Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)
Einstellung.«
Carla schüttelte den Kopf. »Ist es eben nicht. Du hast dich vielleicht so gemocht wie du warst, und niemand hat versucht, dich vom Gegenteil zu überzeugen. Aber deswegen hast du doch kein bisschen anders ausgesehen als jetzt.«
»Na und? Ich habe mich aber weit besser gefühlt.« Grimmig schlug ich mit der Hand auf die Motorhaube von Carlas Fiat. »Meine Welt war völlig in Ordnung bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich beschlossen habe abzunehmen.«
»Du hast einen wirklich guten Grund dafür gehabt, schon vergessen? Dreihundertsiebenundneunzig Punkte!«
»Wenn Boris wie dein dämlicher Basti denkt, dann möchte ich ihn gar nicht erst kennen lernen. Und du hast ja gehört, was Basti gesagt hat: Es wird mindestens ein Jahr dauern, bevor meine genetisch bedingten Fettverteilungsprobleme behoben sind. Und dann habe ich immer noch eine dicke Kiste!«
»Ja, aber eine dicke Kiste, die in Größe 38 passt«, sagte Carla. »Alles ist relativ, und Basti hat wirklich einen extrem schlanken Geschmack. Du hast ja gehört, seine Freundin hat eine Taille von achtundfünfzig Zentimetern. Und wahrscheinlich sagt er ihr trotzdem noch jeden Tag, wie fett sie ist. Männer sind so. Je mehr Minderwertigkeitskomplexe sie ihren Frauen machen können, desto sicherer fühlen sie sich.«
»Blödsinn«, sagte ich. »Alex zum Beispiel hat nie ein Wort darüber verloren, dass er mich zu dick findet.« Nachdenklich setzte ich hinzu: »Allerdings sieht er nicht so gut.«
»Tatsächlich? Ist er kurz- oder weitsichtig?«, wollte Carla wissen.
Mein Handy klingelte.
»Hallo«, sagte ich mit Grabesstimme. »Sie sprechen mit einer genetischen Fettverteilungs-Monstrosität, zusätzlich geformt durch sechsundzwanzig Jahre ungebremsten Genuss von Pizza, Pasta und Pfefferminzschokolade. Bitte beleidigen Sie mich nach dem Piepton.«
»Netter Versuch, aber mir geht’s es noch viel mieser als dir«, sagte Vivi am anderen Ende der Leitung. Sie hatte heute ihren ersten Arbeitstag in der neuen Firma gehabt.
»Hauptsache, du hast nicht schon wieder gekündigt«, sagte ich. »Das hast du doch auch nicht, oder?«
»Nein«, sagte Vivi. »Aber lange halte ich das nicht durch. Das Demütigendste ist der Spruch, den sie mich zwingen am Telefon zu sagen: Frölich Heizung und Sanitär, guten Tag, mein Härr, ist Ihr Abfluss mal zu, kommt Frölich im Nu, Sie sprechen mit Vivien Peterle, was kann ich für Sie tun ?«
»Das ist wirklich schlimm«, sagte ich. »Da fallen mir doch auf Anhieb bessere Reime ein.«
»Herr Frölich fand es auch sehr schade, dass mein Nachname sich nicht auf tun reimt. Meine Vorgängerin hieß nämlich Juhn.«
»Ja, aber man kann ja schlecht von dir verlangen, dass du nun losziehst und dir einen Ehemann suchst, der Huhn heißt. Ich bin dafür, dass du Herr Frölich deine Eigeninitiative beweist und ein bisschen von der gewohnten Routine abweichst. Du könntest zum Beispiel sagen: Abfluss verstopft? Bei Frölich angeklopft! Und falls eine Frau anruft, kannst du sie ja nicht mit mein Herr anreden. Ich wäre für: Hier ist das Peterle, meine Dame, ich mache für Frölich Reklame .«
Vivi fand das überhaupt nicht komisch.
14. Kapitel
I ch hielt also weiter Diät. Das heißt, ich versuchte mich auch in den nächsten Tagen so gut es ging von Süßigkeiten fern zu halten und fettreiche Speisen zu vermeiden. Wenn einer meiner Diätscouts in der Nähe war, hielt ich mich natürlich auch an all die anderen Regeln, die sie aufgestellt hatten. Kein Eiweiß zusammen mit Kohlenhydraten, keine Mahlzeit nach achtzehn Uhr, nie mehr als eine Banane täglich und jeden Bissen dreißigmal kauen – allmählich ging mir das in Fleisch und Blut über.
Am Tag nach dem Desaster im Fitnesstudio kaufte ich mir eine Waage, und sie und ich schlossen Freundschaft, weil sie vier Kilo weniger anzeigte, als Bastis Folterwerkzeug. Ich stellte mich jeden Morgen darauf, und jeden Morgen zeigte sie im Großen und Ganzen dasselbe Gewicht, mal zweihundert Gramm mehr, mal zweihundert Gramm weniger.
»Stagnation«, sagte Carla. »Im Grunde müsstest du jetzt die Kalorienzufuhr noch einmal drosseln. Aber am besten hältst du einfach durch, bis es von alleine wieder runtergeht.«
»Das ist nur, weil du durch das Laufen Muskelmasse aufbaust«, sagte Sonja. »Und Muskeln wiegen mehr als das Fett, das sie verbrennen!«
»So ist es«, sagte Vivi. »Du wiegst zwar nicht weniger, aber dein Umfang reduziert sich trotzdem.«
Ich war so naiv und glaubte
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