Luegen auf Albanisch
Parkplatzes stand auf einem Schild: »Wir heißen den Abschlussjahrgang 2010 willkommen.« Lula weigerte sich auszurechnen, wie alt sie dann sein würde. Zeke deutete mit dem Kopf auf einen lila Ballon, der gegen das Schild geweht wurde.
Er sagte: »Ich hoffe nur, dass es kein superteurer Fehler ist.«
»Es ist ein Geschenk des Himmels«, sagte Mister Stanley. »Es wird jeden Penny wert sein.«
Eine Menge Pennys, verkündete die mit Säulen bestandene, auf einen Rasen hinausgehende Veranda, noch viel mehr Pennys, fügten die Buntglasfenster an dem Treppenaufgang hinzu, der in eine getäfelte Halle führte. Zwei Studentinnen, Türsteherinnen in schicker Aufmachung, saßen an einem Tisch, bleckten lächelnd die Zähne und brachten die Gäste dazu, ihren Namen auf selbstklebende Schildchen zu schreiben. Mister Stanley und Zeke gehorchten, aber als Lula sagte: »Ich bin nur ein Gast«, waren die Mädchen so verwirrt, dass Lula davonkam, ohne ein Namensschild tragen zu müssen.
Das College hätte einen anheimelnderen Raum wählen sollen, in dem die Studenten, Eltern und Lehrer weniger verloren gewirkt hätten, während sie versuchten, diese abweisende Leere zu füllen. Die Minderheitsstudenten aus der Broschüre hatten anscheinend beschlossen, dem Treffen fernzubleiben. Auf zwei langen Tischen waren Platten mit Obst und bereits hinfälligen Türmen aus Käsewürfeln aufgebaut, dazu Flaschen mit Wasser, Orangensaft und mehrere Samowars in Industriegröße.
Tee, dachte Lula verzweifelt.
Während sie ihren Tee tranken, nahmen die Eltern die gekrümmte, wachsame Haltung ein, die man benötigte, um eine zerbrechliche Tasse mit heißer Flüssigkeit zu balancieren und gleichzeitig mit anderen nervösen Fremden zu plaudern. Lula bemerkte, wie oft sie auf die Uhr schauten und wie sehr sie sich bemühten, das zu verbergen. Ein paar ältere Studentinnen beobachteten die Menge. Wären Lula die Blicke auch so raubgierig vorgekommen, wenn es da nicht Zekes noch nicht lange zurückliegendes Erlebnis mit Bethany von Harmonia gegeben hätte?
»Bleib von diesen Mädchen weg«, flüsterte Lula.
»Glaub mir«, sagte Zeke. »Ich hab dazugelernt.«
Eine Frau mit einer schimmernden, vorgewölbten Stirn schoss auf sie zu und streckte ihnen so aggressiv die Hand entgegen, dass Lula ihr am liebsten aus dem Weg gesprungen wäre. Aufgeschreckt bekam Lula den Namen der stellvertretenden Zulassungsleiterin nicht mit, die begeistert war – sie blickte auf Zekes Namensschild –, dass Zeke nach Alice Ames kommen wolle.
Sie sagte: »Sie halten mich vermutlich für voreingenommen, wenn ich ständig darüber rede, wie gut es mir hier gefällt.«
Lula ergriff die Gelegenheit davonzuschlüpfen, sich eine Tasse Tee einzuschenken und eine Ecke zu finden, aus der sie Interesse an den Abläufen vortäuschen konnte. Aber Moment. Das könnte interessant werden. Ein Mann kam auf sie zu.
»Mein Name ist Carl«, sagte er. »Carl Levin. Ich bin Philosophiedozent.«
Sogar noch besser, ein Jude. Bei Lula zu Hause sagten die Mädchen, Juden seien hervorragende Liebhaber. Zum Teufel mit Alvo und seinem Klimaanlagenschwindel, falls es das überhaupt war. Bleib cool, mahnte sich Lula. Was war die unmittelbare Vergangenheit, wenn nicht eine Warnung vor überschäumender Phantasie? Außerdem ging es hier nicht um Lula und ihr erbärmliches Liebesleben, sondern um die Brücke, die Zeke nun bald von seiner Kindheit in die Welt schlagen sollte. Und es gehörte zu Lulas Job, dafür zu sorgen, dass diese Brücke stabil war.
»Gehören Sie zu den neu aufgenommenen Studenten?«, fragte der Professor. Sah sie wirklich so jung aus, oder sagte er das zu all den zweiten Ehefrauen, die mit dem Nachwuchs aus der ersten Ehe reicher Männer hier waren?
Lula sagte: »Ich war bereits in Albanien auf der Universität. Mein Bekannter … ich meine, der Sohn meines Bekannten wird sich hier im Herbst immatrikulieren.«
»Warten Sie!«, sagte er. »Sie sind die albanische Freundin! Wie viele könnte es sonst geben?«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Lula. So passierte es also. Sie wussten, wer du warst. Sie warteten auf dich. Du dachtest, es wäre ein College-Tee, dabei handelte es sich um einen Trick der Einwanderungsbehörde, bei dem sie Illegalen alles von Amnestie bis zu Freikarten für ein Baseballspiel versprachen. Und wenn man auftauchte, nahmen sie dich fest. Aber Lula brauchte sich keine Sorgen zu machen. Dank Don war sie legal.
Die Lippen des Professors bewegten
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