Lügen haben hübsche Beine
dich an.«
Wenig später waren sie auf dem Weg zum Frühstücksraum.
Mit wachsender Anspannung lief Jill neben Craig her. Sie war nervös wegen des Vorfalls mit Cloe und rechnete damit, dass es gleich zu einem Eklat kommen würde. Zusätzlich war sie mit ihren Gedanken bereits beim Abend. Sie fragte sich, ob es Walter gelungen war, noch etwas Brauchbares herauszufinden, oder ob sie hilflos zusehen mussten, wie sich der Fall in Luft auflöste.
Außerdem hoffte sie insgeheim immer noch darauf, dass Craig irgendetwas sagen oder tun würde, um den bevorstehenden Abschied zu verhindern.
Diese Illusion wurde allerdings endgültig zerstört, als Harriet nach dem Frühstück eine ihrer üblichen Ansprachen hielt.
»Zu eurer Information, trotz des sehr bedauerlichen Zwischenfalls«, sie betonte die letzten beiden Worte ironisch, »wird die Show heute wie geplant stattfinden. Glücklicherweise haben wir schnell einen Ersatz gefunden, Craig ist es gelungen, Lindsay Edwards für diesen Abend zu gewinnen.«
Jill hatte das Gefühl, einen Schlag in die Magengrube bekommen zu haben. Sie schluckte, schaute Craig an, doch der hatte seinen Blick auf seinen Teller gesenkt und verzog keine Miene.
Halt suchend tastete sie unter dem Tisch nach Mandys Hand, während Harriet fortfuhr: »Ihr habt nach dem Frühstück Zeit, in Ruhe eure Sachen zu packen, gegen elf Uhr werden wir abgeholt und zum Flughafen gebracht. Am Nachmittag findet wie gewohnt die Probe statt, und ich erwarte von euch äußerste Disziplin. Es hat genug Aufregung gegeben, ich habe keine Lust auf weitere Schwierigkeiten.«
»Lindsay, Lindsay, Lindsay«, hämmerte es in Jills Kopf, während sie sich bemühte, so gelassen wie möglich ihr Frühstück zu beenden. Zu ihrem Erstaunen fiel kein Wort über Cloes Besuch bei Craig, und sie war froh darüber, das war das Letzte, was sie jetzt noch gebrauchen konnte.
Sobald sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte, hielt sie es nicht mehr am Tisch aus und stand auf.
»Ich gehe packen«, murmelte sie tonlos, und verließ auf weichen Beinen den Frühstücksraum.
Mandy folgte ihr umgehend und begleitete sie schweigend.
»Nimm es dir nicht so zu Herzen«, sagte sie mitfühlend, als sie vor Jills Tür standen. »Vielleicht …«
Jill hob die Hand und unterbrach sie. »Nein, kein ‚Vielleicht‘ mehr, kein ‚Eventuell‘ und kein ‚Wahrscheinlich‘ – Schluss damit. Es war sowieso klar, dass es so kommen würde, und ich muss endlich aufhören, mir etwas vorzumachen«, sagte sie schroff. »Ich mache ihm keinen Vorwurf, er hat mir nichts versprochen, und es war meine freie Entscheidung, mit ihm ins Bett zu gehen. Aber jetzt wird es Zeit, damit abzuschließen, je eher desto besser. Ich werde mich auf die Show heute Abend konzentrieren, werde danach in mein gewohntes Leben zurückkehren, und Craig Peters wird der Vergangenheit angehören.«
Der Flug nach Lakeside verlief ruhig. Jill saß am Fenster und hatte die Augen geschlossen. Sie wünschte sich, der Abend wäre schon vorüber und sie könnte sich in ihrem Bett vergraben und die Decke über den Kopf ziehen.
In der Stadthalle schien es heute noch hektischer zuzugehen als sonst. Natürlich lag das an der allgemeinen Aufregung vor dem Finale, aber auch der Skandal um Mick und sein Ausscheiden aus der Sendung sorgten für Furore. Sämtliche Nerven lagen blank, jeder fieberte der Show entgegen.
Trotzdem verliefen die Proben halbwegs zufriedenstellend, selbst Harriet hielt sich mit ihren bissigen Kommentaren zurück.
Für den dritten und letzten Durchgang am Abend war vorgesehen, dass die Mädchen sich ihr Outfit selbst aussuchen durften. Harriet führte die Mädchen in den Kostümfundus der örtlichen Theatergruppe, die immer in der Stadthalle auftrat. Dort wühlten sie sich durch die ganzen Kleidungsstücke, bis sie schließlich alle drei etwas gefunden hatten.
Cloe entschied sich für ein Kleopatra-Kostüm, Mandy suchte sich ein Piratengewand aus, und Jill griff mit einem Anflug von Sarkasmus nach einer Polizeiuniform.
»Na bitte, das ist doch genau das Richtige«, ging es ihr ironisch durch den Kopf.
Sie war froh, als sie sich anschließend in den Umkleideraum zurückziehen und ein wenig ausruhen konnte. Craig hatte sie seit dem Frühstück nicht gesehen, lediglich während des Flugs, doch er hatte nicht mehr mit ihr gesprochen.
»Er wird schon wissen warum«, dachte Jill zynisch, »Weshalb denn noch viele Worte machen?«
Auch Lindsay hatte sie bisher nicht zu Gesicht bekommen, und sie
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