Lügen haben hübsche Beine
du sie denn her?«, wollte Jill wissen.
»Das kann ich dir nicht sagen.«
Jill seufzte. »Ach Grace, bitte. Ich möchte doch nur ein bisschen was, um die nächsten Tage zu überstehen. Ich bin mir sicher, dass ich spätestens nächste Woche sowieso rausfliege.«
Als Grace sie nur stumm ansah, beschloss sie, einen Schuss ins Blaue zu wagen. »Hast du sie von Ewan?«
Grace zuckte zusammen. »Wie kommst du denn darauf?«
»Ich habe beim Shooting am Strand zufällig gesehen, wie ihr zusammen verschwunden seid«, gab Jill offen zu. »Also? Hast du sie von ihm oder nicht?«
»Ja«, nickte Grace widerstrebend. »Er hat sie mir verkauft. Aber du darfst mit keiner Silbe erwähnen, dass ich dir das gesagt habe.«
»Nein, keine Angst«, beruhigte Jill sie. Einen Moment schaute sie Grace ernst an, dann drückte sie das zierliche, blonde Mädchen spontan an sich. »Danke, du hast mir wirklich sehr geholfen.«
Sie ignorierte Graces überraschten Blick und wandte sich zur Tür. »Lass uns jetzt rübergehen, bevor wir vermisst werden.«
Kurz darauf standen sie wieder bei den anderen, und während Grace wie zuvor gebannt das Shooting verfolgte, hatte Jill alle Mühe, ihren Zorn auf Ewan unter Kontrolle zu halten. Es kostete sie ihre ganze Kraft, nicht zu ihm hinüber zu stürmen und ihn zur Rede zu stellen.
Mit geballten Fäusten stand sie da, und bekam kaum etwas von dem Geschehen um sie herum mit.
»Jill, du bist dran«, riss Harriets schrille Stimme sie irgendwann aus ihren Gedanken, und sie ging nach vorne.
Abwesend befolgte sie Joels Anweisungen, bis Harriet plötzlich rief: »Das ist mir viel zu bieder, mach bitte die Jacke auf.«
»Aber ich habe nur einen BH drunter«, sagte Jill abwehrend. Die Jacke war ihr zu eng gewesen, sodass sie kurzerhand ihr T-Shirt ausgezogen hatte.
»Umso besser«, war Harriets einziger Kommentar.
»Was?«
»Himmel, frag nicht so lange und mach was ich dir sage, wir wollen heute noch fertig werden.« Harriets Stimme klang äußerst gereizt, doch Jill schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall.«
»Das ist wieder typisch«, giftete Harriet und sprang auf. »Immer die große Klappe, aber wenn es drauf ankommt, stellst du dich an wie kleines Kind.«
Sie schoss auf Jill zu und zerrte am Reißverschluss der Jacke. »Wirst du jetzt diese verdammte Jacke aufmachen oder soll ich es tun?«
Abwehrend wich Jill ein Stück zurück und versuchte Harriet wegzuschieben, die ließ jedoch nicht locker und zog weiter an der Jacke herum. »Was soll denn dieses Theater?«, keifte Harriet wütend, und riss den Reißverschluss nach unten.
Jill machte einen weiteren Schritt rückwärts und stieß dabei gegen eines der Motorräder, die dort säuberlich nebeneinander aufgereiht standen.
Erschrocken drehte sie sich um, wollte voller Panik die schwankende Maschine festhalten. Doch dafür war es bereits zu spät, das Motorrad kippte um und fiel gegen das Nächste in der Reihe. Wie Dominosteine fielen die schweren Maschinen eine nach der anderen um und krachten mit ohrenbetäubendem Lärm zu Boden.
Danach kehrte Totenstille ein, nur das leise Klicken der Kamera war zu hören. Joel hatte die Gunst des Augenblicks genutzt, und schoss ein Bild nach dem anderen von der entsetzt drein schauenden Jill. Ihre Jacke war ein Stück auseinander gerutscht, ihr roter, spitzenbesetzter BH und der Ansatz ihrer Brüste blitzten hervor, doch sie war zu geschockt, um es zu bemerken. »Fantastisch«, murmelte er dabei die ganze Zeit kaum hörbar vor sich hin, »Phänomenal.«
Harriet war die Erste, die wieder zu sich kam. Sie machte einen Schritt auf Jill zu, die immer noch wie angewurzelt dastand, und richtete ihren Zeigefinger auf sie. »Du«, sagte sie leise, und der mühsam unterdrückte Zorn in ihrer Stimme war nicht zu überhören, »geh mir aus den Augen, sofort.«
»Ich …«, wollte Jill ansetzen, doch Harriet fiel ihr direkt ins Wort.
»Geh«, wiederholte sie heftig, und mit einem hilflosen Schulterzucken trottete Jill auf die Tür des Nebenraums zu.
Im Hinausgehen warf sie einen kurzen Blick zu Craig, der zusammen mit Mick und den anderen gebannt das Geschehen verfolgt hatte. Es sah aus, als hätte er Mühe, sich das Lachen zu verkneifen, und frustriert betrat sie den Umkleideraum, während hinter ihr allgemeine Hektik ausbrach.
Sie zog sich die Lederkluft aus und warf sie in die Ecke, schlüpfte in ihre eigenen Sachen, und ließ sich dann unglücklich auf einen Stuhl sinken.
Ihr war klar, dass Harriet sich eine solche Aktion nicht
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