Lügen haben hübsche Beine
sie. »Gut, dass es vorbei ist«, flüsterte sie schockiert, »und dass nichts Schlimmeres geschehen ist.«
Sie hielten sich eine Weile schweigend fest, dann fügte Mandy leise hinzu: »Du hast meine Handynummer, ich würde mich freuen, wenn du dich melden würdest. Vielleicht können wir ja zusammen ein Eis essen gehen und du erzählst mir alles in Ruhe.«
Jill nickte gerührt. »Ja, das machen wir auf jeden Fall. Danke, dass du die ganze Zeit so treu zu mir gestanden hast, du bist mir wirklich eine gute Freundin geworden.«
Mit Tränen in den Augen verabschiedeten sie sich voneinander, und Jill zog sich um.
Wenig später saß sie neben Tom in einem Einsatzfahrzeug, und nach knapp zwanzig Minuten erreichten sie Jills Appartement.
»Gute Nacht, Super-Model«, sagte Tom freundschaftlich, »schlaf gut.«
Jill wünschte ihm ebenfalls eine gute Nacht und stieg dann langsam die Stufen zu ihrer Wohnung hinauf. Müde schloss sie die Tür auf, warf ihre Sachen in eine Ecke und ging sofort in ihr Schlafzimmer, ließ sich aufs Bett fallen.
Seit dem Wochenende mit Craig war sie nicht mehr hier gewesen. Das Bettzeug war noch zerwühlt, der Bettwäsche haftete ganz leicht sein Geruch an, und unglücklich vergrub sie ihr Gesicht darin.
»Craig, es tut mir so leid«, flüsterte sie unter Tränen, »aber ich konnte nicht anders.«
Am nächsten Morgen stellte sie fest, dass ihre Mutter bereits unzählige Male auf ihrem Handy angerufen und ihr etliche Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen hatte. Sie beschloss, erst ins Präsidium zu gehen, und den Rückruf auf später zu verschieben.
Nach einer ausgedehnten, heißen Dusche zog sie sich an und verließ das Appartement.
Wie erwartet, schoss sofort Mrs. Atkins aus ihrer Wohnungstür und stellte sich ihr in den Weg.
»Jill, nein, was für eine Aufregung das gestern Abend war«, begann sie sogleich sensationslüstern, »Was ist denn da bloß los gewesen?«
Jill schob sich an ihr vorbei. »Tut mir leid, aber ich habe keine Zeit, ich muss zur Arbeit.«
Sie ließ die hektisch mit den Armen rudernde Phyllis einfach stehen und stapfte die Treppe hinunter.
Wenig später saß sie in ihrem kleinen Wagen und erreichte nach einer halben Stunde das Präsidium.
Auf den Gängen wurde sie bejubelt, alle nickten ihr begeistert zu und gratulierten ihr, und sie beeilte sich, in ihr Büro zu kommen.
Sie begrüßte die Kollegen ringsum und klopfte dann an Walters Tür.
Mit einem leisen »Guten Morgen« trat sie ein und setzte sich auf einen der Stühle vor seinem Tisch.
»Wie sieht‘s aus?«, fragte sie zögernd, »Habt ihr schon etwas?«
Walter schmunzelte. »Immer der Reihe nach.«
Er reichte ihr einen Becher Kaffee und machte es sich auf der Kante seines Schreibtischs bequem.
»Also, fangen wir zunächst mal mit dem Wichtigsten an. Wir haben umfassende Geständnisse von den Beteiligten bekommen, und haben auch noch einige andere Dinge gefunden, einer Anklage steht also nichts im Weg.
Harriet Grumb war die Urheberin des Ganzen. Sie hat zugegeben, einzelnen Mädchen den Sieg versprochen zu haben, als Gegenleistung für die Fotos. Das Motiv dafür war Geldnot. Die Show war bereits letztes Jahr kurz vor dem Aus und konnte dieses Jahr nur noch produziert werden, weil sich ein Geldgeber gefunden hat. Trotzdem geriet sie mit der Produktion immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten, und sie hat versucht, ihre Kasse durch den Verkauf dieser Bilder wieder aufzufüllen.
Joel Benson hat ihr dabei geholfen. Auch er hat Geldprobleme, er hat Spiel- und Wettschulden, und nachdem Harriet ihm ein lukratives Angebot gemacht hat, hat er eingewilligt, die Fotos zu machen. Wir haben in seiner Wohnung allerlei Bildmaterial sichergestellt, fast ausnahmslos Bilder von Kandidatinnen der Show.
Mick Fairgate haben wir gestern auch noch verhaftet, er hatte mit der ganzen Sache nichts zu tun. Er wusste zwar davon, war aber nicht daran beteiligt. Er hat den Mund gehalten, weil Harriet ihm den Job in der Jury gegeben hat, und er ungehindert seinem ‚Hobby‘ nachgehen konnte. Übrigens war er derjenige, der dich am Pool niedergeschlagen und ins Wasser geworfen hat. Er wollte sich mit Emily treffen und hat dich herumschleichen sehen. Scheinbar hatte er Angst, dass du seinen kleinen, schmutzigen Geheimnissen auf die Schliche kommst.«
Walter machte eine kurze Pause um sich zu sammeln, und Jill sah ihn mit großen Augen an.
»Und die anderen?«, fragte sie nervös.
»Ewan Miller war weder an den Fotos beteiligt, noch wusste er
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