Lügen haben hübsche Beine
sich umziehen sollten.
»Wo sind denn die Kostüme?«, fragte Mandy ahnungslos.
»Hier.«
Schwungvoll entleerte Harriet den Inhalt einer großen Tasche. Ein Berg von Dessous kam zum Vorschein, in allen möglichen Varianten und Farben, teils spitzenbesetzt, teils beinahe durchsichtig, manche etwas gediegener, die meisten jedoch äußerst knapp.
Jill riss den Mund auf und wollte protestieren, überlegte es sich aber in der gleichen Sekunde anders und war still. Jetzt, wo sie drauf und dran waren, eine verwertbare Spur zu finden, durfte sie die Ermittlungen nicht dadurch gefährden, indem sie Harriets Zorn auf sich zog. Wenn sie jetzt die Show verlassen musste, würden sie der Sache nie auf den Grund gehen können, und der ganze Stress der letzten Wochen wäre vergeblich gewesen.
Also schwieg sie und schlüpfte verdrossen in das fast transparente Nichts von Bustier, welches Harriet ihr hinhielt und den dazu passenden Slip. Dazu bekam sie noch ein paar schwarze, seidene Strümpfe und einen Strapsgürtel.
»Dann kann ich ja schon mal für das Shooting mit Joel üben«, schoss es Jill zynisch durch den Kopf, während sie sich einen der Kimonos überzog, die Harriet netterweise auch mitgebracht hatte.
Mit äußerst gemischten Gefühlen gingen sie wieder in den Barraum, wo im gleichen Augenblick eine blonde Frau mittleren Alters erschien.
Der Inhaber begrüßte sie kurz und stellte sie dann als »Coralie Swanson« vor.
»Sagt einfach Cora zu mir«, hauchte die Blondine und legte ihren Mantel ab.
Darunter trug sie einen paillettenbesetzten Bikini, oder besser gesagt, zwei winzige mit einer dünnen Schnur zusammengehaltene Dreiecke nebst passendem Stringtanga.
»So Mädchen, Cora wird euch jetzt eine kurze Vorführung geben und euch danach zeigen, was ihr zu tun habt. Schaut gut zu, und ich erwarte, dass ihr euch Mühe gebt«, erklärte Harriet.
Der Besitzer schaltete ein paar Scheinwerfer ein, die ein schummriges, rotes Licht auf der Bühne verbreiteten, und startete dann ein Band mit Musik.
Die Blondine fing an, sich um die Stange herumzuwinden, und angewidert beobachtete Jill, wie Mick sie lüstern anstarrte. Auch Joel und die beiden Kameramänner schienen ganz angetan zu sein, lediglich Ewan saß gelangweilt auf einem Stuhl, was Jill nicht wirklich überraschte. Sie drehte sich zu Craig herum, stellte fest, dass er mit dem Rücken zur Bühne an der Theke stand und sich leise mit dem Barbesitzer unterhielt.
Irgendwie war sie froh darüber, ihr ohnehin schon sehr angeschlagenes Bild von ihm hätte noch weitere Risse bekommen, wenn er jetzt hier sabbernd diese Tänzerin begafft hätte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Cora ihre Darbietung beendet, und Harriet schickte Emily zu ihr auf die Bühne.
Die Musik lief weiter, und unter Coras Anleitung versuchte Emily sich kunstvoll um eine der Stangen zu wickeln. Doch irgendwie wollte es nicht so richtig gelingen, und es dauerte endlos, bis Harriet zufrieden war.
»Alles okay?«, hörte sie auf einmal leise Craigs Stimme neben sich.
»Was glaubst du wohl?«, zischte sie genauso leise zurück, »Schau dir das da vorne an, dann kennst du die Antwort.«
»Es tut mir leid, ich habe versucht Harriet das auszureden, aber leider ohne Erfolg«, murmelte er. Dann kam er noch ein Stück näher und flüsterte ihr schmunzelnd ins Ohr: »Obwohl ich ehrlich zugeben muss, dass ich es sehr reizvoll finde, dich einmal so zu sehen. Allerdings hätte ich eine ganz private Vorstellung vorgezogen.«
»Vergiss es«, fauchte sie ihn zornig an, »Am besten lässt du dir von dem Typ da ein paar Eiswürfel geben, um dich ein bisschen abzukühlen.«
Craig lachte, und wütend drehte sie sich um und ließ ihn stehen.
»Jill, du bist die Nächste«, rief Harriet in diesem Moment, und immer noch verärgert stapfte sie auf die Bühne.
Cora erklärte ihr, was sie tun sollte und halbherzig fing sie an zu tanzen.
»Na komm schon Jill, etwas mehr Begeisterung bitte«, verlangte Harriet, und sie wäre am liebsten von der Bühne gesprungen und hätte ihr die Fingernägel durchs Gesicht gezogen.
Voller Ekel sah sie, wie Mick sie gierig anstarrte, und musste gewaltsam einen Würgereiz unterdrücken.
Ohne es zu wollen, schaute sie zu Craig, bemerkte das Funkeln in seinen Augen, spürte seinen Blick auf ihrem Körper, prickelnd und intensiv. Sie fühlte förmlich, wie seine Gedanken ihr die Kleidungsstücke auszogen, und ließ sich einfach fallen.
Plötzlich waren da nur noch Craig und sie und die Musik, alles andere
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