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Lügen haben hübsche Beine

Lügen haben hübsche Beine

Titel: Lügen haben hübsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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hörte das leise Surren eines Reißverschlusses, dann griff er nach der Korsage, zog sie kräftig zu und band eine feste Schleife. »So, ich hoffe, das wird dieses Mal halten. Lass vorne einfach das kleine Stück offen, das sieht sowieso viel besser aus.«
Einen Moment betrachtete er sie zufrieden im Spiegel, ihre zerzausten Haare, ihr gerötetes Gesicht.
»Willst du mir jetzt immer noch erzählen, du hättest kein Vergnügen mit mir?«, fragte er lächelnd.
Sie fuhr herum. »Das war es also«, fauchte sie ihn an. »Du musstest dein verletztes Ego aufpolieren. Ich hätte es mir ja denken können.«
»Jill …«
»Lass mich in Ruhe, hörst du, lass mich ein für alle Mal in Ruhe. Tob dich aus, mit wem du willst, aber nicht mehr mit mir.«
Wütend schubste sie ihn zur Seite und stürzte nach draußen. So schnell sie konnte, rannte sie die unzähligen Stufen zur Burg hinauf. Die Haarklammern aus ihrer ohnehin schon etwas ramponierten Frisur lösten sich und fielen zu Boden, doch es war ihr egal, sie wollte nur noch weg von ihm.
Mit wehenden Haaren und erhitztem Gesicht kam sie im Burghof an, wo Grace gerade von Joel in die gewünschte Position dirigiert wurde.
Schnaufend stellte sie sich zu den anderen und Harriet drehte sich zu ihr um.
»Das hat aber ganz schön lange gedauert«, sagte sie bissig.
»Es war nicht so leicht, etwas Passendes zu finden«, murmelte Jill und senkte schnell den Kopf.
Harriet musterte sie kritisch.
»Aha«, sagte sie dann nur, und dieses »Aha« besagte sehr deutlich, dass sie ahnte, dass es nicht nur beim Ankleiden geblieben war. Ihr Blick wanderte von Jill zu Craig, der unterdessen auch wieder oben angelangt war, und ein unbeteiligtes Gesicht machte.
»Du hättest wenigstens darauf achten können, dass ihre Haare nicht so durcheinandergeraten«, sagte sie sarkastisch, und schnippte mit den Fingern nach Ewan. »Bring das in Ordnung.«
Während Craig keine Miene verzog, glaubte Jill beinahe in Ohnmacht zu fallen. Glücklicherweise hatte sonst niemand die Doppeldeutigkeit von Harriets Bemerkung mitbekommen, sie waren alle zu sehr damit beschäftigt, Grace zuzusehen.
Ewan steckte Jills Haare wieder hoch, legte noch einmal ein wenig Make-up nach, dann war Grace auch schon fertig und Harriet schob Jill nach vorne. »Du bist dran, und ich hoffe, dass du dich diesmal geschickter anstellst.«
Auf weichen Knien stakste sie zu Joel und befolgte mühsam seine Anweisungen. Wie zuvor drapierte sie sich auf der umgefallenen Mauer.
»Ja, so ist es gut. Lehn dich ein Stück zurück, ja gut. Die Röcke ein bisschen hoch, lass etwas von deinen Beinen sehen. Sehr schön.«
Sie räkelte sich auf der Mauer herum, und dabei fiel ihr Blick auf Craig, der hinter den Mädchen an einer Wand lehnte und sie mit zusammengepressten Lippen ansah.
Sofort musste sie daran denken, was kurz zuvor geschehen war, und unwillkürlich stiegen ihr die Tränen in die Augen.
»Das ist es, das ist es, bleib so«, rief Joel und überschlug sich beinahe, »Ja, diese Mischung aus Sinnlichkeit und Melancholie, das ist Wahnsinn, einfach perfekt.«
Die Kamera klickte und klickte, und Jill schloss für einen Moment die Augen. Als sie wieder aufschaute, war Craig verschwunden.
     
    Harriet scheuchte die Mädchen noch eine Weile herum, ließ sie für etliche Bilder zu zweit und in der ganzen Gruppe posieren, dann war endlich Feierabend.
Müde zogen die Mädchen sich um, und waren glücklich, als der Bus kam und sie sich setzen konnten.
Auch Craig war inzwischen wieder aufgetaucht, ohne Jill anzusehen, lief er an ihr vorbei und setzte sich in die letzte Reihe. Sie spürte die ganze Fahrt über seinen Blick in ihrem Nacken und war froh, als sie schließlich in der Villa ankamen.
Sofort ging Jill nach oben in ihr Zimmer und stellte sich unter die Dusche, danach ließ sie sich erschöpft auf ihr Bett fallen und starrte die Decke an.
Mandy ahnte, dass etwas vorgefallen sein musste, doch sie ließ Jill in Ruhe und blätterte schweigend in einer Zeitschrift.
Irgendwann stand sie auf, und wollte Jill gerade fragen, ob sie ihr auch ein Sandwich von unten mitbringen sollte, da klopfte es.
»Ja?«, sagte Mandy und riss überrascht die Augen auf, als sie Harriet in der Tür stehen sah.
Die nickte Mandy nur kurz zu und wandte sich dann an Jill.
»Jill, ich möchte dich sprechen. Komm bitte mit in mein Zimmer.«
     

60
    » W ie lange geht das schon?«, fragte Harriet ohne Umschweife, nachdem sie die Tür hinter sich und Jill geschlossen

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