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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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durfte. »Sitzt du auch?«
    »Ja, klar«, log ich. Egal, was er zu sagen hatte, es würde mich schon nicht umhauen. Alex war nun mal einfach nicht der Typ, der einen umhaute. Er sagte, dass er vor zwei Stunden einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben habe.
    »Fünf Prozent mehr Gehalt, einen dickeren Firmenwagen, und, was das Beste ist, die Firma hat ihren Sitz in Köln. Ab nächsten Monat bin ich also wieder in der Stadt. Na, da staunst du, was?«
    »Ja«, sagte ich ihm zuliebe. »Wenn ich nicht schon gesessen hätte, wäre ich umgekippt!«
    »Liebst du mich eigentlich immer noch, Mäuschen?«
    »Natürlich liebe ich dich immer noch«, sagte ich, und das war die volle Wahrheit: Wenn ich einmal jemanden in mein Herz geschlossen hatte, dann blieb er dort für immer. »Aber was sagt Ariane dazu, dass du wieder nach Köln ziehst?« Ariane war meine Nachfolgerin. Sie und Alex hatten sich in München eine Wohnung geteilt.
    »Ariane und ich haben uns getrennt. Ganz einvernehmlich«, sagte Alex.
    »Ich habe nichts anderes von dir erwartet«, sagte ich. »Du bist also wieder Single, hm?«
    »Ja. Es ist kein schlechtes Gefühl. Aber ich beschäftige mich doch mehr und mehr mit dem Gedanken, eine Familie zu gründen. Ich werde dieses Jahr fünfunddreißig. Und ich bekomme allmählich Geheimratsecken.«
    »Ja, ja, wir werden alle nicht schöner«, sagte ich.
    »Du kannst da gar nicht mitreden, du bist gerade mal Mitte zwanzig und in der Blüte deiner Jugend und Schönheit«, sagte Alex, und das zu hören war Labsal für meine geschundene Seele.
    »Meinst du das ernst?«
    »Natürlich, Mäuschen. Mit sechsundzwanzig ahnt man ja noch nicht, wie schnell das Alter zuschlagen kann. Ahnungslos lebt man vor sich hin, und dann, plötzlich, von einem Tag auf den anderen: Weitsichtigkeit, Krähenfüße, Haarausfall und Besenreiser. Und dann muss man sich mächtig anstrengen, um noch eine Frau zu erwischen. Du jugendlich-frisches Küken beispielsweise scheidest für einen alten Knacker wie mich schon mal ganz aus! Du würdest die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn du die Besenreiser an mir entdecken würdest!«
    »An welcher Körperstelle hast du die denn?«
    »Frag nicht! Du wirst sie nie zu Gesicht bekommen! Nein, nein, was mir vorschwebt, ist eine Frau mit ähnlichen Problemen wie ich.«
    »Was denn, du willst eine Frau mit Geheimratsecken?«
    »Du weißt schon, was ich meine. Ich will eine Frau, die den Zahn der Zeit auch schon an sich nagen fühlt …«
    »Oh, das ist toll. Da kann ich dir unbedingt weiterhelfen«, sagte ich.
    »Wirklich? Ich hab nichts dagegen, mich verkuppeln zu lassen. Hör mal, Mäuschen, ich bin nächste Woche wieder in Köln, vielleicht können wir dann zusammen Mittag essen und das Thema etwas näher erläutern?«
    »Das wäre schön«, sagte ich und machte mir einen entsprechenden Eintrag in meinem Kalender. Mit wem sollte ich ihn zuerst bekannt machen? Nicht mit Vivi, die kannte er schon, und sie war nicht sein Typ. Sonja vielleicht, oder, noch besser, Carla. Sie war diejenige, die es am eiligsten hatte. Und ohne Zweifel fühlte sie den Zahn der Zeit an sich nagen. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass alle Anwesenden mein Gespräch belauscht hatten.
    »Wer war das denn?«, fragte Birnbaum.
    »Mein Exfreund«, antwortete ich brav, obwohl es ihn natürlich nicht das Geringste anging.
    »Was denn? Der langweilige Alex?«, fragte Carla.
    Birnbaum griff nach meinem Handgelenk und schaute auf die Pulsuhr. »Fünfundneunzig«, sagte er. »So langweilig kann er also nicht sein.«
    »Das ist er auch nicht«, sagte ich mit Nachdruck.
    In diesem Augenblick betrat eine junge Frau unser Büro, eine hochgewachsene Blondine, aber nicht vom Typ Barbiepuppe, sondern eher vom Typ Sarah Connor. Ich erkannte sie sofort wieder, das schmale, ein wenig herbe Gesicht, das lange blonde Haar, die langen, schlanken Beine und den winzig kleinen Popo, den sie so anmutig auf den Barhocker in der Sushibar geschoben hatte. Sie sah in jeder Beziehung umwerfend aus.
    Es war Annika Fredemann, die Tochter vom Boss.
    Birnbaum sah sie nicht sofort, weil er mit dem Rücken zur Tür stand und immer noch mein Handgelenk hielt, aber Marianne sah ihr vom Schreibtisch direkt ins Gesicht.
    »Verlaufen?«, fragte sie unfreundlich. Marianne war bekennende Blondinenhasserin, und ganz offensichtlich wusste sie nicht, wen sie vor sich hatte. »Hier haben nur Leute Zutritt, die lesen und schreiben können.«
    »Wie bitte?«, fragte Annika

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