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Lügen haben hübsche Beine

Lügen haben hübsche Beine

Titel: Lügen haben hübsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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du enttäuscht bist, wenn er dir irgendwann den Laufpass gibt.«
     
    Jill hatte eine schlaflose Nacht hinter sich. Zu viele Dinge kreiselten in ihrem Kopf herum und ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Der Zwischenfall mit Craig vom Vortag, der Blick, mit dem er sie beim Shooting angesehen hatte. Die Tatsache, dass Harriet nun wusste was los war, und das Gespräch mit ihr. Sie war froh, dass es nicht zu einem Rauswurf gekommen war, doch vor allem hatten sich Harriets letzte Worte in ihr Gedächtnis eingebrannt.
»Männer wie er lassen sich nicht an die Leine legen …«
Harriet kannte Craig schon wesentlich länger als sie, und Jill war sich sicher, dass diese Warnung begründet und gut gemeint war. Es war eigentlich nur noch die Bestätigung für das, was sie selbst die ganze Zeit ebenfalls gewusst hatte, und Craig hatte es ja inzwischen auch zugegeben.
Wider ihr besseres Wissen hatte sie sich dennoch gestern von ihm dazu bringen lassen, seinem Annäherungsversuch nachzugeben, und sie fragte sich, wie es sein konnte, dass er sie trotz allem so mühelos um den Finger wickeln konnte. Sicher, er übte eine starke körperliche Anziehungskraft auf sie aus, das hatte er von Anfang an getan, doch dass sie darüber alles andere vergaß, konnte sie selbst nicht verstehen.
Müde und zermürbt saß Jill am anderen Morgen in der Küche. Sogar Harriets Ankündigung, dass sie den Mädchen heute einen Tag in einem nahegelegenen Beauty- und Wellnesscenter gönnte, konnte ihre Stimmung nicht wirklich aufhellen.
Nach dem Frühstück fuhr der Bus vor, und wenig später waren sie unterwegs.
Zu Jills Erleichterung war außer Harriet niemand von der Crew dabei, und nachdem sie ein paar Saunagänge hinter sich gebracht hatten, begann sie allmählich sich etwas zu entspannen.
Während eine Masseurin ihr kräftig den Rücken durchknetete, fragte sie sich, ob Harriet schon mit Craig gesprochen hatte. Nur zu gern hätte sie gewusst, wie diese Unterredung verlaufen war, und was Harriet zu ihm gesagt hatte. Doch eigentlich spielte das jetzt auch keine große Rolle mehr, und sie würde auf keinen Fall zu Craig gehen und ihn danach fragen.
     
    Der Mittwoch verlief sehr angenehm, am Donnerstagmorgen jedoch wurden sie alle von einer Nachricht überrascht, mit der niemand gerechnet hatte.
»Ich werde freiwillig aufgeben«, verkündete Grace beim Frühstück, »Ich steige aus.«
Einen Augenblick war es totenstill, dann bestürmten die Mädchen Grace mit Fragen.
»Darüber werden wir uns nochmal unterhalten, komm bitte mit«, sagte Harriet zu Grace, und die beiden verschwanden nach nebenan.
Sofort begannen Emily und Cloe mit wilden Spekulationen über die Ursache für diesen plötzlichen Ausstieg. Obwohl sie beide nach außen hin größtes Bedauern bekundeten, schienen sie ziemlich froh über Graces Entschluss zu sein, bedeutete das doch, dass sie zumindest für den heutigen Abend eine Konkurrentin weniger hatten.
    Jill saß nur stumm da und dachte an den Schwangerschaftstest, den sie in Graces Bad gefunden hatte.
Vermutlich war das der Grund für ihre Entscheidung, und Jill konnte das durchaus verstehen.
»Komm, lass uns hochgehen«, schlug sie Mandy leise vor, »Ich kann dieses scheinheilige Getue nicht ertragen.«
Oben angekommen setzte Jill sich auf dem Balkon in einen Liegestuhl, die Enge des Zimmer fiel langsam an, sie zu erdrücken. Während Mandy drinnen telefonierte, schloss Jill die Augen und ließ ihre Gedanken schweifen.
Irgendwann hörte sie leise Stimmen, und als sie verwundert die Augen öffnete und in den Garten hinunter schaute, sah sie Grace und Craig dort im Schutz eines Baumes stehen. Sie waren in ein Gespräch vertieft, waren allerdings zu weit entfernt, als dass Jill hätte verstehen können, worum es ging.
Nachdenklich beobachtete sie die beiden, es sah alles völlig harmlos aus, und warum sollte Craig sich nicht mit Grace unterhalten.
Doch dann geschah etwas, was Jill zum zweiten Mal an diesem Tag verblüfft die Augen aufreißen ließ: Craig zog Grace in seine Arme, drückte sie eng an sich und hielt sie sehr lange fest.
     

61
    F assungslos starrte Jill auf das Bild, welches sich ihr dort unten bot. Craig hielt Grace im Arm, strich ihr immer wieder liebevoll übers Haar. Es sah sehr innig aus, und eine Welle von Eifersucht und Schmerz kroch wie glühende Lava durch Jills Eingeweide.
Hatte sie sich so sehr in ihm getäuscht? Sie hatte damit gerechnet, dass ihre Beziehung zu ihm niemals über diese Show hinaus gehen würde, sie

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