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Lügen haben hübsche Beine

Lügen haben hübsche Beine

Titel: Lügen haben hübsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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zu spät.
Sie legte sich aufs Bett und rollte sich in Craigs Decke ein, unglücklich, verstört, bang.
Jede Minute rechnete sie mit seinem Erscheinen, aber die Zeiger der Uhr rückten weiter vor, und Craig tauchte nicht auf. Zwischendurch fielen ihr die Augen zu, dann schreckte sie wieder hoch.
Drei Uhr, und er war immer noch nicht da. Sie fing an sich Sorgen zu machen, hoffte, dass ihm nichts passiert war. Unruhig drehte sie sich hin und her, nickte nochmals ein. Als es draußen begann zu dämmern, wurde sie erneut wach, stellte fest, dass er immer noch nicht zurück war.
Enttäuschung mischte sich in ihre Besorgnis. Warum bestellte er sie zu sich und ließ sie dann die ganze Nacht hier warten? Wo zum Teufel war er denn nur?
»Bis dann, ich rufe dich an«, hallten auf einmal Lindsays Abschiedsworte durch ihren Kopf.
Nein, das konnte nicht sein, unmöglich. Das würde er nicht tun, er würde sie nicht bitten, zu ihm zu kommen, und sie dann hier sitzen lassen, weil er bei Lindsay war. Niemals. Oder …?
Sie dachte an die Dateien auf seinem Laptop, an die merkwürdige Mail, und war sich plötzlich nicht mehr so sicher. Nach wie vor kannte sie ihn nicht, wusste so gut wie nichts von ihm, außer den allgemeinen Dingen, die er ihr am Wochenende erzählt hatte. Aber das waren Fakten gewesen, die man vermutlich in allen möglichen Klatschmagazinen über ihn nachlesen konnte. Wirklich wichtige, persönliche Informationen hatte er nicht preisgegeben, trotz aller Intimität zwischen ihnen hielt er sich äußerst bedeckt.
Das Durcheinander in ihrem Kopf wurde immer größer, ihre negativen Gefühle immer stärker, und schließlich hielt sie es nicht mehr aus.
»Ich muss hier raus, bevor ich durchdrehe«, murmelte sie hilflos, »So kann ich ihm nicht gegenübertreten, ich muss erstmal einen klaren Kopf kriegen.«
Blitzartig verließ sie den Raum, schloss die Tür ab und eilte die Treppe hinunter. Sie stürmte in ihr Zimmer und rüttelte die schlafende Mandy am Arm.
»Mandy, bitte wach auf.«
»Was ist denn los?« Verschlafen blinzelte die Freundin sie an.
»Ich brauche deine Hilfe.« Jill drückte ihr Craigs Schlüssel in die Hand. »Nimm das, und gib es bitte Craig, wenn er zurück ist. Er wird bestimmt hier klopfen. Ich muss erstmal hier raus, ich bin bis heute Mittag wieder da.«
»Aber Jill, was ist bloß passiert? Und wo willst du um diese Uhrzeit hin?«
Jill schüttelte resigniert den Kopf. »Frag mich bitte nicht. Ich glaube, ich habe mich in die größte Katastrophe meines Lebens geritten.«
     

50
    M it kräftigen Schritten joggte Jill auf der Straße in Richtung Oceanview, durchquerte die Stadt und lief weiter an den Strand. Dort rannte sie ein ganzes Stück am Wasser entlang, bis ihre Lungen so sehr brannten, dass sie fast keine Luft mehr bekam. Sie verlangsamte ihr Tempo und ließ sich dann schließlich in den Sand fallen.
Reglos schaute sie aufs Meer hinaus. Nach wie vor war sie aufgewühlt, in ihr tobten die unterschiedlichsten Gefühle, ließen ihr kaum die Chance, einen klaren Gedanken zu fassen.
Stunde um Stunde verging, sie grübelte ohne Unterlass, und irgendwann gelang es ihr endlich, das Chaos in ihrem Inneren ein wenig zu sortieren.
Das Einfachste wäre, zu gehen und alles hinter sich zu lassen. Doch das war keine Option, und es war normalerweise auch nicht ihre Art, vor Problemen davonzulaufen.
Sie musste ihren Job zu Ende bringen, musste das tun, weswegen sie hier war, so lange, bis entweder Walter sie zurückbeordern würde, oder sie aus der Show flog.
Und sie musste mit Craig sprechen. Sie musste die Flucht nach vorne antreten und ihm sagen, was sie getan hatte, selbst auf die Gefahr hin, dass er danach nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Das war der einzige Weg, ihr Gewissen zu beruhigen, und der einzige Weg, wie sie ihm jemals wieder in die Augen schauen konnte. Sie brauchte ihm nicht sagen, warum sie es getan hatte, das durfte sie nicht preisgeben. Aber er sollte zumindest erfahren, dass sie es getan hatte, das war sie ihm schuldig.
Vermutlich würde er furchtbar sauer sein, verständlicherweise, und wahrscheinlich würde er ihr umgehend den Laufpass geben.
Doch das würde ja früher oder später sowieso geschehen, und vielleicht war es gut, wenn die ganze Sache jetzt zu einem Ende käme. Dies würde ihr wenigstens ersparen, sich noch weiterhin mit Lindsay und all den anderen trüben Vorstellungen zu befassen, die seit Tagen durch ihren Kopf geisterten.
Der Gedanke ihn zu verlieren schmerzte,

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