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Lügen haben hübsche Beine

Lügen haben hübsche Beine

Titel: Lügen haben hübsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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den Balkon und hoffte, dass Joel sich nicht auf ihr Angebot einlassen würde.
     

66
    S eit er ihr das Frühstück ans Bett gebracht hatte, hatte Jill von Craig nicht mehr gehört. Er hatte weder angerufen noch hatte er sich blicken lassen, und in Anbetracht der Umstände war sie froh darüber. Sie befürchtete, er würde ihr ihre Gedanken am Gesicht ablesen können, und so brauchte sie sich wenigstens nicht zu verstellen.
Da inzwischen nur noch vier Mädchen übrig waren, verlief das Frühstück am Mittwochmorgen angenehm ruhig.
Während sie ihr Müsli aß, beobachtete Jill unauffällig Cloe, und fragte sich, ob es tatsächlich sein konnte, dass sie sich nackt hatte fotografieren lassen.
Dass sie keineswegs schüchtern war, wusste Jill ja nur zu gut, aber zwischen einer frechen Klappe und Aktfotos lag ein großer Unterschied. Ihr fiel ein, wie selbstbewusst und siegessicher Cloe in letzter Zeit aufgetreten war, und dass sie trotz ihrer Weigerung im Zoo nicht aus der Show geflogen war. Hatte man ihr wirklich den Sieg versprochen, wenn sie sich für diese Fotos hergäbe? Doch wie konnte man ihr so etwas versprechen? Im Finale war es nicht mehr Entscheidung der Jury, wer gewinnen würde. Die Zuschauer wählten aus den verbleibenden drei Kandidatinnen ihre Favoritin per Anruf. Man hätte Cloe also höchstens garantieren können, nicht vor der letzten Show auszuscheiden.
Jill seufzte und schaute Emily an. Nach wie vor hätte sie zu gerne gewusst, was sie in der Nacht im Geräteschuppen gewollt hatte, und ob sie mitbekommen hatte, was mit Jill passiert war.
War sie am Ende sogar diejenige gewesen, die versucht hatte, Jill zu beseitigen, um unliebsame Konkurrenz auszuschalten?
In diesem Moment betrat Harriet die Küche und unterbrach Jills düstere Gedanken.
»Also Mädels, ab heute wird es richtig anstrengend werden. Es geht so langsam in den Endspurt, und es wird euch alles abverlangt. Wir haben heute noch ein Shooting, und morgen früh werdet ihr eure Sachen packen. Morgen Abend nach der Show geht es für die drei Finalistinnen nach New York zur ‚Fashion Week‘, dort habe ich für Freitag und Samstag für euch Auftritte arrangiert.
Am Samstag fliegen wir nach Aspen. Dort im Skigebiet werden ihr neben ein paar Shootings auch Gelegenheit haben, euch vor dem Finale noch ein bisschen zu erholen.
Seht zu, dass ihr morgen alles einpackt, wir werden nicht mehr in die Villa zurückkehren. Und jetzt Abmarsch, anziehen, in einer halben Stunde fährt der Bus.«
Eilig schlangen die Mädchen ihr Frühstück hinunter und gingen dann nach oben, um sich umzuziehen.
»Ich bin mal gespannt, wo sie uns heute hinschleppt«, sagte Jill, während sie ein paar Sachen in ihre Tasche packte.
Mandy grinste. »Solange es nicht wieder irgendwelche Tiere sind, soll es mir egal sein.«
Dass es allerdings nicht ganz so egal war, stellten sie sehr schnell fest, als der Bus in einer etwas heruntergekommenen Gegend vor einem Nachtlokal anhielt.
»Striptease-Bar« verkündete eine momentan nicht eingeschaltete Neonreklame über der Tür, und Jill verzog das Gesicht.
»Warum nicht gleich ins Bordell?«, murmelte sie missmutig, denn sie ahnte bereits, dass dies wieder ein Shooting der unangenehmen Art werden würde.
Harriet warf ihr einen bösen Blick zu und schob die Mädchen dann nach drinnen, wo der Besitzer der Bar sie höflich begrüßte.
Das Interieur des Etablissements schien Jills schlimmste Befürchtungen zu bestätigen.
Außer einer schmuddeligen, klebrigen Theke gab es einige Tische, die dazugehörigen Stühle waren mit etwas bezogen, was irgendwann einmal roter Samt gewesen sein musste, jetzt aber wie das haarlose Fell eines räudigen Hundes aussah. An einer Wand gab es ein paar Nischen, die mit rotem Plüsch ausgekleidet waren. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tresens befand sich eine Art Bühne. Die Wand dahinter bestand aus Spiegeln, mehrere vom Boden bis zur Decke reichende Metallstangen waren angebracht, in einer Ecke stand ein Käfig. Außerdem gab es ein Podest, welches mit etwas bezogen war, das einem weißen Flokatiteppich ähnelte.
»Ach du Scheiße«, entfuhr es Jill, »das sieht ja aus wie eine Kulisse für eine Pornoproduktion.«
»Du scheinst dich ja ziemlich gut auszukennen«, fuhr Harriet sie giftig an.
Emily und Cloe kicherten, Mick hatte ein breites Grinsen im Gesicht und auch Craig verzog amüsiert die Mundwinkel.
Jill presste die Lippen zusammen und folgte Harriet und den anderen in einen Nebenraum, in welchem sie

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