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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Seltsam war, dass niemand sich um Kraft kümmerte, den Frankie und Halil mit dem Bauch auf den Boden geworfen und ihm die Arme auf dem Rücken und die Beine gefesselt hatten. Kraft zappelte wie ein Aal an Land. Dann hatte Georgie das Megaphon im Kofferraum seiner Rostkarre verstaut. Als Stachelmann endlich auch aus dem Haus kam, musste er lachen. Kraft wand sich wie eine Schlange, aber die drei hatten doch wenig Mühe, ihn festzuhalten. Frankie drohte Kraft Prügel an, wenn er sich weiter wehrte, und Kraft hörte auf zu zappeln.
    »Du Sau«, sagte Kraft, als er Stachelmann sah.
    Der grinste nur. Er hätte ihn gern in den Bauch getreten. Nie hatte er solchen Hass gespürt.
    Schon hörten sie die Alarmsirenen, dann raste ein Polizeiauto auf sie zu und bremste abrupt. Dahinter hielt ein Zivilfahrzeug mit Blaulicht auf dem Dach. Taut öffnete die Beifahrertür und quälte sich vom Sitz. In einem für seine Verhältnisse hohen Tempo eilte er zu der Gruppe um Kraft.
    »Was ist los?«, fragte er Stachelmann.
    »Das ist los«, sagte der. Er deutete auf Kraft. »Beim letzten Mal hat dieser ganz spezielle Freund von Brigitte Stern Sie gewiss im Rollstuhl empfangen ...«
    Taut blickte zu Kraft, dann zu Stachelmann, wieder zu Kraft, wieder zu Stachelmann. Langsam begriff er.
    »Dieser Herr mimt den Behinderten«, sagte Stachelmann. »Er hat genug Motive für einen Mord. Ich tippe auf Eifersucht, vielleicht ist er auch eine Art Sexualstraftäter. Wahrscheinlich finden Sie in seiner Biographie eine Station namens Wehrdienst. Was besagt, dass er mit einem G3 umgehen kann. Wo er sich eines besorgt hat, weiß ich nicht, auch nicht, wo er das Gewehr versteckt hat. Aber da wir Ihnen ja die Hauptarbeit abgenommen haben, dürfte es Ihnen nicht so schwer fallen, diese Nebenfragen zu klären.« Schon während er es sagte, schalt er sich wegen seiner Überheblichkeit. Aber er hatte es gesagt, und vielleicht war es Taut gar nicht aufgefallen, wo er doch mit seiner Überraschung fertig werden musste.
    Zwei uniformierte Polizisten übernahmen Kraft. Stachelmann sah noch, wie der sich fügte, aber dann drehte er sein Gesicht zu Stachelmann und schickte ihm ein Grinsen, dreckig und siegesgewiss. Gleich überkam Stachelmann die Verzweiflung. Und wenn der es gar nicht war? Wenn sie einen Unschuldigen erwischt hatten? Aber das war unmöglich. Kraft hatte ein Motiv, ein geradezu klassisches Motiv. Und er war ein Widerling, der den Behinderten spielte, um Mitleid zu erregen. Nein, sie hatten sich nicht geirrt.
    Taut reichte Stachelmann die Hand, diesmal hatte er einen festeren Händedruck. »Wir werden mal schauen, ob der Herr ein Alibi hat, und dann sehen wir weiter.«
    »Kann ich mitkommen, das Verhör verfolgen?«
    »Tut mir leid, die Vorschriften. Das müssen Sie bitte verstehen.«
    »Es gibt aber keine Vorschrift, die verbietet, dass Historiker Mörder fangen.«
    Taut grinste. »Gott sei Dank nicht. Jeder darf Straftäter fangen, sogar verhaften. Das haben Sie und Ihre Freunde getan.« Er warf einen Blick zu den drei jungen Männern, die zusammenstanden und redeten. »Hoffentlich war es eine Verhaftung und keine Straftat. Und wie Sie das hingekriegt haben, ich will es lieber nicht wissen.«
    Stachelmann spürte die Nervosität. Sie kam mit den Schmerzen, auch wenn sie mit ihnen nichts zu tun hatte. Jetzt, da der Mörder im Polizeiwagen wegfuhr, ließ die Anspannung nach. Aber dann kam ihm ein Bild in den Kopf. Kraft, der Brigitte an Stachelmanns Schreibtischstuhl fesselt, ihr die Bluse aufknöpft und ihr schließlich den Hals durchschneidet. Er hätte sie so gern früher schon berührt, aber da hatte er den Rollstuhlfahrer gemimt und den väterlichen Freund, außerdem war er zu alt, und ob Brigitte sich jemals mit so einem Eigenbrötler eingelassen hätte, das war unwahrscheinlich.
    Taut tippte an die Stirn zum Abschied. »Danke. Mal sehen, was daraus wird.« Dann setzte er sich in den Zivilwagen und ließ sich mit Blaulicht und Sirene davonfahren. Er hatte es eilig, und das befriedigte Stachelmann. Er hatte das Geheimnis gelüftet, wie ein Mann im Rollstuhl zum Mörder werden konnte.
    Er ging zu den anderen. Die lachten gerade, noch lauter, als Stachelmann ihnen dankte für die pünktliche Inszenierung. Vor dem Eingang des Hauses stand noch eine kleine Gruppe von Leuten. Ein Mann mit Bart und Rollkragenpullover starrte Stachelmann böse an. Er näherte sich.
    »Habt ihr das Affentheater verbrochen?«
    Als er keine Antwort erhielt, rückte er

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