen Hanno Bohming dort. Er ist zurzeit leider nicht zu sprechen. Man könnte auch sagen, der Herr ist gerade mal wieder gaga.«
Sie setzten sich aufs Sofa im Wohnzimmer und schwiegen. Draußen knallte etwas, Stachelmann erschrak. Er ging zum Fenster und schaute hinaus. »Blechschaden«, sagte er und setzte sich wieder.
»Ruf die Polizei«, sagte Anne.
»Quatsch, was soll ich denen sagen? Die brauchen Handfestes. Und mir glauben die sowieso nicht mehr.«
»Aber du hast eine Spur.« In ihrer Stimme klang Ungeduld mit.
»Die ist so schlecht wie die mit Kraft. Die Bullen tippen sich an die Stirn. Und wo sollen sie mit den Ermittlungen anfangen?«
»Bei Bohming junior. Der hat offenbar was an der Schüssel.«
»Mag sein. Ich habe mir aber was Besseres ausgedacht.« Er erzählte knapp, was er erfahren hatte bei seinen Telefonaten und was er nun plante.
Danach schaute sie ihn eine Weile an, um endlich zu sagen: »Du bist völlig wahnsinnig. Du kannst gleich zu Hanno in die Klinik ziehen.«
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19
»Das ist ja schön, dass du gleich wiederkommst, auch wenn es ein bisschen spät ist«, sagte die Mutter.
»Ich hab keine Zeit«, sagte Stachelmann. »Ich muss mal auf den Dachboden.«
»Warum?«
»Da liegen alte
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