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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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noch näher. »Und?« Es war eine Herausforderung. Die anderen aus der Gruppe am Eingang kamen hinzu. Sie waren in der Überzahl. Eine Frau mit hartem Gesicht kreischte: »Hab ich mir's doch gedacht, ein Türk ist auch dabei. Immer, wenn es um Krawall geht, ist ein Türk da.«
    Stachelmann spürte fast körperlich, wie die Bedrohung wuchs. »Nichts wie weg hier«, flüsterte er fast.
    Georgie nickte. Die anderen beiden hatten Stachelmann nicht gehört, aber sie begriffen die Lage trotzdem. Langsam wichen sie zurück. Zunächst rückten die anderen nach, aber dann wurden es immer weniger, die folgten, bis sie in der Minderzahl waren und der Mut sie verließ.
    Sie fuhren zu Georgie. Der pfiff vor sich hin, während er lenkte. Stachelmann saß auf dem Beifahrersitz und starrte hinaus in die anbrechende Dämmerung. Er überlegte, ob er Anne anrufen sollte, aber dann ließ er es. Die Anwesenheit der anderen hätte ihn gestört. Er genoss die Erleichterung, die ihn allmählich erfasste, und holte sich die Bilder zurück ins Gedächtnis. Kraft, wie er auf dem Boden lag und sich wand. Dort hatte er sich diesen überheblichen Spinner gewünscht, seit er ihn kennen gelernt hatte. Nur, was hatte Brigitte an dem gefunden, der ihr zum Verhängnis wurde? Er verstand es umso weniger, je länger er darüber nachdachte. Du bist selbst eifersüchtig. Es hätte dir gefallen, wenn Brigitte zu dir gekommen wäre, um zu fragen, statt zu diesem Schwindler. Ein bisschen eifersüchtig, gut. Aber doch nur, weil Kraft so abstoßend war, dass es fast einer Beleidigung gleichkam, wenn Brigitte den besuchte und nicht Stachelmann. Aber sie kannte dich doch kaum. Und offenbar wollte sie Kraft loswerden, was den ausrasten und zum Mörder werden ließ. Hatte er auch mich töten wollen? Aber da stimmte die Zeitfolge nicht. Die Schüsse im Von-Melle-Park fielen, bevor Kraft Brigitte ermordet hatte. Vielleicht hatte Kraft – er war sich in diesem Augenblick sicher, dass Kraft es gewesen war – doch versehentlich vorbeigeschossen. Nein, einen Sinn hatte alles nur, wenn Kraft Stachelmann nicht zum Opfer machen wollte. Es bleibt dabei, auch wenn deine Gedanken immer wieder darauf zurückkommen. Kraft hat im Von-Melle-Park absichtlich vorbeigeschossen. Und dann hat er gemerkt, dass Brigitte sich Stachelmann zuwandte, obwohl der Angst hatte. Kraft mochte glauben, nur wirkliche, also unwirkliche Helden könnten Brigitte – oder alle Frauen – beeindrucken, und hatte doch nur gezeigt, Menschenkenntnis war nicht seine Stärke.
    Die anderen drei plapperten fröhlich, während Stachelmann in Gedanken versunken war. Er hörte sie reden, verstand aber nicht, was sie sagten.
    Er brauchte auch länger, um zu begreifen, dass sie längst vor Georgies Wohnung standen. Vor der Wohnung, in der Brigitte gelebt hatte, bis Kraft sie ermordete. Seine Stimmung passte nicht zu der Freude der anderen über den Coup, der ihnen gelungen war.
    Die drei jungen Männer setzten sich lärmend an den Küchentisch, Stachelmann lehnte sich an den Schrank, schaute zu und wurde traurig. Dann merkten die anderen endlich, dass er nicht mitfeierte.
    »Was ist los?«, fragte Halil. »Warum freust du dich nicht?«
    Stachelmann winkte ab. »Ich bin erschöpft. Es ist besser, ich gehe jetzt.«
    Georgie öffnete eine Bierflasche und gab sie Frankie.
    »Soll ich dich irgendwohin bringen?«, fragte Georgie.
    »Danke, nein. Tschüs!«
    Stachelmann wartete nicht, bis die anderen sich verabschiedet hatten. Er trat hinaus auf die Straße und atmete tief ein. Ostseeluft, ein milder Wind, in dem Stachelmann das Meer zu riechen glaubte. Aber der Wind aus dem Osten zog übers Land und verlor den Geschmack und Geruch des Meers, strich über Wiesen und Wälder, über Höfe und Seen. Anders war es, wenn er von der Nordsee kam, die Elbe hinauf zum Hafen.
    Er hätte froh sein müssen, dass der Alptraum nun vorbei war. Schmid würde gewiss schon morgen, spätestens übermorgen anrufen und auf den Knien kriechen. Aber Stachelmann war nicht froh, und seine Habilschrift war ihm fremd geworden, gleichgültig. Er nahm sein Handy und wählte Tauts Nummer. Ein Polizist meldete sich mit »Mordkommission«. Der Herr Kriminalrat sei bei einem Verhör. Aber er habe gesagt, wenn ein Dr. Stachelmann darauf bestehe, das Verhör zu verfolgen, könne er kommen.
    Taut hatte mit seinem Anruf gerechnet. Und er war nun doch bereit, ihn zuhören zu lassen, hatte Stachelmann das aber nicht von sich aus gesagt. Aus Taut würde

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