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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Bücher«, sagte er.
    »Und die brauchst du jetzt dringend?«
    »Es fiel mir ein, als ich gerade in der Nähe war.« Er fühlte sich unwohl bei der Lüge.
    »Ein bisschen sprunghaft, mein Sohn.«
    Er klappte die Leiter vom Dachboden herunter, kletterte hoch, schaltete das Licht ein und begann zu suchen. Staub wirbelte auf, er nieste. Nach ein paar Minuten hielt er die Holzkiste in der Hand. Er hockte sich auf einen Dachbalken und pustete über die Kiste. Eine Staubwolke zog dahin. Er öffnete die Verriegelung und klappte den Deckel hoch. Was er suchte, war eingepackt in einen öligen Lappen. Er wickelte es aus, dunkel glänzender Stahl einer Walther P 38. Ein gefülltes Magazin lag daneben. Er wickelte die Pistole wieder in den Lappen und legte sie zurück in die Kiste. Dann suchte er ein paar Jugendbücher, packte die Holzkiste dazwischen und klemmte sich den Stapel unter den Arm. Im Erdgeschoss hörte er die Mutter in der Küche und steckte die Holzkiste in die Aktentasche.
    Die Mutter stellte sich in die Küchentür. »Mein Gott, ist das staubig. Ich hole den Staubsauger, sonst trägst du den Dreck mit nach Hause.«
    Als er die Bücher abgesaugt hatte, nahm er die Mutter kurz in den Arm und verließ das Haus. »Tut mir Leid, ich muss weiter.«
    Im Auto überlegte er, wohin er fahren sollte. Da fiel ihm die Lichtung ein, zu der Heinz ihn verschleppt hatte, um ihn aufzuhängen. Er fuhr die A 1 Richtung Lübeck bis Reinfeld, und während er den Wagen durch den Regen steuerte, versuchte er, sich die Erklärung seines Vaters in Erinnerung zu rufen. Eines Abends – die Mutter war unterwegs, der Vater hatte vom Krieg erzählt, in dem er nie gewesen war – sagte er: »Komm, ich zeig dir was.« Er hatte einen Stuhl vor den Schlafzimmerschrank gestellt, war daraufgestiegen und hatte eine Holzkiste hervorgezogen. »Komm.« Sie hatten sich ins Kinderzimmer gesetzt, im ersten Stock, hier würde die Mutter sie kaum überraschen. Der Vater hatte dem Sohn gezeigt, was in der Kiste lag. Eine Pistole. »Hier, nimm mal.« Sie war schwer. Dann hatte der Vater sie wieder genommen, das Magazin entfernt, den Schlitten nach hinten gezogen, in den Lauf hineingeschaut, den Schlitten nach vorne schnappen gelassen und abgedrückt. »Wenn eine Patrone im Lauf gewesen wäre, hätte es jetzt geknallt. Man muss sichern, immer sichern.« Der Junge hatte endlos gefragt, der Vater geduldig geantwortet. Stachelmann hatte fast alles behalten.
    Er verließ die Autobahn in Ahrensburg, fand den Wald und stellte den Wagen unter Bäumen ab. Dann nahm er die Aktentasche, holte aus dem Handschuhfach die Taschenlampe und ging in den Wald hinein. Einmal stolperte er, der Boden war feucht und weich. Der Mond ließ matschige Blätter glänzen. Der Weg kam ihm weiter vor als damals. Der Kegel der Taschenlampe zitterte voraus.
    Als er endlich die Lichtung erreicht hatte, holte er die Kiste aus der Aktentasche, öffnete sie, wickelte die Pistole aus und sah, dass seine Hände zitterten. Er versuchte erst das Magazin falsch herum in den Griff zu schieben, dann machte er es richtig. Er lud durch, stellte den Sicherungshebel auf S und ließ den gespannten Hahn mit dem Daumen nach vorne gleiten, ganz langsam und zittrig. Der Hahn rastete ein. So könnte er die Waffe in die Tasche stecken, mit einer Patrone im Lauf. Er spannte den Hahn wieder, legte den Sicherungshebel um, packte den Griff mit beiden Händen, streckte die Waffe nach vorn, auf den nächsten Baum, und drückte ab. Er erschrak, als die Pistole knallte und der Rückstoß sie ihm fast ins Gesicht geschleudert hätte. Er stellte den Sicherungshebel auf die Position S , entspannte den Hahn und steckte die Waffe in die Aktentasche, neben die Kiste mit dem Lappen. Er wusste jetzt, wie sie funktionierte. Da hat die SA-Karriere des Alten doch noch einen Sinn bekommen, dachte er bitter. Er ging zu dem Baum, auf den er gezielt hatte, und suchte mit der Taschenlampe. Dann fand er einen Kratzer an der Seite. Er hätte den dicken Stamm fast verfehlt.
    Er eilte aus dem Wald, hatte Angst, dass jemand ihn erwischen könnte bei seiner Schießübung. Der Rückweg kam ihm weit vor, und als er endlich im Auto saß, schnaufte er einmal durch, dann fuhr er eine Weile ohne Licht, bis er sich der Straße näherte. Jetzt fühlte er sich sicherer.
    Zu Hause setzte er sich an den PC, öffnete das Geschichtsforum, tippte seine Nachricht und schickte sie los. Er vergewisserte sich, dass sein posting angekommen war. Dann versuchte

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