Lügen haben hübsche Beine
wieder loswerden konnte, bevor es eine größere Katastrophe geben würde.
Wenig später waren sie im Zimmer angekommen, und Alice Moore sah sich um.
»Naja, immerhin wohnt ihr hier anständig«, stellte sie fest. Dann fiel ihr Blick auf das zweite Bett. »Du schläfst nicht alleine?«, fragte sie argwöhnisch.
»Nein, nicht immer«, dachte Jill trocken.
»Ich habe eine Zimmergenossin, ein wirklich nettes Mädchen namens Mandy«, erklärte sie lächelnd, »Du wirst sie bestimmt auch noch kennenlernen.«
Ihre Mutter sah sich weiter um. »Übrigens, dieser Craig Peters macht doch gar nicht so einen üblen Eindruck«, erzählte sie dabei, »Zumindest auf den ersten Blick. Er war sehr freundlich, und wir haben uns ganz nett unterhalten.«
»Unterhalten?« Jills Stimme überschlug sich beinahe. »Worüber? Was hast du ihm erzählt?«
Kopfschüttelnd schaute Alice sie an. »Was regst du dich denn so auf? Du tust ja gerade so, als würde ich irgendwelche Staatsgeheimnisse ausplaudern. Natürlich haben wir über dich gesprochen. Ich habe ihm gesagt, wie stolz ich auf dich bin, obwohl ich es nicht gut finde, dass du fast nackt vor diesen Kameras herumhüpfst. Und stell dir vor, er war sogar meiner Meinung. Er hat dich sehr gelobt, wollte wissen, was du sonst so machst …«
Jill lief es kalt über den Rücken. »Mom, was hast du ihm gesagt? Hast du ihm etwas über meine Arbeit erzählt?«
»Nein, habe ich nicht. Aber wieso regst du dich denn so auf?«
»Mom«, Jill nahm die Hände ihrer Mutter und schaute sie eindringlich an, »Bitte versprich mir, dass du niemandem hier erzählst, dass ich Polizistin bin. Du darfst keinen Ton darüber verlieren.«
»Ich verstehe das nicht, es ist doch nichts dabei?«, fragte Alice irritiert.
»Ja weißt du, es ist so, dass die anderen Mädchen hier alle ganz einfache Berufe haben, und ich wollte nicht so auffallen. Polizistin ist schon ein bisschen ungewöhnlich, und deswegen habe ich gesagt, dass ich Kassiererin in einem Supermarkt bin«, versuchte Jill ihr einzureden. »Also bitte, kein Wort über meinen tatsächlichen Job.«
»Kassiererin in einem Supermarkt«, echote ihre Mutter verwirrt. »Na gut, wenn du meinst.«
Ihrem Gesicht war deutlich anzusehen, dass sie von dieser Sache überhaupt nicht begeistert war, aber sie sagte nichts mehr und trat stattdessen auf den Balkon hinaus.
Suchend schaute sie in den Garten hinunter und murmelte: »Ich frage mich nur, wo Simon bleibt. So lange kann es doch nicht dauern, einen Parkplatz zu finden.«
51
J ill war ihrer Mutter auf den Balkon gefolgt und glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.
»Was?«, entfuhr es ihr entsetzt. »Simon? Du hast Simon mitgebracht?«
»Besser gesagt, er hat mich mitgebracht«, sagte ihre Mutter. »Irgendwie musste ich ja schließlich hierher kommen. Außerdem hat er in der letzten Zeit so oft nach dir gefragt, und ich dachte, du würdest dich bestimmt auch freuen ihn zu sehen.«
»Mom, wie konntest du das nur tun?«, rief Jill aufgeregt, »Ich habe dir doch erklärt, dass ich nicht an ihm interessiert bin.«
»Aber er ist so ein netter Mann …«
»… den ich nicht haben will«, unterbrach Jill sie energisch. »Und wenn er der Kaiser von China wäre, ich will ihn nicht, verstehst du?«
Hilflos ruderte Alice mit den Händen, und Jill bemerkte zu ihrem Entsetzen, dass Simon inzwischen offenbar einen Parkplatz gefunden hatte. Sie sah, wie er den Garten betrat und sich suchend umschaute.
»Herr im Himmel, bleibt mir heute denn gar nichts erspart«, stieß sie entnervt hervor.
Ruckartig fuhr sie herum, schob ihre Mutter ins Zimmer und drückte sie auf ihr Bett.
»Weißt du was Mom, du setzt dich jetzt hier hin, ich gehe nach unten und hole uns eine Tasse Kaffee. Ich bringe dann auch gleich Simon mit herauf, er wird bestimmt ebenfalls mein Zimmer sehen wollen«, sprudelte sie hastig heraus.
»Aber wir können uns doch unten hinsetzen«, wandte Alice ein.
»Da ist es viel zu laut, hier oben können wir uns in Ruhe unterhalten«, lächelte Jill und strebte zur Tür. »Bleib schön da sitzen, ich komme gleich wieder.«
Jill hastete die Treppe hinunter, durchquerte das Wohnzimmer.
»Verdammt, verdammt, verdammt«, hämmerte es in ihrem Kopf, »Als ob ich nicht schon genug Probleme hätte.«
Simon stand etwas verloren auf der Terrasse, und sie ging rasch auf ihn zu.
»Hallo Simon«, begrüßte sie ihn, und bemühte sich um einen freundlichen Ton. »Schön dich zu sehen. Ich war ganz überrascht, als Mom mir erzählt hat, dass
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