Lügen haben hübsche Beine
war vergessen. Sinnlich glitt sie an der Stange auf und ab, umschlang sie mit den Beinen. Sie drehte sich, wand sich und tanzte nur für ihn.
Ein begeistertes Händeklatschen von Harriet riss sie aus ihrer Trance. »Jill, das war fantastisch«, lobte sie und sah mehr als zufrieden aus.
Mit hochrotem Kopf kletterte Jill verlegen von der Bühne herunter, während Mandy nach vorne ging.
Craig half Jill in den Kimono. »Danke«, raunte er ihr mit belegter Stimme ins Ohr und drückte kurz ihre Schultern.
»Bilde dir bloß nichts ein«, flüsterte sie unwirsch zurück, »Wenn es nach mir gegangen wäre, hättest du draußen gewartet.«
Wieder stieß er ein erheitertes Lachen aus, und Jill musste sich abwenden. Sie wollte dieses Lachen nicht mehr sehen, nicht die kleinen Fältchen um seine Augen, nicht das Funkeln in seinem Blick, nicht diesen amüsierten Mund, von dem sie wusste, wie gefühlvoll er küssen konnte.
Mit einem tiefen Atemzug ließ sie sich auf einen der Stühle fallen, und schaute zu, was Cora mit Mandy veranstaltete. Schließlich war Cloe an der Reihe, und irgendwie konnte Jill sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie sich ohne jede Scheu auf dem fellbezogenen Podest räkelte.
»Jetzt komm schon, das muss nichts heißen«, machte sie sich klar, »du hast dich auch nicht unbedingt zimperlich angestellt.«
Endlich war Harriet zufrieden und sie durften nach nebenan gehen und sich wieder umziehen.
»Jill, du warst einmalig«, betonte Harriet nochmals, während sie die Dessous einsammelte, »Wirklich sehr professionell.«
Cloe warf Jill einen hämischen Blick zu und murmelte: »Na, dann weiß sie ja schon, wo sie hingehen kann, wenn sie hier verloren hat.«
67
A m Donnerstagmorgen brach nach dem Frühstück in der Villa eine unbeschreibliche Hektik aus. Allseits wurde gepackt, überall standen Koffer und Taschen herum, und alle wuselten aufgeregt durcheinander, ängstlich darauf bedacht, ja nichts zu vergessen.
Auch Jill und Mandy räumten ihre Sachen aus den Schränken, und während Mandy fröhlich vor sich hinplapperte, überlegte Jill, wie sie es anstellen sollte, Joel auf ein privates Fotoshooting anzusprechen. Bisher hatte sich keine passende Gelegenheit ergeben, und sie konnte schließlich nicht einfach in sein Zimmer spazieren und sagen: »Hey, da bin ich, willst du nicht ein paar Nacktfotos von mir machen?«
Als sie gegen Mittag auf den Bus warteten, der erst in einer halben Stunde erscheinen sollte, schien ein günstiger Augenblick gekommen zu sein.
Jill saß im Wohnzimmer und bemerkte, dass Joel alleine auf der Terrasse saß und sein Fotozubehör sortierte. Die Mädchen waren überall im Haus verstreut, auch von Harriet und dem Rest der Crew war nichts zu sehen, und so schlenderte Jill nach draußen und setzte sich neben ihn.
»Hey Jill, du Schönste aller Schönen«, begrüßte er sie lächelnd, »Du warst gestern wirklich Spitze.«
»Danke«, nickte sie, und rieb sich innerlich die Hände. Ohne es zu wissen, hatte er das Thema genau dahin gelenkt, wo sie es haben wollte.
»Ja, ich wollte dich dazu mal was fragen«, begann sie unsicher, und vermied es ihn anzusehen. »Mir hat das gestern ziemlichen Spaß gemacht, und ich habe mir überlegt, ob ich nicht vielleicht mal so ein paar Fotos für meinen Privatgebrauch machen sollte.«
Überrascht hob er die Augenbrauen. »Für deinen Privatgebrauch?«
»Naja«, druckste sie herum, »du hast ja sicher mitbekommen, dass ich verlobt bin. Mein Verlobter hat demnächst Geburtstag, und ich dachte so ein paar erotische Fotos wären eventuell ein schönes Geschenk.«
»Ach so.« Er grinste. »Ja, klar, welcher Mann würde sich nicht über so etwas freuen, vor allem wenn das Mädchen so sensationelle Kurven hat wie du.«
Jill wurde rot und fuhr hastig fort: »Die Sache ist nur, ich möchte mich vielleicht auch ganz nackt fotografieren lassen, aber ich kenne keinen Fotografen, dem ich vertrauen würde, und …«
»… und da dachtest du, dass ich das machen könnte«, ergänzte er den Satz.
Sie nickte erleichtert. »Ja.«
Einen Moment lang schaute er sie prüfend an, und sie hoffte, wünschte, betete, dass er nein sagen würde. Aber dann lächelte er. »Ja sicher, warum nicht. Mit einem so reizvollen Model macht das doch den doppelten Spaß. Allerdings müssten wir damit warten, bis wir in Aspen sind, vorher werden wir keine Zeit dafür haben.«
»Ja klar, es eilt ja auch nicht«, erklärte sie rasch, »Hauptsache wir bekommen es vor dem Finale noch
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