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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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schien. Der Mann hatte tatsächlich ein Gewehr im Anschlag. Der Eindringling schloss die Wohnungstür von innen, dann sah Stachelmann ihn nicht mehr, es war dunkel. Er hörte, wie der Lichtschalter betätigt wurde, aber es blieb dunkel. Stachelmann hatte alle Glühbirnen aus den Fassungen gedreht. Er drückte auf die Taste der Fernbedienung, die Halogenscheinwerfer leuchteten auf, der Mann fluchte unterdrückt. Jetzt sah ihn Stachelmann glasklar. Hanno presste die Hand vor die Augen und machte einen Schritt nach vorn. Mit einem Schrei stolperte er. Eine kurze Salve löste sich, Stachelmann fuhr zusammen, es war unerträglich laut. Er sah im Spiegel, dass der Mann das Gewehr fallengelassen hatte, Stachelmann rannte in den Flur, hob die Pistole und drückte ab.
    Hanno Bohming schaute in seine Richtung mit aufgerissenen Augen, aber er konnte Stachelmann nicht sehen. Erst war er geblendet, dann war er tot. Ein roter Fleck auf der Brust zeigte an, wo die Kugel getroffen hatte.
    Stachelmann schaute auf die Pistole, auf den Toten, wieder auf die Pistole, wieder auf den Toten. Du hast einen Menschen umgebracht. Es wäre nicht nötig gewesen, du hättest ihn entwaffnen können, der hatte das Gewehr schon nicht mehr schussbereit in der Hand. Aber er fühlte sich erlöst. In diesem Augenblick merkte er erst, welcher Druck auf ihm gelastet hatte. Jetzt, wo der Druck nachließ, wunderte er sich, dass die Last ihn nicht zerquetscht hatte.
    Gleich würde die Polizei kommen, die Schüsse waren gewiss gehört worden. Stachelmann rannte zum Telefon, legte die Pistole weg, drückte die Telefonstecker in die Buchse und wählte den Notruf. Als abgehoben wurde, nannte er Namen und Adresse. »Kommen Sie schnell. Ich wurde überfallen.«
    Dann hastete er in den Flur und demontierte die Scheinwerfer. Es ging schnell, sie hingen jeweils an einer Schraube. Er löste auch den Draht, den er mehrfach über den Flurboden gespannt hatte. Es ekelte ihn, als er den Draht unter der Leiche wegziehen musste. Als er die Haken, zwischen denen der Draht gespannt war, losgeschraubt hatte, packte er alles in den Kleiderschrank. Hanno Bohming lag auf dem Rücken, das G3 neben ihm. Die Salve hatte Löcher in die Wand gerissen.
    Es klingelte. Die Polizei. Das stehst du auch noch durch.

    * * *

    »Sie kriegen ein Verfahren wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Das ist Ihnen wohl klar. Nehmen Sie sich einen guten Anwalt, dann kostet das ein paar Euro. Und noch etwas, bevor wir zur Hauptsache kommen. Dieser Herr Schmid vom Verlag war hier und hat gestanden, er habe sich den Erpresserbrief selbst geschrieben, um einen handfesten Grund zu haben, aus dem Vertrag mit Ihnen auszusteigen. Der kriegte Schiss, als er von den Schüssen hörte und von dieser Kampagne. Ich habe selten einen solchen Jammerlappen gesehen.«
    Stachelmann überlegte, ob er Schmids wahren Grund nennen sollte. Er tat es nicht. Er konnte es nicht beweisen, und Schmid hatte sich schon eine andere Version zurechtgelegt. Außerdem interessierte es ihn nicht mehr.
    Taut schaute Stachelmann eine Weile an. Eine Frage lag in der Luft, aber Taut fragte nicht. Er fragte etwas anderes: »Hätte ich Ihnen nicht zugetraut, dass Sie sich einem Mörder stellen und übrig bleiben.«
    »Ich auch nicht«, sagte Stachelmann. Von den Scheinwerfern und dem Draht sprach er nicht. »Aber der Typ hatte ja eine Meise.«
    »Ich habe das Gutachten aus der Klinik noch nicht. Unser Psychoheini hat aber schon mit denen telefoniert. Es geht da um eine Wesensveränderung« – er zog das erste E in Wesen in die Länge, als passte das Wort nicht in seinen Mund – »und um etwas, das sich maligner Narzissmus nennt. Sicher ist nur, dass Bohming junior einen Unfall hatte bei der Bundeswehr. Verkehrsunfall. Er saß mit Kameraden auf der Ladefläche eines Lastwagens, der Fahrer schlief ein, hatte die Nacht zuvor gesoffen, der Lastwagen kippte in den Straßengraben ...«
    »Tragisch«, sagte Stachelmann, um etwas zu sagen.
    »Vor allem deswegen, weil es Hanno jedes Jahr ein bisschen besser ging. Wenn da nicht diese Aggressionsschübe gewesen wären. Und diese absolute Fixierung auf den Vater.«
    »Ich bin sicher, der Herr Professor hat gewusst, was sein Sohn trieb. Spätestens seit dem Mord an Brigitte Stern.«
    Taut ließ seinen Blick im Zimmer schweifen. »Haben Sie dafür einen Zeugen?«
    Stachelmann winkte ab.
    »Ich hätte Ihnen gar nicht zugetraut, dass Sie seit Jahren zu Hause eine Pistole liegen hatten.«
    »Ich habe das Ding

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