Lügen haben hübsche Beine
Weile loszuwerden.
Etwa zwei Stunden waren vergangen, als ihr etwas einfiel.
In einem unbeobachteten Moment leerte sie sämtliche Flaschen mit Reinigungsmittel in der Spüle aus.
Dann füllte sie einen Eimer mit Wasser und nahm einen der leeren Behälter in die Hand.
»Oh, so ein Mist«, schimpfte sie betont laut, »jetzt ist der Reiniger alle.«
Demonstrativ griff sie nach einer anderen Flasche. »Auch leer.«
Sie drehte sich zu Joel um. »Was mache ich denn jetzt? Es ist kein Putzmittel mehr da, und ich kann nicht weiter machen. – Weißt du was, wenn du mir dein Auto borgst, fahre ich schnell nach Oceanview rein und kaufe welches.«
Joel lachte. »Das hast du dir so gedacht. Damit du dich dann an den Strand legst und mich hier sitzen lässt. Nein, ich erledige das selbst. In der Zwischenzeit kannst du ja schon mal im Wohnzimmer staubsaugen.«
Innerlich rieb Jill sich die Hände. Das hatte genau so funktioniert, wie sie es sich erhofft hatte.
»Schade«, murrte sie mit gespielter Enttäuschung, »dabei hatte ich doch gar nichts dergleichen vor.«
»Jaja«, lachte er, »mit weiblichen Tricks kenne ich mich aus.«
Sie schaute ihm nach, wie er die Küche verließ und grinste: »… oder auch nicht.«
36
N achdem Jill noch einen kurzen Moment gewartet hatte, ging sie ebenfalls hinaus. Mit einem raschen Blick aus der Haustür überzeugte sie sich davon, dass er tatsächlich weggefahren war, dann eilte sie die Treppe hinauf.
»Er wird eine etwa eine Dreiviertelstunde brauchen, wenn ich mich beeile, wird das ausreichen«, murmelte sie vor sich hin.
Im oberen Stockwerk lief sie zielstrebig auf eines der beiden Zimmer zu, in denen sie sich noch nicht umgesehen hatte. Gespannt drückte sie die Klinke herunter und hielt enttäuscht inne. Abgeschlossen.
»So ein Mist«, fluchte sie leise.
Schnell ging sie weiter zur nächsten Tür, die sich zu ihrer Erleichterung öffnen ließ. Sorgfältig zog sie die Tür hinter sich zu und schaute sich um.
Auf dem kleinen Schreibtisch lagen zwei Fotoapparate, es handelte sich also offenbar um Joels Zimmer.
Eilig begann sie, alles systematisch und vorsichtig zu durchsuchen. Es dauerte nicht lange, bis sie fertig war, und sie war nicht sehr überrascht, hier ebenfalls nichts Verdächtiges gefunden zu haben. Als sie gerade wieder hinausgehen wollte, fiel ihr Blick auf den silberfarbenen Aluminiumkoffer, in welchem Joel das Zubehör für seine Kameras aufbewahrte.
Zwar war sie sicher, auch darin nichts zu finden, aber der Vollständigkeit halber beschloss sie, kurz hineinzusehen.
Zu ihrer Enttäuschung stellte sie fest, dass er abgeschlossen war.
»Warum schließt er den Koffer ab, da sind doch nur Objektive drin«, dachte sie verwundert, und sofort war ihre Neugier geweckt.
Kurzerhand entschied sie sich, in ihr Zimmer zu gehen und eine Haarnadel zu holen, um das Schloss zu öffnen. Ein schneller Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch genug Zeit hatte, und eilig verließ sie den Raum.
»Jill«, hörte sie im gleichen Moment Craigs Stimme hinter sich, »was machst du in Joels Zimmer?«
Sie drehte sich herum und sah ihn mit gerunzelter Stirn vor seiner Zimmertür stehen.
»Oh verdammt«, schoss es ihr durch den Kopf, »muss denn immer etwas schiefgehen?«
»Ich … äh … wir haben uns nur ein paar Fotos angeschaut«, sprudelte sie hastig heraus.
»Fotos angeschaut«, wiederholte er gedehnt, und es war ihm anzusehen, dass er ihr kein Wort glaubte.
»Ja genau«, nickte sie, und beschloss, zum Gegenangriff überzugehen. »Aber was machst du überhaupt hier? Ich dachte du bist in Stanford.«
»Das war ich auch, doch ich hatte von vorneherein nicht die Absicht, lange zu bleiben. Ich bin mit meinem eigenen Auto hingefahren, weil ich gedacht habe, ich könnte früher zurückkommen und ein bisschen Zeit mit dir verbringen.«
Nervös schaute Jill auf die Uhr. Sie musste ihn irgendwie ablenken, bis Joel wieder da war. Nach ihrer Ausrede von eben nahm Craig sicher an, dass Joel in seinem Zimmer war. Auf keinen Fall durfte er mitbekommen, dass sie ihn angelogen hatte.
Sie ging auf ihn zu und legte ihm die Arme um den Hals. »Das ist eine gute Idee«, flüsterte sie lockend und öffnete seine Zimmertür, »dann lass uns keine Zeit verlieren.«
Überrascht folgte er ihr ins Zimmer. »Was ist mit Joel?«
»Der ist eine Weile beschäftigt, er wollte die Bilder für morgen Abend fertigstellen«, log sie und öffnete hastig seine Jeans. »Wenn wir leise sind und uns ein bisschen beeilen, wird er
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