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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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erledigt. Der Vater war ruhiger geworden, so wie früher, wenn er erzählte, wie toll es war an der Uni, wie alle zu ihm aufsahen, und wie großzügig er war, weil sich doch darin seine Macht am schönsten zeige. Als der Vater ruhiger geworden war, wurde auch Hanno ruhiger.

    Ich habe alle Beweise.

    Aber jetzt war die Ruhe vorbei. Das Schwein fing wieder an, Ärger zu machen. Diesmal ärgerte er Hanno. Aber Hanno würde sich das nicht gefallen lassen.

    Du hast bis morgen Mittag Zeit, dich zu stellen.

    Gut, du hast es so gewollt.

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    20
    Stachelmann hatte die Pistole mehrfach in die Hand genommen, sie war schwer. Er prüfte die Sicherung und ob das Magazin eingerastet war. Tagsüber würde nichts passieren, spät in der Nacht auch nicht, da fiel einer auf, der schwer bepackt das Haus betrat. Stachelmann rechnete damit, dass der Mörder am Abend erschien. Bald also. Gestern, ganz früh am Morgen, hatte er das posting abgeschickt, heute hatte er erst eingekauft und dann einige Stunden den Handwerker gespielt. Das gehörte zwar nicht zu seinen Begabungen, aber es würde reichen. Oder nicht? Es musste reichen.
    Dann begann die Stunde des Zweifels. Der Typ würde überhaupt nicht kommen. Der würde Stachelmann auflaufen lassen. Beweise? Lächerlich. Die reichten nie, nicht einmal für ein Ermittlungsverfahren. Er rannte einem Phantom hinterher, einer Fiktion. Er hatte die Zusammenhänge hergestellt, die er mit dem, was er wusste, herstellen konnte. Aber wahrscheinlich gab es andere Tatsachen, Dinge, die seinen Annahmen widersprachen. Es würde ausgehen wie beim Rollstuhlwunder des Manfred Kraft, aber ohne die Entlarvung eines Schwindlers.
    Na und, dachte er. Wenn es so ausging, wer hatte den Schaden? Er hatte sich geirrt, aber diesmal verärgerte er nicht einmal einen Schwindler. Er täuschte nur sich selbst. Niemand konnte sich beschweren. Bohming? Das kratzte ihn nicht mehr. Der hatte genug Dreck am Stecken, aus der Sache würde er so schnell nicht herauskommen. Aber er war Beamter, eine Rechtsverletzung würde man ihm nicht nachweisen können, der Geschädigte war tot, Beweise gab es nicht. Ein mittelprächtiger Anwalt würde Bohming heraushauen, bevor überhaupt etwas geschehen war.
    Stachelmann setzte sich aufs Sofa im Wohnzimmer. Vor sich auf den Tisch hatte er die Fernbedienung gelegt, die er im Baumarkt gekauft hatte. Daneben die Pistole. Er kam sich vor wie in einem Western. Er grinste, dann packte ihn die Angst wie ein Anfall. Stachelmann kämpfte mit ihr, es gelang ihm, sie zurückzudrängen, doch seine Hände zitterten. Bald war es so weit. Sofort meldeten sich die Zweifel. Du machst dich zum Affen. Aber es merkt ja keiner.
    Es klingelte, er erschrak, dachte, sein Herz müsse aussetzen. Er stelzte zur Wohnungstür und guckte durch den Spion. Der Postbote. Er kannte ihn, trotzdem, vielleicht stand der Mörder daneben und hatte den Postboten gezwungen zu klingeln, um Stachelmann zu überraschen. Der Postbote klingelte noch einmal, vielleicht hatte er bemerkt, wie sich der Spion verdunkelte.
    Aber Stachelmann rührte sich nicht.
    Wieder klingelte es, diesmal das Telefon. Auf Zehenspitzen stelzte Stachelmann zurück, im Wohnzimmer konnte er wieder normal gehen. Er ließ das Telefon klingeln, im Display sah er, es war Anne. Als das Klingeln aufgehört hatte, horchte er, ob sie auf den Anrufbeantworter sprechen würde. Als sie es nicht tat, zog er die Stecker von Telefon und Anrufbeantworter aus der Dose. Dann löschte er alle Lichter und nahm die Fernbedienung in die linke Hand, die Pistole in die rechte. Er schaute in den Spiegel, den er an den Türrahmen geschraubt hatte, um den Flur immer im Blick zu haben.
    Kaum saß er, hörte er entfernt, wie es in mehreren Wohnungen klingelte. So, wie es Werbemüllverteiler taten. Um die Zeit war es ungewöhnlich. Es begann zu zittern in ihm. Das funktioniert nicht. Der bringt dich um. Der lässt sich nicht abhalten von deinem Spielkram.
    Er hörte die Schritte im Treppenhaus.
    Du hättest die Wohnungstür abschließen sollen. Warum machst du es ihm so einfach? Mit Absicht. Ich will, dass er kommt, damit die Sache zu Ende geht. Jetzt kommt er.
    Ein Klacken, als die Wohnungstür aufgedrückt wurde. Der Mann kannte den Trick mit der Scheckkarte. Vielleicht verstand er es als Zeichen des Schicksals, dass ihm gelingen würde, was er sich vorgenommen hatte. Stachelmann sah die Silhouette des Eindringlings in seinem Spiegel, als Licht aus dem Treppenhaus in den Flur

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