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Lügen haben hübsche Beine

Lügen haben hübsche Beine

Titel: Lügen haben hübsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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sehen. Es gehörte nicht viel dazu, zwei und zwei zusammenzuzählen, um zu wissen, wo Jill um diese Uhrzeit hergekommen war, und, vor allem, warum.
Jill war sich vollkommen sicher, dass Lindsay Harriet davon erzählen würde. Das war das Ende.
Verstört rollte sie sich auf dem Bett zusammen, kuschelte sich in das Hemd und sog den zarten Duft des Stoffs ein, es roch nach Aftershave, und es roch nach Craig.
Sie schloss die Augen und versuchte sich auf das einzustellen, was ihr bevorstehen würde.
     
    Entnervt saß sie zwei Stunden später beim Frühstück, bemüht, sich nichts von ihrer Angst anmerken zu lassen. Mandy saß neben ihr und plauderte munter, erging sich in Lobeshymnen über Lindsay, und Jill rang sich ein paar passende Antworten ab.
»Ja, sie ist wirklich sehr nett«, murmelte sie mechanisch, während sie überlegte, ob sie Craig erzählen sollte, was passiert war.
Er stand mit einer Tasse Kaffee in der Hand am Fenster und unterhielt sich leise mit Mick, es wäre bestimmt möglich, ihn irgendwie kurz nach draußen zu lotsen.
Doch da kam auch schon Harriet herein und nahm ihr die Entscheidung ab, indem sie sofort wieder mit einer ihrer Ansprachen begann.
»So Mädels, heute wird das Laufen fortgesetzt, allerdings werdet ihr euch dafür ein bisschen zurechtmachen, und Joel wird Fotos schießen. Also voran, rüber in den Trainingsraum und umziehen.«
Die Mädchen folgten ihr nach draußen, und mit hängenden Schultern schlich Jill hinterher.
Harriet verteilte Kleidung, dieses Mal elegante Businessoutfits, Ewan frisierte und schminkte die Mädchen.
Der sonst so triste Trainingsraum war ein wenig dekoriert und stimmungsvoll ausgeleuchtet, und das Shooting begann.
Abwechselnd liefen sie auf und ab, drehten sich, posierten, liefen wieder. Harriet und Lindsay saßen in einer Ecke, und während Harriet ausnahmsweise einmal still war, gab Lindsay die Anweisungen.
Ab und zu sprachen die beiden leise miteinander, und Jill ließ sie nicht aus den Augen. Sie rechnete jeden Augenblick damit, dass Harriet sich auf sie stürzen und zur Rede stellen würde.
Doch nichts dergleichen geschah, und Jill fühlte sich von Minute zu Minute elender. Mit einem maskenhaften Lächeln im Gesicht absolvierte sie ihre Runden, nach außen hin ruhig, innerlich zittrig und nervös.
Niemand schien etwas von ihrer Anspannung zu bemerken. Joel war begeistert, und auch Lindsay sparte nicht mit Anerkennung.
»Sehr schön Jill, ganz locker und graziös, so ist es gut«, ermunterte sie Jill immer wieder, »Ja, prima, heb den Kopf noch ein wenig, sehr gut.«
Je mehr Lindsay sie lobte, desto mulmiger wurde es Jill. Sie hoffte, Harriet möge endlich zu ihr kommen und ihr den Rauswurf mitteilen, damit diese grässliche Warterei ein Ende haben würde.
Zwischendurch kamen Craig und Mick herein, setzten sich zu den beiden Frauen.
Während sie lief, sah Jill, dass Craig sich einen Moment leise mit Lindsay unterhielt, und kurz darauf verließen die beiden zusammen den Raum.
Die Angst in ihrem Inneren wurde jetzt von kleinen, schmerzhaften Nadelstichen in ihr Herz begleitet, und es kostete sie alle Kraft, weiter ihre Runden zu drehen.
»Es ist nichts dabei«, versuchte sie sich zu beruhigen, »bestimmt essen sie nur etwas.«
Nach einer ganzen Weile kam Lindsay zurück, alleine, setzte sich zu Harriet und übernahm wieder die Ansagen.
»Jill, das ist hervorragend, gut so«, lobte sie erneut, und Jill hätte sich am liebsten auf sie gestürzt und sie geschüttelt.
Irgendwie schaffte sie es, den Tag zu überstehen, und als das Shooting beendet war, wechselte sie in fieberhafter Eile die Kleidung und stürmte hinauf in ihr Zimmer.
Sie duschte und ließ sich danach auf ihr Bett fallen, ausgelaugt und immer noch in der Erwartung, dass Harriet jeden Augenblick in der Tür stehen würde.
Mandy kam mit ein paar Sandwiches herein, sie schaltete den Fernseher ein, und während sie eine Gameshow verfolgten, kam Jill allmählich ein wenig zur Ruhe.
Irgendwann schaute sie auf die Uhr, es war fast zehn, und Craig wartete auf sie. Sie überlegte kurz, ob sie wirklich zu ihm gehen sollte, entschied sich dann dafür.
»Viel schlimmer kann es doch sowieso nicht mehr werden«, dachte sie unglücklich, während sie vorsichtig nach oben schlich.
Als sie ins Zimmer kam, saß Craig auf der Couch, hatte den Laptop auf den Knien und schien sehr konzentriert.
»Hey«, sagte sie zaghaft.
Rasch klappte er den Laptop zu, legte ihn beiseite und erhob sich.
»Hey, wie war dein Tag?«,

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