Lügen haben hübsche Beine
du auch hier bist.«
»Jill.« Überschwänglich drückte er sie an sich. »Ja, ich dachte mir, dass du dich freuen würdest.«
»Ja, wie verrückt«, murmelte sie ironisch und schob ihn von sich weg. »Mom ist oben in meinem Zimmer, wir nehmen uns eine Tasse Kaffee und gehen dann zu ihr, einverstanden?«
Simon lächelte sie begeistert an. »Eine gute Idee.«
Zusammen gingen sie zu dem kleinen Buffet und wollten sich gerade Kaffee eingießen, als plötzlich ein Reporter bei ihnen auftauchte.
»Jill, darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«, bat er.
»Das ist ein schlechter Zeitpunkt«, versuchte sie ihn abzuwimmeln, »Nachher gerne.«
Doch der Mann blieb beharrlich. »Nur ganz kurz«, betonte er.
»Bitte, ich stehe Ihnen später …«, wollte Jill es erneut probieren, aber da fiel Simon ihr ins Wort. »Warum denn nicht?«, sagte er strahlend, »Lass uns ruhig schnell dieses Interview machen, dann haben wir danach mehr Zeit füreinander.«
Jill schnappte nach Luft, hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben, doch jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als ein höfliches Lächeln aufzusetzen und zu nicken.
»Also gut, aber wirklich nur ganz kurz.«
Der Journalist schaltete ein kleines Tonbandgerät ein, und begann dann, Jill mit Fragen zu bombardieren, während ein zweiter Mann neben ihm Fotos schoss.
Nach den üblichen allgemeinen Fragen zur Show und Jills Chancen im Wettbewerb wandte er sich an Simon. »Und Sie sind sicher sehr stolz auf ihre Freundin?«
»Er ist nicht …«, wollte Jill einwenden, doch Simon war schneller.
»Ja, natürlich. Anfangs war ich gar nicht begeistert, wegen der ganzen Auftritte in leichter Bekleidung, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber inzwischen bin ich überzeugt, dass Jill es schaffen wird, sie hat wirklich das Zeug dazu.«
Besitzergreifend legte er seinen Arm um Jills Taille, und sie hatte alle Mühe, ihn nicht in irgendeine Tortenplatte zu schubsen.
»In welcher Beziehung stehen Sie zu Jill?«, wollte der Reporter jetzt wissen. »Jill ist sehr beliebt, und unsere Leser würden bestimmt gerne erfahren, ob sie schon vergeben ist. Sind sie verlobt? Oder gar verheiratet?«
»Er ist nur …«, setzte Jill an, und wieder fiel Simon ihr ins Wort.
»Noch nicht. Also, wir sind noch nicht verheiratet. Aber ich hoffe, das wird sich bald ändern«, lächelte er zufrieden, und küsste Jill auf die Wange.
Der Fotoapparat klickte, und Jill stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
»Verraten Sie uns noch, was Sie beruflich tun?«, bohrte der Journalist weiter.
»Ich bin Unternehmer, mir gehört eine Investmentfirma, die Gardner-Corporation. Falls Sie also einmal einen heißen Tipp benötigen, zögern Sie nicht mich anzurufen. Nicht verzagen – Gardner fragen!« Simon lachte laut, als hätte er einen guten Witz gemacht, und Jill hätte ihn erwürgen können.
Es war höchste Zeit, dieses Interview zu beenden, bevor es noch peinlicher werden würde.
»Wenn Sie uns nun bitte entschuldigen würden, wir möchten gerne ein bisschen für uns sein«, sagte sie höflich, aber bestimmt.
Der Mann verzog enttäuscht das Gesicht, verschwand dann jedoch.
»Okay, wir nehmen uns jetzt Kaffee und gehen nach oben«, befahl sie Simon in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Sie hakte ihn unter, drehte sich um, und blieb erschrocken stehen.
Auf der anderen Seite des Buffets, keine drei Meter von ihnen entfernt, stand Craig, und sein finsteres Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass er jedes Wort mitbekommen hatte.
Einen Moment lang starrten sie sich über den Tisch hinweg an, und der Blick in seinen Augen traf sie bis ins Mark. Eine Mischung aus Ungläubigkeit, Schmerz und Zorn lag darin, sie sah, wie er mühsam beherrscht die Fäuste ballte.
Hilflos senkte sie den Kopf, sie konnte nichts tun, nicht jetzt, und nicht hier.
Mit zitternden Händen goss sie Kaffee in drei Tassen, drückte eine davon Simon in die Hand.
»Komm«, forderte sie ihn leise auf, und zu ihrer Erleichterung folgte er ihr anstandslos.
An der Tür zum Wohnzimmer drehte Jill sich noch einmal um, warf einen kurzen Blick auf Craig, der regungslos dastand und ihnen hinterherschaute.
Auf weichen Beinen schleppte sie sich die Treppe hinauf, während sie fieberhaft überlegte, wie sie ihre Mutter und Simon am schnellsten wieder loswerden könnte. Unter keinen Umständen durften die beiden erneut in die Nähe der Crew oder irgendeines Reporters kommen.
»Das hat ja ewig gedauert«, empfing ihre Mutter sie vorwurfsvoll, als sie zusammen mit
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