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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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bekommen müssen, als sie zehn Jahre alt war!«
    Mister Stanley sagte: »Du kannst uns vertrauen, Zeke. Was ist passiert?«
    Keiner erwartete eine Antwort von Zeke. Lula war überrascht, als er sagte: »Wir bekamen jeder ein großes Geschwister, verstehst du, statt einen großen Bruder oder eine große Schwester, was so albern und sexistisch ist. Bethany war mein großes Geschwister.«
    Die Kellnerin brachte den Kaffee. Mister Stanley nippte daran und sah zu, wie sich Lula die Zunge verbrannte.
    »Vorsicht«, warnte er sie zu spät.
    »Wir gingen in Bethanys Zimmer und haben geredet«, sagte Zeke. »Richtig geredet. Sie erzählte mir von ihrer Heimatstadt in New Hampshire und dass sie die Erste aus ihrer Familie sei, die ins College geht, und ich erzählte ihr von uns und Mom …«
    »Was hast du ihr von uns und Mom erzählt?«, fragte Mister Stanley.
    »Die Wahrheit. Keiner hat versucht, den anderen zu beeindrucken. Es war, als wären wir seit Ewigkeiten befreundet. Wir haben uns eine Band angehört, von der sie welche kannte, bei der Probe. Wir sind zum Essen in die Cafeteria gegangen. Das Essen war scheiße, keiner kriegte was runter. Aber da haben sich viele zu uns gesetzt, und es hat Spaß gemacht, und dann gingen wir in ihr Zimmer und …«
    »Den Teil brauchst du uns nicht zu erzählen«, sagte Mister Stanley.
    »Den Teil musst du uns erzählen«, sagte Lula. Wie konnte Mister Stanley nur so blöd sein, wenn Zeke bereit war zu reden? Sollte Mister Stanley sie doch mit Blicken töten. »Was ist in Bethanys Zimmer passiert?«
    »Kaum waren wir da, sagte Bethany, sie müsse auf die Toilette und sei gleich wieder da, aber nach einer Weile kam dieses andere Mädchen ins Zimmer und fragte, wo Bethany sei, und das Mädchen drehte schier durch und sagte, sie habe gedacht, ich wüsste es, alle wüssten, dass man Bethany ständig unter Beobachtung halten müsse, weil sie sich sofort umbringe, wenn sie allein sei. Manchmal gehe es ihr besser, aber sie habe auch ganz schlechte Zeiten. Und gerade sei es wieder so weit. Ihre Freunde hätten das College überredet, sie bleiben zu lassen, wenn sie Bethany rund um die Uhr bewachten. Sie sagte mir, sie würde versuchen, Bethany zu finden …«
    »Was ist denn das für ein College?«, unterbrach Mister Stanley. »So etwas zu gestatten! Einem geistig gestörten Mädchen zu erlauben, Führungen durch das College zu machen. Und dich in diese Lage zu bringen! Was ist mit dem armen Mädchen passiert?«
    »Was ist mit mir passiert!«, rief Zeke. »Ich saß auf ihrer Bettkante und dachte, wie glücklich sie sei, Freunde zu haben, die sich so um sie kümmern. Und auch wie seltsam es war, weil Bethany so cool und mit sich im Reinen wirkte. Ihre Freundin sagte, ich solle dableiben, falls Bethany zurückkäme. Und wenn sie käme, sollte ich bei ihr bleiben und eine Möglichkeit finden, jemandem Bescheid zu sagen. Ich wurde allmählich richtig nervös und dachte, wahrscheinlich würde das ganze College nach Bethany suchen. Sie könnte tot sein, und es wäre meine Schuld, auch wenn mir niemand davon erzählt hatte.«
    »Es wäre nicht deine Schuld gewesen«, sagte Mister Stanley. »Das College hätte Schuld gehabt.«
    Zeke sagte: »Schließlich ging ich in die Halle und traf da diesen älteren Typen, so eine Art Aufseher. Er fragte mich, ob es ein Problem gebe, und ich erzählte ihm alles. Wie eine verängstigte kleine Tussi. Der Typ sagte: ›Verdammte Inzucht, ziehen diese verfluchten Theaterkids schon wieder diesen Scheiß durch?‹«
    »Der Mann war eine Respektsperson und benutzte solche Ausdrücke?«
    Zeke ignorierte seinen Vater. »Es stellte sich heraus, dass sie das schon oft gemacht hatten. Sie nennen es Echtzeit-Guerilla-Theater. Punkig, im College-Stil. Sie machen das mit denen, die sich bewerben. Solche, von denen sie glauben, dass sie nicht aufgenommen werden und die ihnen deshalb später nichts anhaben können.« Zekes Stimme klang vor Tränen ganz belegt.
    Mister Stanley sagte: »Wie können so ein dummes Mädchen und ihre sadistischen Freunde sich anmaßen zu wissen, wer aufgenommen wird?«
    Lula hätte Zeke gern in die Arme genommen, an ihre Brust gedrückt und ihm versichert, dass ihm bald, rascher, als er es sich vorstellen konnte, all das witzig vorkommen würde. Obwohl es genauso möglich war, dass das nie geschah. Lula war einmal von ein paar Mädchen aus der Nachbarschaft in einen Lagerraum eingesperrt worden. Das hatte sie nicht klaustrophobisch gemacht oder ihr

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