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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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vorstellen, rede ich nicht.«
    Der Kräftige nestelte eine Karte aus einer Tasche und hielt sie Stachelmann vor die Augen. Er las etwas von Polizei. »Staatsschutz«, sagte der Drahtige.
    »Mit denen würde ich nicht reden«, sagte Brigitte.
    »Wir mit Ihnen auch nur auf dem Präsidium. Sie kennen wir ja schon.«
    »Und was wollen Sie von mir?«, fragte Stachelmann und ärgerte sich.
    »Wir nehmen diese Äußerung mal als Vorstellung«, sagte der Kräftige. »Und Sie« – er wandte sich an Brigitte – »gehen jetzt besser.« Sein Zeigefinger deutete auf die Tür.
    »Wer hier geht, bestimme ich«, sagte Stachelmann. »Außerdem sollten Sie an Ihren Manieren arbeiten.« Ihm drängte sich das Bild auf, dass die beiden Männer Ledermäntel trugen.
    »Okay, okay«, sagte der Drahtige. »Ich glaube, wir fangen besser nochmal ganz von vorn an. Sollen wir rausgehen und wieder reinkommen, und Sie tun so, als hätten Sie uns noch nie gesehen?«
    »Jetzt werden Sie albern. Das hier ist kein Sandkasten, sondern mein Büro. Und ich möchte, dass Sie das sofort verlassen.«
    Die beiden Männer wechselten einen Blick, dann gingen sie wortlos. Als sie die Tür von außen schlossen, atmete Stachelmann auf. Brigitte warf ihm einen freundlichen Blick zu. Dann öffnete sich die Tür wieder, und Stachelmann erschrak.
    »Wundern Sie sich nicht, wenn Sie eine Vorladung ins Präsidium bekommen.«
    Stachelmann winkte ab. »Raus!«, brüllte er.
    Brigitte sah ihn erstaunt an. »Hätte ich dir nicht zugetraut.«
    »Was?«
    »Dass du die Bullen einfach rausschmeißt.«
    »Ich mir auch nicht.« Er lachte verkrampft. In ihm wuchs das Gefühl, irgendetwas laufe falsch. »Die kennen dich?«
    »Klar. Für die bin ich eine Linksradikale, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung bekämpft.«
    Er schüttelte den Kopf. »So gefährlich siehst du aber nicht aus.«
    Sie grinste. »Ich bin der Wolf im Schafspelz.«
    »Besser als andersherum.« Er kratzte sich an der Stirn. »Warum haben die dich auf dem Kieker?«
    »Die haben uns auf dem Kieker. Wir sind eine Gruppe, die gegen die Nazis kämpft. Überall, wo sie auftauchen. In Ostdeutschland gibt es schon genug befreite Zonen, wo die Nazis Ausländer und Behinderte jagen und auch sonst alle, die ihnen nicht passen. Wir wollen verhindern, dass das auch in Hamburg und in Norddeutschland passiert.«
    »Ihr allein?«
    »Nein, es gibt in vielen Orten Antifas. Mit denen arbeiten wir zusammen.«
    Er setzte sich auf seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch, sie sich auf den Stuhl davor.
    Wieder klopfte es, Anne steckte ihren Kopf ins Zimmer. Sie schaute zu Brigitte. »Stör ich?«
    »Nein.« Stachelmann winkte sie ins Zimmer. »Ich hatte gerade Besuch vom Staatsschutz.«
    »Und was will der von dir?«
    »Die ermitteln wohl auch. Die Schüsse und die Kampagne.«
    »Das muss doch nicht schlecht sein«, sagte Anne. Sie setzte sich auf die Schreibtischplatte.
    Brigitte holte scharf Luft.
    »Du hättest sehen müssen, wie die hier aufgetreten sind. Ich dachte an Ledermäntel. Ich habe sie rausgeschmissen.«
    »Du übertreibst. Die Gestapo hätte sich nicht rausschmeißen lassen.«
    Er nickte kaum merklich. Anne hatte recht. Und es war in seinem Interesse, dass die Sache aufgeklärt wurde. Erst dann konnte er die Angst besiegen. »Sie werden mich vielleicht vorladen. Und wenn ich hingehe, werden sie bessere Manieren haben. Weil sie mich nämlich brauchen als Zeugen.«
    »Du gehst nicht hin!«, sagte Brigitte.
    Anne starrte sie an. Dann warf sie einen Blick auf Stachelmann, in dem er Verwirrung las. »Er muss hin«, sagte Anne. »Und Sie sollten sich überlegen, ob Sie nicht alles sagen müssten, was Sie wissen.« Stachelmann hatte ihr nur kurz von seinem Abenteuer mit Brigitte berichtet. Er bereute es, weil er vertrauter mit Brigitte war, als Anne es seinem Bericht von dem Streit mit den Nazis hatte anhören können.
    »Wenn ich das tue, dann verpfeift er« – sie warf einen Blick auf Stachelmann – »meine Freunde bei den Bullen.«
    »Mensch, kapieren Sie nicht, um was es geht? Dann werden Ihren Freunden halt ein paar unangenehme Fragen gestellt. Es wird nicht das erste Mal sein. Aber es geht hier um einen Mordversuch und darum, dass er« – nun warf sie einen Blick auf Stachelmann, um gleich darauf Brigitte wieder zu fixieren – »nicht jeden Augenblick Angst haben muss, von einem Irren abgeknallt zu werden. Überlegen Sie zwei Minuten, wie Sie sich fühlen würden, wenn irgendeiner aus irgendeinem

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