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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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anrufen?«
    »Was solltest du sonst damit anfangen?«
    »Ich weiß nicht, Mäuschen, du kennst mich doch. Warum sollte ich ein gebrochenes Herz riskieren. Ich meine es immer sofort so ernst, und Carla scheint mir eher der lockere, bindungsscheue Typ zu sein. Ich kenne das. Wenn man diesem Typ Frau nach der ersten Nacht mit einer Liebeserklärung kommt, dann suchen sie sofort das Weite.«
    Selten hatte ich eine unwahrere Behauptung vernommen, aber ich hatte keine Lust auf tief schürfende, analytische Gespräche. Also sagte ich: »Aber sie hat tolle Titten.«
    »Das stimmt auch wieder«, sagte Alex und legte auf.
    Fünf Minuten später kam Carla wieder ins Büro gestürmt. »Er hat angerufen«, rief sie aus. »Er hat tatsächlich angerufen.«
    »Wie schön für dich«, sagte ich.
    »Wir gehen morgen Abend zusammen weg«, sagte Carla. »Ins Kino. Oh, Herrgott, Hanna! Er will doch wohl etwa nicht im Kino …?«
    »Alex ist sehr sensibel«, sagte ich. »Beim ersten Mal wird er dich sicher nicht überfordern. Wahrscheinlich werdet ihr ganz normal miteinander im Bett landen.« Wenn überhaupt.
    »Ach so«, sagte Carla. »Dann wollen wir das mal hoffen. Ach, Hanna, da ist noch etwas – ähm, du sagtest doch, dass er schlecht sieht, oder?«
    »Ja. Ohne Brille ist er blind wie ein Maulwurf«, versicherte ich ihr. »Da nimmt er sozusagen nur noch Konturen wahr.«
    »Großartig«, rief Carla, und setzte, nach einem Seitenblick auf Marianne, in gedämpfterem Ton hinzu: »Ich meine, da fühlt man sich doch gleich ein bisschen ungezwungener. Die Cellulite, die Falten, die kleinen Pölsterchen – alles verschwommen. Trotzdem, ich muss morgen früh unbedingt noch einen Termin beim Friseur ergattern. Hast du einen gemacht?«
    »Einen was?«
    »Einen Friseurtermin! Du gehst doch morgen Abend zu Fredemanns Geburtstagsfeier.«
    »Das ist schon morgen?« Diese verdammte Feier hatte ich ja völlig vergessen. Und einen Friseurtermin hatte ich natürlich auch keinen.
    Ach, egal! Würde ich mir die Haare halt irgendwie auf dem Kopf zusammenwurschteln. Für den warzigen Cousin würde es allemal reichen.
    »Hast du denn ein Kleid?«, fragte Carla.
    Nein, hatte ich nicht. Ach, egal! Würde ich halt irgendeinen Fetzen aus dem Schrank ziehen und überwerfen.
    »Bist du irre? Was wirst du denn jetzt anziehen?«, rief Carla aus.
    »Ach, Carla, da interessiert sich doch kein Schwein dafür, was ich anhabe«, sagte ich wegwerfend. »Aber keine Angst, ich werde schon nicht im Jogginganzug hingehen.«
    Carla sah mich kopfschüttelnd an. »Du bist wirklich seltsam, seit die Freundin deines Bruders diese ekelhafte Sache mit der Ratte gemacht hat. Vielleicht hast du ein Trauma oder so etwas. Du hörst gar nicht mehr richtig zu, und ich habe den Verdacht, dass du auch deine Diät irgendwie vernachlässigst. Vivi sagt, sie ist nicht sicher, aber sie hat gestern Abend von der Straßenbahn aus eine Frau gesehen, die genauso aussah wie du und eine riesige Portion Fritten gegessen hat. Mal ehrlich, warst du das?«
    »Und wenn schon«, sagte ich. »Ich hatte ja vorher meinen halben Hintern auf dieser Wellness-Farm gelassen.«
    »Hanna! Denkst du denn gar nicht mehr an Boris?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nur manchmal«, sagte ich. »Und jetzt lass mich bitte allein, sonst wird dieser verdammte Artikel nie fertig.«
    Carla verließ mich mit sorgenzerfurchter Stirn, und ich widmete mich wieder Claire und dem Schlamm. Aber ich hatte noch keinen vollständigen Satz geschrieben, da wurde ich vom Klingeln des Telefons unterbrochen.
    »Redaktion Annika , Rübenstrunck«, bellte ich hinein. Schluß mit den freundlichen Floskeln. Wir waren hier ja schließlich nicht bei Frölich Heizung und Sanitär, guten Tag, mein Härr.
    Es war Toni, und sie weinte fast, wie immer. Diesmal weinte sie fast, weil der Filialleiter, der böse, dahintergekommen war, dass Toni weder krank noch schwanger noch alt und gebrechlich war und daher den kostenlosen Lieferservice des Supermarktes nicht in Anspruch nehmen durfte. Der Lehrjunge hatte gepetzt, und als der Filialleiter hörte, dass die scharfe Braut, die die Lieferungen immer entgegennahm und bezahlte, rote Haare hatte, war er hellhörig geworden. »Das ist Betrug«, hatte er Toni am Telefon angebrüllt. »Aber mit mir können Sie das nicht machen!«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich. »Er macht mit dir doch einen Wahnsinnsumsatz! All die Windeln und Gläschen und der viele Tiefkühlspinat.«
    »Das ist ihm aber egal«,

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