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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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besonderen Grund, um deine Mutter zu besuchen?« Sie schluckte. »Es gibt da etwas, das ich dir zeigen will, solange ich noch klar im Kopf bin.«

    In der Nacht schlief er kaum, obwohl die Diclofenac-Tablette die Schmerzen dämpfte. Am Morgen dachte er erst an seine Mutter und fühlte sich schlecht, weil er sie vernachlässigte, obwohl sie in der Nähe wohnte.
    Nachdem er müde aufgestanden war, dachte er nur noch an Brigitte und an das, was sie ihm sagen wollte. Er spürte, nun würde sich der Nebel auflösen. Sie hatte vielleicht nicht den Schlüssel zur Schatzkammer, aber sie wusste gewiss, wie man zum Tor kam. Und das würde er dann schon öffnen können. War ja nicht das erste Mal. Die Müdigkeit verflog, und die Schmerzen verschwanden, als er das Frühstück bereitet hatte. Die Lübecker Nachrichten rätselten auf der Seite »Norddeutschland« in wenigen Zeilen weiter über die Schüsse im Von-Melle-Park. Längst war anderes aufregender. Zumal die Polizei nicht weiterkam. Fast befriedigte es ihn, dass wieder einmal er die Ermittlungen entscheidend voranbringen würde. Das gab den Schüssen auf ihn und dieser Kampagne fast einen Sinn.
    Bevor er sich aufmachte, schaute er noch nach, ob es neue postings im Internetforum gab. Es hatte sich nichts getan. Bestimmt war es ein gutes Zeichen. Brigittes Freunde hatten die Kampagne eingestellt, und die anderen Besserwisser schwiegen, weil es nichts Neues zu meckern gab. So musste es sein.
    Im Seminar konnte er vor Ungeduld kaum arbeiten. Am Mittag holte Anne ihn ab zum Essen. Sie gingen zu einem Italiener, der vor ein paar Wochen aufgemacht hatte. Während sie aßen, sprachen sie kaum. Beim Espresso sagte Anne: »Du magst die?«
    Er schaute sie an, wollte erst so tun, als ob er sie nicht verstanden hätte, sagte dann aber: »Ja, aber nicht so, wie du vielleicht meinst.«
    »Und was meine ich vielleicht?«
    Er wischte mit der Hand über den Tisch. Nein, über so einen Quatsch wollte er nicht reden.
    »Aber wenn ich nicht nachgehakt hätte ...«
    »Ja, ja«, sagte er.
    »Stimmt doch!« Sie lächelte ihn an.
    Sie hatte recht, aber er fand sie penetrant. Manchmal war sie so. Aber ohne sie würde ihm Brigitte heute Abend kaum etwas erzählen. Oder war beichten das richtige Wort? »Du hast Recht.«
    »Ich komme mit heute Abend«, platzte sie heraus.
    Er schüttelte den Kopf. »Das wäre nicht klug.«
    Sie versuchte ihm in die Augen zu schauen, aber er wich aus. »Gut, wenn du meinst.« Sie klang gedämpft.
    »Versteh doch, sie erwartet nur mich. Und ich will jede Irritation vermeiden. Sonst überlegt sie es sich noch anders. Ich fühle das, heute Abend werde ich wissen, was hinter dem Irrsinn steckt. Oder zumindest werde ich wissen, wie ich es herausbekommen kann ...«
    »Überlass es doch der Polizei.«
    »Der Polizei wird Brigitte nichts sagen.«
    »Aber wenn sie dir verraten hat, was sie weiß, dann kannst du zur Polizei gehen.«
    »Sie wird mir das Versprechen abnehmen, dass ich es nicht tue.«
    »Du darfst es nicht verschweigen, wenn du etwas weißt über einen Mordversuch. Von allem anderen abgesehen, wäre es eine Straftat. Da hört der Spaß auf. Das ist ein Verwirrspiel, was diese Brigitte und ihre Freunde veranstalten. Und du fällst auf so was rein. Ich ahne ja, warum.«
    Eifersüchtig war sie nie gewesen. »Bist du etwa eifersüchtig?«
    Sie winkte ab, dann schaute sie auf die Uhr. »Ich muss jetzt los, das Kindermädchen will weg.«
    Sie will gehen, um nicht weiter mit dir zu diskutieren. Da war er sich sicher. Sie stand auf, ging zu ihm und küsste ihn flüchtig. »Erzähl mir, wie es war.« Es klang fast verächtlich.
    Warum war sie eifersüchtig? Er suchte einen Grund, entdeckte aber keinen. Brigitte war hübsch, das waren andere auch. Absurd. Anne wusste es. Ihre Eifersucht, wenn es denn eine war, hatte einen anderen Grund. Vielleicht richtete sie sich in Wahrheit immer noch gegen Carmen, Ossis Kollegin, mit der er etwas angefangen hatte. Anne hatte darunter womöglich mehr gelitten, als sie zugeben wollte. Aber das war eine Weile her. Vielleicht giftete sie deshalb Brigitte an? Oder doch nur, weil die so lange nicht herausrücken wollte mit dem, was sie wusste?
    Er machte sich zu früh auf den Weg zu Brigitte und spazierte im Nieselregen in ihrem Viertel umher, um die Zeit totzuschlagen. Als es acht Uhr war, fror er. Die Nässe war durch die Kleidung gedrungen, der Rücken und die Knie schmerzten. Er klingelte, und als niemand öffnete, klingelte er noch

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