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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Fredemann irritiert. Carla und ich tauschten einen ziemlich schadenfrohen Blick. Normalerweise wäre ich Marianne jetzt beigesprungen, aber sie war in den letzten Tagen einfach zu ekelhaft zu mir gewesen, und deshalb ließ ich sie voll ins Messer laufen.
    »Wie bitte?«, äffte Marianne Annika nach. »Auch noch schwerhörig, was? Ah, es ist wirklich so, wie ich immer sage: Blondinen müssten eigentlich einen Behindertenausweis mit sich führen.«
    Inzwischen hatte Birnbaum meine Hand losgelassen und sich umgedreht. »Suchst du mich?«, fragte er.
    Annika Fredemann lächelte erleichtert. »Da bist du ja, Adam.«
    Marianne war zur Salzsäure erstarrt. Nur ihre Augen konnten sich noch bewegen. Sie schaute fassungslos von Annika zu Birnbaum und wieder zurück zu Annika.
    Carla und ich lächelten fein.
    »Es war gar nicht so einfach, dich zu finden«, sagte Annika Fredemann. »Du warst nicht in deinem Büro, und das Sekretariat war auch nicht besetzt. Ich habe eine schwangere Frau nach dir gefragt, aber sie hat angefangen zu heulen, als dein Name fiel. Schließlich hat mir eine ältere Dame mit Dackel den Tipp gegeben, in diesem Büro nach dir zu suchen.«
    Birnbaum lachte. »Der Dackel heißt Paule und ist einer meiner fähigsten Mitarbeiter. Das hier« – er zeigte auf Carla, mich und die Salzsäule – »sind Frau Lautenbacher, die Sekretärin, Johanna Rübenstrunck und Marianne Schneider, Ressortleiterin für Aktuelles und Reportagen. Und das ist Annika Fredemann, die Taufpatin dieser Zeitschrift.«
    »Sehr erfreut«, sagte Annika, wobei sie Marianne keines Blickes mehr würdigte. Zu meiner Verblüffung griff sie aber nach meiner Hand und schüttelte sie. »Johanna Rübenstrunck! Wie schön, Sie mal kennen zu lernen. Ich liebe Ihre Kolumnen. Ich lach mich regelmäßig kaputt darüber. Stimmt’s, Adam?«
    »Ja«, sagte Birnbaum. »Gehen wir rüber in mein Büro?«
    Annika strahlte mich immer noch an. »Ich hab mich immer gefragt, wie Sie wohl aussehen. Also, ehrlich, ich hab Sie mir ganz anders vorgestellt.«
    »Wie denn?«, hätte ich gerne gefragt, aber ich fürchtete mich ein wenig vor der Antwort, also lächelte ich nur, bis Birnbaum und Annika den Raum verlassen hatten. Merkwürdigerweise empfand ich Annikas Begeisterung für meine Kolumne als wenig schmeichelhaft. Plötzlich hatte ich nämlich den Verdacht, dass Birnbaum meine Kolumne nur mochte, weil seine Freundin sie mochte.
    Marianne erwachte erst aus ihrer Erstarrung, als die Tür hinter Birnbaum ins Schloss fiel.
    »Verdammter Mist«, sagte sie. »Ihr hättet mich auch warnen können!«
    Carla warf mit einer affektierten Bewegung ihre Haare in den Nacken. »Ach, weißt du, Marianne«, sagte sie. »Wir Blondinen halten im Zweifel eben immer zusammen.«
    »Und was mich betrifft: Ich saß auf meinem dicken Hintern fest«, sagte ich.
    Marianne warf grollend ihren Computer an.
    Mein Telefon klingelte wieder. »Redaktion Annika , Johanna Rübenstrunck, was kann ich für Sie tun?«, fragte ich aufgekratzt.
    »Gar nichts mehr«, sagte Vivis Stimme am anderen Ende der Leitung. »Jetzt ist es nämlich zu spät!«
    »Wovon redest du, um Himmels willen? Und warum weinst du?«
    »Es ist alles deine Schuld«, schluchzte Vivi. »Es war die Chance meines Lebens, und das wusstest du genau!«
    »Vivi! Jetzt sag schon, was passiert ist!«
    »Heute ist Mittwoch«, schluchzte Vivi. »Und du hast gesagt, du wolltest mich wecken.«
    Oh Gott! Vivis Vorstellungsgespräch in der Werbeagentur! Ich sah auf die Uhr. Es war zehn nach zehn. »Oh, Vivi, das tut mir so Leid.« Hektisch blätterte ich in meinem Kalender. 7.00 Uhr Vivi wecken , da stand es schwarz auf weiß. Wie hatte ich das nur vergessen können?
    »Das nutzt mir jetzt auch nichts mehr«, schniefte Vivi. »Es war die Chance meines Lebens, und ich habe sie verpasst. Ich bin gerade erst aufgewacht. Der Wecker hat nicht geklingelt, und du hast nicht angerufen!«
    »Oh, Vivi, Süße! Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Ich hatte es mir extra in den Kalender geschrieben. Aber ich war laufen, und danach habe ich die vielen Möhren für meinen Rohkosttag geschält, und dann bin ich in die Redaktion gefahren und …, oh Vivi, es tut mir so Leid.«
    »Deine Entschuldigungen kannst du dir an den Hut stecken«, sagte Vivi und legte einfach auf.
    Ich ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl plumpsen und hätte am liebsten geheult.
    »Was ist los?«, fragte Carla.
    »Vivi hat ihr Vorstellungsgespräch verpasst!

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