Luegen auf Albanisch
mein Vetter Alvo.«
»Von wegen Vetter«, sagte Ginger. »Sie und ihr sogenannter Vetter wollten gerade miteinander bumsen.«
Alvo erhob sich von der Bettkante und streckte Mister Stanley die Hand hin. »Ich bin Lulas Vetter Alvo.«
Genau in diesem Moment fragte eine Stimme im Flur: »Was ist denn los?«
»Lasst Zeke nicht rein«, rief Lula.
»Mom«, sagte Zeke. »Was ist das für Zeug an dir?«
»Schokolade«, sagte Ginger. »Weißt du noch, wie viel Spaß wir hatten, wenn wir zusammen Kekse gebacken haben?«
Zeke trug ein schwarzes T-Shirt und karierte Boxershorts. Wie ein verschlafenes Kind bohrte er sich die Fäuste in die Augenhöhlen. Schaut ihn euch an!, wollte Lula rufen. Aber was wollte sie Zekes Eltern damit eigentlich vor Augen führen?
»Hier stinkt’s«, sagte Zeke.
»Du zitterst, Ginger«, sagte Mister Stanley. »Deine Mom zittert, Zeke.«
»Ich friere innerlich«, sagte Ginger.
»Das ist ja widerlich. Ich verschwinde«, sagte Zeke.
»Jemand soll ihn aufhalten«, sagte Ginger.
»Lass ihn gehen«, sagte Mister Stanley. »Er muss das nicht mit ansehen. Hast du es da bequem, Liebes? Möchtest du dich nicht auf diesen hübschen weichen Sessel setzen?«
Sie ist dreckig!, hätte Lula beinahe protestiert. Aber es war Gingers Sessel.
»Bleibt mir alle vom Leib«, sagte Ginger. Gegen die Wand gelehnt, hampelte sie mit den Beinen unter der Decke hin und her, und zehn dreckige Zehen wackelten gegen die Satineinfassung.
»Ich wusste nicht, dass er geladen war«, sagte Lula.
»Ich wusste nicht, dass er geladen war«, äffte Ginger sie nach.
Alvo schaute mit solcher Unschuld und Verwunderung von einen zum anderen, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, es sei sein Revolver. Sein geladener Revolver. Er ging ins Badezimmer und kam mit dem Revolver zurück.
»Ich kümmere mich um den«, sagte er.
»Vielen Dank«, sagte Mister Stanley. »Wie ist die Waffe überhaupt ins Haus gekommen?«
»Ich glaube, er gehört Ihrer Frau«, sagte Lula.
»Beschissene Lügnerin!«, brüllte Ginger.
»Und das Messer?«
»Aus der Küche«, sagte Lula und deutete mit einer Kopfbewegung wieder auf Ginger. Die verrückte Ehefrau war schwer bewaffnet hergekommen. Sie wollte kein Risiko eingehen.
»Verlogene Schwanzlutscherin«, sagte Ginger, diesmal resignierter.
»Zum Glück wurde niemand verletzt«, sagte Mister Stanley. »Mein Gott, was für eine furchtbare Krankheit.«
»Das kannst du laut sagen. Und weißt du, was das Schlimmste daran war?«, fragte Ginger. »Mit dir verheiratet zu sein.«
Mister Stanley seufzte. Dann ging er zum Telefon und wählte, ohne die Nummer nachschlagen zu müssen. Er sagte: »Ist da der Ärztedienst? Hier ist Stanley Larch. Der Mann von Ginger Larch. Es tut mir leid. Ich weiß, dass Weihnachten ist. Aber könnte der Arzt uns zurückrufen? Meine Frau ist unerwartet nach Hause gekommen, und wir haben hier eine Art Krise.«
»Eine Art Krise?«, sagte Ginger. »Was ist denn das für ein schwules Gequatsche? Und ist das nicht typisch für meinen Mann, nach diesem geistig zurückgebliebenen Schwein zu schicken, diesem fetten, verfickten Möchtegern-Sigmund-Freud, der mich beim letzten Mal so phantastisch geheilt hat?«
»Du musst dich anziehen«, sagte Mister Stanley.
»Wenn du mich anfasst, explodiere ich«, sagte Ginger. »Wenn du mir zu nahe kommst, schreie ich Mord und Vergewaltigung, und all deine Zombie-Nachbarn werden sich aus ihren Gräbern erheben und angerannt kommen. He, hör mal. Hast du das gehört?«
»Was gehört?«, fragte Mister Stanley.
»Die Haustür ist zugeschlagen«, sagte Ginger. »Elvis hat das Haus verlassen. Womit ich unseren Sohn meine.«
»Stimmt das?«, fragte Mister Stanley. »Ist Zeke rausgegangen?«
»Eine Mutter weiß so etwas«, sagte Ginger.
Lula wurde ausgeschickt, nach Zeke zu schauen, und als sie überall gesucht hatte und ihn nicht finden konnte, bat Mister Stanley Lula und Alvo, seinen Sohn aufzuspüren, der vermutlich nicht weit weg war, und dafür zu sorgen, dass er zurückkam.
»Eure Mäntel liegen auf dem Boden«, wies Ginger sie hilfsbereit hin. »Fallen gelassen auf eurem überstürzten Weg zum Bumsbett.«
»Ginger und ich kommen schon zurecht«, sagte Mister Stanley. »Sorgen Sie nur dafür, dass Zeke nichts passiert.«
Alvo eilte zum Auto, und Lula trabte hinter ihm her. Der SUV roch immer noch nach Lulas Parfüm, vermischt mit Alvos Eau de Toilette. Als Alvo den Revolver ins Handschuhfach legte, verspürte Lula tiefe
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