Lügen haben hübsche Beine
ich wollte mit Oliver nach Lakeside fahren, wir haben ja frei bis morgen Abend«, erklärte Mandy leise. Dann fügte sie besorgt hinzu: »Oder soll ich lieber hier bei dir bleiben?«
»Unsinn. Fahr du ruhig und mach dir einen schönen Abend, ich komme schon zurecht. Das fehlte gerade noch, dass du dir von mir den Spaß verderben lässt.«
Jill bemühte sich um einen lockeren Ton, und Mandy stand auf.
»Gut, dann mache ich mich auf den Weg.«
Kurz darauf schloss sich die Tür hinter ihr, und Jill war wieder allein mit ihrem Kummer.
Deprimiert vergrub sie ihr Gesicht in den Kissen, und irgendwann forderte die ganze Aufregung der letzten Tage ihren Tribut, und sie schlief ein.
Der Sonntag verging, ohne dass Jill ein Lebenszeichen von Craig erhielt.
»Vielleicht redet er jetzt auch gar nicht mehr mit mir«, dachte sie betrübt, während sie unruhig auf und ab ging. Trotz aller Sorgen hatte sie tief und traumlos geschlafen, war erst gegen Mittag aufgewacht, und lungerte seitdem nervös in ihrem Zimmer herum.
Am späten Nachmittag klopfte es plötzlich an die Tür, und sie zuckte zusammen.
»Ja?«, rief sie zaghaft.
Tatsächlich war es Craig, und sofort schoss ihr Puls in die Höhe.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Jill allein im Raum war, kam er herein und schloss die Tür.
Er ging ein paar Schritte auf sie zu, blieb vor ihr stehen, schaute sie schweigend an. Sein Gesicht war blass, er sah aus, als hätte er nicht geschlafen, und Jills Herz krampfte sich zusammen.
»War das nötig?«, fragte er schroff, und sie bemerkte, dass er Mühe hatte, ruhig zu bleiben. »War es wirklich nötig, dass ich es auf diese Weise erfahren musste?«
»Ich …«, hob sie an, doch er fuhr fort, als hätte er sie nicht gehört.
»Nun, vielleicht sollte ich froh sein, dass ich es überhaupt mitbekommen habe. Ich nehme an, dass du es mir von alleine sowieso nicht erzählt hättest, genau wie viele andere Dinge auch.«
»Du hast das völlig falsch verstanden, es ist nicht so, wie es aussieht«, versuchte sie ihm klarzumachen.
»Aha, falsch verstanden«, wiederholte er spöttisch. »Ich habe es also falsch verstanden, dass dieser Typ dein Freund ist. Und ich habe es falsch verstanden, dass ihr verlobt seid und heiraten wollt. Und bestimmt habe ich es auch falsch verstanden, dass du mich die ganze Zeit nur angelogen hast.«
Sie hob beschwichtigend die Hände. »Ich habe dich nicht belogen …«
»Nein, hast du nicht«, fiel er ihr wieder ins Wort, und sein Ton wurde jetzt beißend. »Du hast lediglich ein paar Dinge verschwiegen, das ist natürlich etwas ganz anderes. Ein kleines Geheimnis hier, ein bisschen Schwindelei da – alles nicht so schlimm.«
»Lass mich doch wenigstens erklären, wie es dazu kam«, bat sie verzweifelt.
»Na da bin ich ja mal sehr gespannt drauf. Was wirst du mir denn dieses Mal erzählen?« Er lächelte zynisch. »Das kannst du dir sparen, du erwartest nicht ernsthaft, dass ich dir noch ein Wort glauben werde? Du bist eine eiskalte Lügnerin, mehr nicht.«
Allmählich stieg Wut in ihr auf. Ihr war klar, dass er verletzt war, und es tat ihr wahnsinnig leid. Aber dass er sie jetzt so attackierte, ohne ihr die Gelegenheit zu einer Erklärung einzuräumen, machte sie sauer.
»Du hast gerade einen Grund, dich über mich aufzuregen«, stieß sie hervor, »Vielleicht solltest du dich mal an deine eigene Nase fassen.«
Er stutzte einen Moment, sah sie erstaunt an. »Darf ich auch erfahren, was du damit meinst?«, fragte er dann gefährlich leise.
»Als ob du die ganze Zeit ehrlich mit mir gewesen wärst«, fuhr sie aufgebracht fort. »Du lässt nichts unversucht mich herumzukriegen, zerrst mich in dein Bett, spielst mir den verliebten Mann vor, und hattest dabei doch nie ernsthafte Absichten. Stattdessen tändelst du mit dieser Lindsay herum, und ich möchte nicht wissen, was sich da hinter meinem Rücken noch alles abspielt.«
Wütend blitzte sie ihn an, und nach einem kurzen Augenblick der Verblüffung lachte er verächtlich auf. »Na also, dann passt doch alles hervorragend, willkommen im Club. Was hattest du dir denn vorgestellt? Dass ich vorhätte, eine ernsthafte Beziehung mit dir anzufangen? Dass ich dir ewige Liebe und Treue schwören würde? Das kannst du mir nicht wirklich weismachen wollen. Dir war doch wohl von vorneherein klar, dass wir ein bisschen Spaß miteinander haben werden, und mehr nicht. Etwas anderes hattest du doch ebenfalls nicht vor, immerhin bist du verlobt. Du hast dich an mich gehängt,
Weitere Kostenlose Bücher