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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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auf Diät ist. Aber uns können Sie noch einen halben Liter bringen. Ach was, der erste war so schnell weg, bringen Sie uns gleich einen ganzen Liter.«
    Der Kellner schenkte mir einen, wie ich fand, mitleidigen Blick. Ich sah auf die Uhr. Es war eine Minute vor acht. Jeden Augenblick konnte Boris durch die Türe treten. Mein Mund war ganz trocken vor Aufregung. Ohne Alkohol würde ich das hier nicht überleben. Es war ungerecht, dass die anderen sich einen hinter die Binde kippen durften, während ausgerechnet ich nüchtern bleiben musste.
    »Aber sonst hast du auf einen Schlag alles wieder drauf, was du in der letzten Woche abgenommen hast«, sagte Sonja. »Und das willst du doch nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Keine Angst«, sagte Carla. »Wir sind ja bei dir. Prost, Mädels.«
    Alle starrten wir auf die Tür.
    »Ich bin so gespannt, wie er aussieht«, sagte Sonja.
    »Ich bete, dass er noch seine Haare hat«, wisperte Vivi.
    »Und über einen Meter fünfundsiebzig groß ist«, sagte Carla. »Wir wollen doch keinen von diesen Napoleon-Komplex-Kerlen.«
    »Und bitte, bitte kein Goldkettchen«, flüsterte Sonja.
    »Amen«, sagte Vivi.
    »Hey, Mädels«, sagte ich. »Es ist mein Rendezvous, schon vergessen?« Ich musste etwas unternehmen, um die Aufmerksamkeit von der Tür abzuwenden. »Apropos Rendezvous. Ich habe vorhin noch mit Alex telefoniert, Carla. Er hat gesagt, du hättest zwar unmögliche Manieren, aber wirklich tolle Titten.«
    »Das sagen sie immer, bevor sie mich ohne Wonderbra gesehen habe«, sagte Carla. »Aber was heißt hier unmögliche Manieren? Nur weil ich mein Dressing auf einem Extrateller haben wollte? Hat er Harry und Sally nicht gesehen?«
    »Nein, er fand es nur unmöglich, dass du während des Essens die ganze Zeit zu dem Mann am Nachbartisch geschaut hast.«
    »Ach so, ja. Der sah aber auch lecker aus. Ich hätte gern seine Telefonnummer gehabt.«
    »Du hättest Alex nach seiner fragen sollen.«
    »Phhh«, machte Carla. »Er hätte mich ja nach meiner fragen können, wenn er meine Titten wirklich so toll fand. Aber er hat die ganze Zeit nur über so langweiliges Zeug von seinem langweiligen Job geredet. Und über dich.«
    »Sein langweiliger Job bringt Alex immerhin achtzigtausend Euro im Jahr«, sagte ich hinterlistig. »Und er ist nun mal nicht so ein triebgesteuerter Typ. Eine Frau muss schon mehr zu bieten haben als tolle Titten.«
    »Ach, ja?« Carla schnaubte empört. »Und habe ich das etwa nicht?«
    »Achtzigtausend Euro?«, fragte Vivi. »Oh mein Gott! Warum hast du den laufen lassen, Hanna?«
    »Er war hundsmiserabel im Bett, stimmt’s?«, sagte Sonja.
    »Nein, das war er nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß und warf einen schnellen Seitenblick auf Carla. Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Das war gut. Ganz und gar nicht wahrheitsgemäß schürte ich das Feuer weiter: »Ich war ihm allerdings nicht experimentierfreudig genug. Alex hatte etwas gegen Routine im Bett. Ach, was sag ich, im Bett haben wir’s ja leider nur allzu selten getrieben …«
    »Wo denn?«, wollten Vivi und Sonja wissen, Carla fuhr sich nur gedankenverloren mit der Zunge über die Oberlippe.
    »Fragt mich lieber, wo wir’s nicht getan haben«, sagte ich und sah wieder zur Tür hinüber.
    Sofort wandten auch meine Freundinnen wieder ihre Köpfe dorthin.
    »Ich verstehe nicht, wieso du immer noch nicht rausgekriegt hast, was Boris von Beruf ist«, sagte Sonja. »Dann hätten wir jetzt wenigstens einen Anhaltspunkt.«
    »Ich habe ihn danach gefragt, aber er ist der Frage geschickt ausgewichen«, sagte ich.
    »Vielleicht ist er ja arbeitslos«, sagte Carla.
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich habe ihn gefragt, wer seine Hemden bügelt …«
    »Sehr gut! Eine Fangfrage«, sagte Sonja.
    »… und er hat geantwortet, die Wäscherei. Wenn er arbeitslos wäre, könnte er sich das nicht leisten.«
    »Außerdem bräuchte er ja dann auch keine Hemden zu tragen«, sagte Carla. »Aber schade: Arzt ist er schon mal nicht. Die tragen nur T-Shirts unter ihren Kitteln.«
    »Vielleicht ist er ja in der Werbebranche«, sagte Vivi seufzend. »Ich würde es dir gönnen, Hanna.«
    »Pünktlich ist er aber nicht«, sagte Sonja. »Es ist schon zwanzig nach acht.«
    »Vielleicht macht er es ja wie Hanna und ist inkognito da«, sagte Carla, wobei sie sich verschwörerisch umsah. »Es könnte im Grunde jeder von denen hier sein.«
    Ich musterte die Familien, Pärchen und Gruppen an den anderen Tischen und nickte. »Wenn ja, dann

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