Lügen haben hübsche Beine
sein.«
»Doch das kann ich«, betonte Jill energisch. »Du hast nachher auf dem Revier Gelegenheit, diesen Irrtum aufzuklären.«
Als Harriet bemerkte, dass Jill es tatsächlich ernst meinte, fing sie an zu toben. »Alles nur wegen dieses Idioten Mick. Ich hätte wissen müssen, dass er die ganze Sache kaputtmachen wird, ich hätte ihn niemals in die Sendung holen sollen.«
Sie schimpfte eine ganze Weile vor sich hin, dann kam zu Jills Erleichterung Walter durch eine Seitentür hereingestürmt, hinter ihm Tom und drei weitere Kollegen.
»Walt, Gott sei Dank.« Jill atmete auf und senkte die Waffe.
Die Beamten nahmen Harriet, Joel, Ewan und Craig in Gewahrsam und führten sie aus dem Saal. Fix und fertig ließ Jill sich auf den Boden sinken und schaute ihnen nach. Das Letzte, was sie sah, war Craig, der sich an der Tür noch einmal umdrehte und ihr einen eigentümlichen Blick zuwarf.
Sie zog die Beine an, schlang die Arme darum und legte die Stirn auf die Knie, fühlte sich so traurig und hilflos wie nie zuvor in ihrem Leben.
»Jill.« Eine Hand berührte ihre Schulter, und sie hob langsam den Kopf.
Walter stand vor ihr und schaute sie mitfühlend an. »Jill, du gehst jetzt besser erstmal nach Hause und ruhst dich aus. Alles Weitere besprechen wir morgen im Präsidium.«
Sie nickte, konnte sich jedoch nicht aufraffen, aufzustehen.
»Ich kann mir vorstellen, dass das alles nicht leicht war, aber du hast es wirklich sehr gut gemacht«, sagte Walter leise. »Obwohl«, er grinste, »die Idee, mit einer Waffe in einem vollbesetzten Saal herumzufuchteln, nicht gerade so toll war. Allerdings weiß ich auch, dass du keine andere Wahl hattest.«
»Sie war noch gesichert«, murmelte Jill. Dann schaute sie ihn fragend an. »Was wird jetzt mit ihnen passieren?«
Walter zuckte mit den Achseln. »Du weißt doch, wie es läuft. Wir werden sie vernehmen und hoffen, dass sie freiwillig auspacken. In der Zwischenzeit versuchen wir, einen Durchsuchungsbefehl für die Wohnungen zu bekommen. Ich habe hinten noch drei Leute, die den Inhalt der Garderoben sicherstellen. Wenn wir nichts finden, und kein Geständnis kriegen, werden wir sie irgendwann wieder laufen lassen müssen, die Indizien die wir haben, reichen für eine Anklage nicht aus. – Aber jetzt mach dich auf den Heimweg, Tom soll dich fahren.«
»Okay«, nickte Jill und rappelte sich langsam auf. Vor der Tür zur Garderobe fiel ihr noch etwas ein. Sie blieb kurz stehen und drehte sich zu Walter um. »Und Walt, denk an dein Versprechen – die Speicherkarte mit meinen Fotos bekommt außer dir niemand zu Gesicht.«
80
I m Umkleideraum waren Cloe und Mandy dabei, sich umzuziehen. Mandys Freund Oliver und Cloes Eltern waren bei ihnen, redeten beruhigend auf sie ein.
Als Cloe Jill hereinkommen sah, stürzte sie sich auf sie. »Du dreckiges Miststück«, schrie sie wutentbrannt, »Du bist an allem schuld, wegen dir habe ich nur den dritten Platz bekommen.«
Jill packte sie am Arm und hielt sie fest.
»Ich glaube, das hast du dir ganz allein zuzuschreiben«, sagte sie ruhig.
»Du hast nichts unversucht gelassen, um mich schlecht zu machen«, tobte Cloe weiter. »Von Anfang an hattest du es auf mich abgesehen, du wolltest mich rausekeln, weil du genau wusstest, dass du es anders nicht schaffen würdest.« Ihr Gesicht war zu einer wütenden Fratze verzogen, voller Boshaftigkeit fuhr sie fort: »Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich die andere Bindung auch noch losgeschraubt, dann hättest du nicht so viel Glück gehabt.«
»Du warst das also«, entfuhr es Jill überrascht.
»Ja, ich war das«, gab Cloe hasserfüllt zu, »und es tut mir leid, dass du dir nicht das Genick gebrochen hast.«
Einen Moment herrschte entsetztes Schweigen in dem kleinen Raum, dann wandte Jill sich an Cloes Eltern. »Ich werde auf eine Anzeige verzichten, obwohl es mich beinahe das Leben gekostet hat«, sagte sie mühsam beherrscht. »Allerdings würde ich Ihnen empfehlen, Ihre Tochter in psychologische Behandlung zu geben, sie hat ein ziemlich ernstes Problem.«
»Du bist diejenige, die verrückt ist, du solltest dich behandeln lassen, nicht ich«, wütete Cloe. »Du hast doch nur gewonnen, weil du mit Craig ins Bett gestiegen bist. Du hast dich an ihn rangemacht, deswegen konntest du dir alles erlauben, du Schlampe.«
Mit bestürzten Gesichtern schoben Cloes Eltern sie zur Tür hinaus.
Einen Moment lang war Cloes Gezeter noch zu hören, und schließlich wurde es still.
Mandy kam auf Jill zu und umarmte
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