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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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ja nicht dumm, auch wenn er einsah, dass manchmal diese netten Ärzte und Schwestern sich um ihn sorgten.
    »Und wenn dem Stachelmann was passiert, was Schlimmes?«, hatte er zu Hause beim Abendessen gefragt, nachdem der Vater wieder geschimpft hatte. Er hatte auch früher oft über Stachelmann geflucht. Aber nie so heftig.
    Die Mutter hatte gleich gesagt: »So was denkt man nicht einmal.«
    »Dann erscheint diese elende Arbeit bestimmt. Und ich muss sie empfehlen.«
    »Aber dann kannst du die Stelle rausmachen«, hatte Hanno gesagt. Und er war stolz gewesen auf seine Idee.
    »Um Himmels willen, wenn diese Derling das merkt! Die wird auf die Arbeit achten wie ein Schießhund.«
    Da hatte der Vater Recht gehabt, wie immer. Hanno war glücklich, einen so klugen Vater zu haben, den alle mit »Herr Professor« ansprachen, mit Respekt in der Stimme.
    Also musste Hanno etwas tun. So konnte er ein wenig von dem Dank abtragen, den er dem Vater schuldete. Und Hanno tat etwas. Zuvor war er tagelang an der Uni umhergestrichen und hatte sich diesen Typ zeigen lassen, von einer Studentin. Den berühmten Stachelmann, der schon drei Kriminalfälle gelöst hatte. Er hatte ihn sich angeschaut, war ihm gefolgt, und dann hatte er gewusst, wann Stachelmann kam und ging, wann er sich also aufs Dach legen konnte, um zu schießen. Dazu hatte er sich einen Blaumann und eine Amikappe angezogen, das Gewehr auseinander genommen und in einen Rucksack gepackt. Er war der Handwerker, der aufs Dach ging. Keiner beachtete so jemanden. Und er hatte Glück gehabt, in den Gängen war fast niemand gewesen, und die Frau im ersten Stock hatte ihm den Rücken zugekehrt.
    Nachdem er geschossen hatte, zerlegte er das Gewehr, zog die Handwerkerkleidung aus, packte sie zum Gewehr in den Rucksack und stieg vom Dach hinunter. Dann war er nur noch ein Student, der neugierig nach draußen eilte, um zu schauen, was geschehen war. Er war unendlich stolz gewesen, dass er das so gut hinbekommen hatte. Mit einem bisschen Glück natürlich. Dem Glück des Tüchtigen. Hinterher freute er sich noch lange, vor allem als der Vater erzählte, dass dieser Stachelmann sich in die Hose machte. Dabei hat der Vater Hanno streng angesehen, als ob er etwas geahnt hätte. Geradezu glücklich war Hanno, als diese Kampagne im Internet losging und die Schmiererei am Philosophenturm auftauchte. Das lenkte den Verdacht von ihm ab.
    Aber dann hatte der Vater von dieser Brigitte erzählt, die ihm zu schaffen machte. Erst Stachelmann, dann diese Brigitte, das war zu viel. Sie hatte den Vater bedrängt, erpresst, mit Veröffentlichung gedroht. Sie hatte diesen Namen in dieser Schrift von dem Stachelmann gelesen, sie hatte sich Bücher aus der Bibliothek bestellt, sie war in einem Archiv gewesen und hatte sich Informationen aus Köln beschafft. Und schließlich hatte sie dem Vater gesagt, er habe diesen anderen Mann erpresst.
    Hanno stahl dem Vater die Universalschlüssel und schickte Brigitte eine Mail als Stachelmann, als der Vater wieder einmal so nett war, mit Hanno ins Internetcafé zu gehen. Hanno liebte diese Cafés, wo die Leute vor den Bildschirmen saßen und alles um sich herum vergaßen. Und Hanno gehörte dazu, war einer unter vielen, fiel nicht auf. Insgeheim nannte er die Leute im Internetcafé seine Freunde. Er war dem Vater so dankbar, wo Hanno doch wusste, dass der Vater sich eher lustlos vor den Bildschirm setzte und dann meist nur Online-Zeitungen las oder die blöden Beiträge in Online-Fachzeitschriften.
    Brigitte fiel darauf herein. Es erregte ihn immer noch, wenn er an ihre zarten Brüste dachte. So etwas hatte er vorher noch nie berühren dürfen. Vor seinem Unfall vielleicht? Er überlegte, aber er konnte sich nicht erinnern. Gut, dass er das Rasiermesser vom Vater mitgenommen hatte und die Schnur aus der Garage. Er hatte wirklich an alles gedacht. Als wäre alles schon lange tief in ihm angelegt gewesen. Das Rasiermesser hatte er danach gründlich abgewaschen und wieder ins Badezimmer gelegt. Aber seitdem hatte er es nicht mehr gesehen, und natürlich traute Hanno sich nicht, den Vater zu fragen, warum er es nicht mehr benutzte, sondern den alten elektrischen Rasierapparat.
    Dass er Brigitte bestraft hatte, machte dem Stachelmann noch mehr Angst. Das war großartig. Und niemand dachte an Hanno. Außer dem Vater. Der hatte zuletzt gesagt: Nun darfst du aber nichts mehr anstellen, nicht wahr, Hanno?
    Ja, Vater, hatte Hanno gesagt. Und gedacht, er habe ja alles

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