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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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hier war. Sie hatte wieder das Stadium erregter Glückseligkeit erreicht, als Alvo sich von ihr losmachte.
    »Was zum Teufel?«, rief er.
    Lula drehte sich um. Eine tropfnasse Frau, nackt bis auf das um ihre Hand geschlungene Handtuch, stand an der Badezimmertür. Lula drehte die Lampe voll auf. Die Frau war mit einem braunen Zeug beschmiert, von dem Lula hoffte, dass es Schlamm war. Das Badezimmerlicht strahlte sie von hinten an und umrahmte ihr im Schatten liegendes Gesicht mit einer Aureole aus rotgrauen Locken. Dann trat sie ins Licht.
    »Ginger«, sagte Lula.
    »Wer zum Teufel?«, fragte Alvo.
    »Die Mom«, sagte Lula. »Die Mutter und die Ehefrau. Die Frau von Mister Stanley. Ich kenne sie nur von Fotos.«
    »Bleib du von meinen Fotos weg«, sagte Ginger.
    »Nett, Sie kennenzulernen, Mrs. Stanley«, sagte Alvo.
    »Fahr zurück zur Hölle, Schweinepriester«, sagte Ginger.
    »Nett«, sagte Alvo zu Lula, als sei es ihre Schuld. »Deine Mitbewohnerin hat ja nette Manieren.«
    »Sie ist nicht meine Mitbewohnerin«, sagte Lula.
    »Von deinem Chef«, sagte Alvo. »Die Frau von deinem Chef.«
    »Ich sag doch, ich hab sie noch nie gesehen!«
    »Was macht sie dann in deinem Zimmer?«
    Ginger trat einen Schritt vor. Nähe und Lampenlicht waren besonders unfreundlich. Lula wusste nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte oder gar nicht hinschauen wollte. Nicht auf die weichen Fleischwülste um Gingers Taille, nicht auf die eingesunkenen Lenden und das schüttere Schamhaar, die schwabbeligen, braun gestreiften Oberschenkel und sicherlich nicht auf das grotesk verzerrte Gesicht von den Familienfotos.
    »Das ist Schokolade«, sagte Ginger. »Ich musste mich damit einschmieren, um die saure Atmosphäre loszuwerden, die du in dieses Haus gebracht hast, Miss.«
    »Schokolade«, sagte Lula. »Hoffen wir’s.«
    »Ekelhaft«, sagte Alvo.
    »Du hältst die Klappe, Arschloch.« Mit einer dramatischen Bewegung schüttelte Ginger das Handtuch von ihrer Hand, in der ein Schlachtermesser zum Vorschein kam, das sie zuerst gegen Lula, dann gegen Alvo schwang. Lula erkannte das Messer. Als sie letztes Mal für Zeke Brokkoli zu kochen versuchte, war es mit einem Schnitt glatt durch den Stiel geglitten. Wie hatte Ginger das Messer gefunden? Es gehörte ihr.
    »Legen Sie das weg, Lady. Bitte«, sagte Alvo.
    »Bitte, Mrs. Stanley«, sagte Lula.
    »Nenn mich noch einmal so, und ich hacke dir das Gesicht in Fetzen. Ich töte euch beide und lass euch auf dem Boden verbluten.«
    »Damit Ihr Mann und Ihr Sohn uns finden?«, fragte Lula.
    »Die können mich mal«, sagte Ginger. »Der Junge ist genauso ein Schlappschwanz wie sein Vater.«
    Wo war die Ginger, die ihrem Sohn diese fröhlichen Postkarten geschickt und damit den Eindruck erweckt hatte, der rote Fels und die klare Luft im Westen würden ihren Geist heilen? Wo war Ginger tatsächlich auf ihrer Reise von und nach New Jersey gewesen? Was hatte sie mit dem Geld gemacht, das Mister Stanley ihr schickte, und wie hatte sie ihn überzeugen können, dass es ihr besser ging? Lula hätte auf das Messer achten sollen, aber stattdessen schossen ihr diese Gedanken durch den Kopf, bis sich der Nebel lichtete und einen uneingeschränkten Blick auf die Wahrheit enthüllte, die immer schon da gewesen war.
    Es war die ganze Zeit Ginger gewesen. Ginger hatte einen Schlüssel. Wie hatte Lula übersehen können, dass es Ginger war, die sich ins Haus schlich, in ihrer Wanne duschte und auf Zekes Computer schrieb? Am Morgen der College-Rundreise war ihr der Gedanke durch den Kopf gegangen. Aber sie hatte ihn sofort verdrängt. Sie wollte glauben, dass es Alvo war. Und außerdem hatte Ginger Postkarten aus dem ganzen Land geschickt! Little Charmy Puppy hatte Lula noch weiter von der Spur abgebracht, wie Ginger zweifellos beabsichtigt hatte. Warum würde die Frau ihres Arbeitgebers ihr niedliches Aufziehspielzeug hinterlassen? Das Offensichtliche war jetzt offensichtlich, wie es das immer ist, früher oder später.
    »Den Scheiß, den du meinem Kind zu essen gibst«, sagte Ginger. »Tiefgefrorene Hamburger. Pizza. Denkst du, eine Mutter weiß das nicht? Glaubst du, ich hätte diesen giftigen Schleim nicht gesehen, den du im Tiefkühlschrank versteckt hast?«
    »Wir haben das genommen, was Zeke wollte«, sagte Lula. »Wir haben das gekauft, was er essen wollte.«
    »Zuerst mal, wer gibt dir das Recht, auch nur den Namen meines Kindes auszusprechen? Oder es mit Gift zu füttern.«
    »Er ist kein Kind«, sagte Lula.

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