Lügen haben hübsche Beine
verschwunden waren, schlich Jill ins Obergeschoss und hoffte, dass Joel seinen Fotokoffer nicht mitgenommen hatte.
Wie beim letzten Mal war die Tür glücklicherweise nicht verschlossen, und zu ihrer Erleichterung entdeckte sie den Aluminiumbehälter auf dem Tisch.
In wenigen Sekunden hatte sie mit der Haarnadel das Schloss geöffnet, und griff in die Innentasche.
»Verdammt«, entfuhr es ihr, als sie feststellte, dass die CD nicht darin war. »Das darf doch nicht wahr sein.«
Sie durchsuchte den gesamten Inhalt des Koffers, aber vergeblich. Dann stellte sie das gesamte Zimmer auf den Kopf, kehrte das Unterste zuoberst, in der Hoffnung, den Datenträger irgendwo zu finden.
Schließlich musste sie aufgeben, es war zwecklos, die CD war verschwunden.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie keine Spuren hinterlassen hatte, ging sie wieder in ihr Zimmer und rief Walter an.
»Ich kam leider zu spät, die CD ist weg«, berichtete sie frustriert.
»Mist. – Kannst du nicht doch versuchen, mit dieser Cloe zu reden? Sie ist die Einzige, die dazu etwas sagen kann.«
»Walt, sie ist spinnefeind mit mir. Außerdem, was glaubst du, würde sie mir sagen? – ‚Ja Jill, natürlich, ich habe mich von Joel nackt fotografieren lassen.‘ – Vergiss es, selbst wenn es so wäre, würde sie es auf jeden Fall abstreiten, damit kommen wir keinen Meter weiter.«
Walter schwieg und überlegte einen Moment.
»Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte er dann zögernd.
Jill hielt die Luft an, sie kannte diesen Tonfall von ihm und wusste, dass er nichts Gutes zu bedeuten hatte.
»Ja?«, fragte sie unbehaglich.
»Frag ihn, ob er Fotos von dir machen kann.«
»Was? Auf gar keinen Fall«, wehrte sie sofort ab.
»Aber das wäre unsere einzige Chance. Wenn er darauf eingeht, wissen wir, was los ist.«
Sie schnaubte. »Ja, klar, und ich soll mich da nackt vor der Kamera räkeln und finde nachher meine Fotos im Internet wieder, nein danke.«
»Ich will dich nicht dazu überreden, aber überlege es dir. Im Prinzip gehst du kein Risiko dabei ein. Die Bilder von Lucy Hollister sind jetzt erst aufgetaucht, über ein Jahr nach ihrem Verschwinden. Es scheint, als hätte man sich bewusst Zeit damit gelassen, um keinen Verdacht zu erwecken. Also wird vermutlich sowieso nichts mit den Fotos passieren, solange die Show noch läuft. Außerdem sind die Jungs erstmal verhaftet, das heißt, Benson müsste sich einen neuen Abnehmer suchen, und das dauert auch eine Weile. Bis dahin haben wir das Ganze aufgeklärt, und die Bilder werden sichergestellt.«
»Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst?«, fragte Jill unglücklich und dachte über Walters Worte nach. Sie legte in keinster Weise Wert darauf, sich vor Joel auszuziehen, geschweige denn, irgendwelche Aktfotos von sich machen zu lassen. Andererseits hatte Walter recht, es war wahrscheinlich die einzige Möglichkeit festzustellen, ob Lucys Fotos tatsächlich von Joel stammten. Und es war die einzige Chance für sie selbst, um herauszufinden, ob Craig etwas mit der Sache zu tun hatte.
»Also gut«, seufzte sie nach langem Abwägen, »ich mache es.«
»Bist du sicher?«
»Ja, es bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig. Aber du musst mir wirklich garantieren, dass niemand die Fotos zu Gesicht bekommt, wenn es zu einer Verhaftung kommen sollte – auch meine netten Kollegen nicht«, verlangte sie.
»Das verspreche ich dir«, bestätigte er, und sie wusste, dass er es so meinte. »Vielleicht geht er ja erst gar nicht darauf ein, dann musst du dir sowieso keine Gedanken machen.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte sie trocken, »Meine Mutter würde mich töten, wenn sie davon wüsste.«
Walter lachte. »Das glaube ich allerdings auch. – Also, sieh zu, dass du das irgendwie hinbekommst, und melde dich.«
»Okay, bis dann.«
Leicht verstört legte sie den Hörer auf.
»Das habe ich jetzt nicht wirklich gemacht, oder?«, murmelte sie kopfschüttelnd, »Ich muss doch total bescheuert sein.«
Der Gedanke daran, für solche Fotos zu posieren jagte ihre eine Gänsehaut über den Rücken, und die Tatsache, dass diese Bilder anschließend vielleicht in die falschen Hände gelangen könnten, gefiel ihr noch weniger.
Aber sie hatte keine andere Wahl. Wenn sie ihren Seelenfrieden wieder finden wollte, musste sie sich vergewissern, dass die Fotos nicht von Joel stammten. Nur dann hatte sie den eindeutigen Beweis, dass Craig nicht in eine solch widerliche Geschichte verwickelt war.
Unglücklich setzte sie sich auf
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