Lügen haben hübsche Beine
wurden Mandy, Cloe und Emily vorbereitet. Dafür hatte man extra eine Kostümbildnerin anreisen lassen, die Federn, Fellstücke und Ähnliches an farblich passenden Bikinis oder Badeanzügen befestigte. Anschließend legte Ewan ihnen ein kunstvolles Make-up auf, schminkte sie entsprechend ihres Kostüms, sodass es aussah, als würden sie Masken tragen.
Die ganze Prozedur nahm längere Zeit in Anspruch, und es war fast Mittag, bis das Shooting beginnen konnte.
Sie wurden zu den Gehegen gebracht, die dem Motto ihres Kostüms entsprachen, und zur grenzenlosen Überraschung der Mädchen erschien ein Tiertrainer, der eine ganze Batterie abgerichteter Tiere dabei hatte.
Die ursprünglichen Bewohner wurden von den Tierpflegern in Gewahrsam genommen, und durch eines der zahmen Tiere ersetzt.
Mandy war zuerst dran, man hatte sie wie einen Bären zurechtgemacht, und mit den zwei Ohren und ihrem Make-Up sah sie sehr niedlich aus.
Unter dem begeisterten Applaus der Zuschauer, die sich zahlreich um das Gehege versammelt hatten, posierte sie mit einem gezähmten Bären, dessen Kette der Tiertrainer ihr zuversichtlich in die Hand gedrückt hatte. Obwohl sie zunächst ein bisschen ängstlich aussah, schaffte sie es dann doch, ganz lässig und entspannt zu wirken, und Harriet war äußerst zufrieden.
»Das war sehr gut«, lobte sie, »Wirklich prima.«
Unterdessen hatte sich bei den Mädchen Unruhe breitgemacht. Die Ursache dafür war Cloe, die eine Art Schlangenoutfit anhatte, und jetzt ahnte, was auf sie zukommen würde.
»Das mache ich nicht, auf gar keinen Fall«, wehrte sie sich voller Panik, als der Trainer mit einer unangenehm dicken und langen Python auf sie zutrat.
»Cloe, reiß dich zusammen«, schnauzte Harriet, »Setz dich da hin und häng dir die Schlange um.«
Cloe fing an zu heulen. »Nein, ich habe Angst, ich will das nicht.«
»Meine Güte, stell dich nicht an wie ein kleines Kind. Es passiert schon nichts.«
»Dann mach du es doch«, schluchzte Cloe auf und stürzte davon.
Harriet tobte eine Weile herum, schließlich legte sich die Aufregung wieder, und sie zogen weiter zum Affenkäfig, wo Emily noch abgelichtet wurde.
Trotz Cloes Ausfall zog sich das Shooting den ganzen Nachmittag hin, und erst gegen Abend kehrten sie in die Villa zurück.
Natürlich hatte es wegen Cloe noch einigen Wirbel gegeben, und Harriet befahl sie zu einem Gespräch ins Wohnzimmer.
»Sie tut mir fast ein bisschen leid«, sagte Mandy, als sie neben Jill die Treppe hinaufstieg. »Diese Weigerung ist gleichbedeutend mit dem Rauswurf.«
»Wenn ich jetzt gehässig wäre, würde ich sagen sie hat es nicht anders verdient. Aber vielleicht gibt Harriet ihr ja noch eine Chance.«
»Vielleicht – wobei sie natürlich keinen Fürsprecher hat, so wie du die ganze Zeit.«
Jill presste die Lippen zusammen und wechselte das Thema. »Mal sehen, was ich morgen bekomme, so wie ich Harriet kenne, wird es bestimmt eine Vogelspinne oder so etwas sein.«
»Könnte gut sein«, grinste Mandy, »Doch so wie ich dich kenne, wirst du das auch hinkriegen.«
54
D er Dienstag begann etwas ruhiger als der Tag zuvor. Cloes Szene vom Vortag hatte eine bedrückte Stimmung verursacht, denn alle fragten sich, ob Harriet sie nach Hause schicken würde.
Mehr oder weniger schweigend saßen sie beim Frühstück, nur ab und zu waren ein paar gedämpfte Worte zu hören.
»Hat jemand von euch zufällig meine Brosche gesehen?«, fragte Grace zwischendurch. »Es ist eine goldene Brosche, mit Rubinen besetzt.«
Die Mädchen schüttelten den Kopf.
»Vielleicht hast du sie nur verlegt. Wenn du willst, helfe ich dir nachher beim Suchen«, bot Mandy an.
»Das ist nett von dir. Sie ist nicht so wertvoll, aber es ist ein Familienerbstück, und es wäre schade, wenn sie weg wäre.«
Wie am Vortag scheuchte Harriet sie irgendwann auf, und sie fuhren mit dem Bus in den Zoo.
Sophie erhielt ein Papageienkostüm, Grace wurde als Echse hergerichtet, und schließlich kam Jill dran.
Die Kostümbildnerin reichte ihr einen winzigen Bikini, der mit Stücken von Tigerfell besetzt war.
»War ja klar, dass ich wieder das knappste Teil bekomme«, seufzte Jill, während sie sich umzog, ohne sich großartig Gedanken über die Bedeutung des Fells zu machen.
»Jill, das ist Tigerfell«, sagte Mandy im gleichen Moment entsetzt.
Jill zuckte mit den Achseln. »Was soll‘s. Darüber mache ich mir weniger Sorgen. Ich habe viel mehr Angst, dass der Bikini verrutscht«, erklärte sie trocken.
Nachdem sie
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