Lügen haben hübsche Beine
fragte er liebevoll, zog sie in seine Arme und küsste sie.
»Anstrengend«, murmelte sie und kuschelte sich an ihn.
Er hielt sie einen Moment fest an sich gedrückt, die Wärme seines Körpers durchströmte sie wohltuend. Plötzlich fiel ihr Blick an seiner Schulter vorbei auf den Sessel, der neben dem Sofa stand und sie erstarrte.
Über der Rückenlehne lag, unachtsam hingeworfen, eine rote Kostümjacke.
47
J ill konnte den Blick nicht von dem Kleidungsstück abwenden, sie wusste nur allzu gut, wem es gehörte. Lindsay hatte dieses rote Kostüm gestern und heute getragen, es gab keinen Zweifel daran, dass es ihre Jacke war.
Also war sie bei ihm gewesen, vermutlich heute Mittag, als die beiden zusammen aus dem Trainingsraum verschwunden waren. Sie wagte nicht daran zu denken, was sie hier getan hatten, verdrängte diesen Verdacht sofort, wollte es nicht wissen.
Craigs Lippen wanderten über ihren Hals, seine Hände glitten unter ihr Shirt, streichelten zart ihren Rücken.
Hatte er das Gleiche hier mit Lindsay getan?
Er schob das T-Shirt hoch, zog es ihr über den Kopf und warf es achtlos auf die Couch.
War Lindsays Jacke genauso auf den Sessel geflogen?
Mit festem Griff presste er sie an sich, ließ sie spüren, wie erregt er war, drängte sie unter Küssen langsam zum Bett.
Hatte er Lindsay auch so an sich gedrückt?
Wie betäubt überließ sie sich seinen Liebkosungen, erwiderte mechanisch seine Bewegungen, während das leuchtende Rot von Lindsays Jacke schmerzhaft in ihren Augen brannte.
Nach wenigen Minuten hielt er inne, schaute sie an.
»Jill, was ist los?«, fragte er leise.
Sie wich seinem Blick aus, überlegte, ob sie ihn auf die Jacke ansprechen sollte. Vielleicht gab es einen ganz harmlosen Grund dafür. Vielleicht aber auch nicht, und das Letzte, wonach ihr jetzt der Sinn stand, war ihm eine Szene zu machen. Es war nie die Rede von Liebe und Treue gewesen, sie hatte kein Recht, eine Erklärung von ihm zu fordern, und er hatte es nicht nötig, sich zu rechtfertigen.
»Es ist nichts«, sagte sie ausweichend und zog ihn wieder an sich.
Er rollte sich von ihr herunter, legte sich neben sie und nahm sie in den Arm.
»Ich merke doch, dass du nicht bei der Sache bist. Wenn du keine Lust hast, kannst du es mir ruhig sagen. Das ist mir lieber, als wenn du so teilnahmslos unter mir liegst. Du musst nicht mir zuliebe mit mir schlafen, wenn dir nicht danach ist. Es ist kein Problem für mich, dich einfach nur im Arm zu halten.«
Die Wärme in seiner Stimme und sein Verständnis machten es ihr noch schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen, und plötzlich stiegen ihr die Tränen in die Augen. Hastig kuschelte sie sich an ihn, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust, damit er es nicht sah.
»Entschuldige, ich bin bloß so müde«, flüsterte sie erstickt.
Er küsste ihr Haar, streichelte sanft über ihren Kopf. »Du musst dich nicht entschuldigen, es ist völlig in Ordnung. Natürlich möchte ich mit dir schlafen, aber ich bin nicht der Typ, der um jeden Preis seine Befriedigung sucht, ohne Rücksicht auf die Stimmung seiner Partnerin. Mach so etwas bitte nicht wieder, das ist kein sehr schönes Gefühl für mich.«
Unglücklich schmiegte sie sich noch enger an ihn. »Es tut mir leid.«
»Schon gut«, beruhigte er sie liebevoll, »Lass mich dich einfach festhalten und ruh dich aus.«
Der Donnerstagvormittag verlief ruhig und ereignislos. Harriet hatte den Mädchen bis zur Abfahrt des Busses Freizeit gegeben. Während die meisten von ihnen im Pool herumtollten oder sich im Garten sonnten, lag Jill auf ihrem Bett und schlief.
Obwohl Craig sie die ganze Nacht fürsorglich und liebevoll im Arm gehalten hatte, hatte sie kaum ein Auge zugemacht, sie fühlte sich ausgebrannt und fertig.
Als Mandy sie gegen Mittag weckte, ging es ihr etwas besser. Sie hatte sich entschieden, sich keine Gedanken mehr über diese Jacke zu machen und war fest entschlossen, am Abend ihr Bestes zu geben.
Wie gewohnt startete der Bus nach Lakeside um dreizehn Uhr, und die Mädchen waren allesamt guter Stimmung und motiviert. Lindsay fuhr mit ihnen, gab ihnen noch ein paar letzte Tipps und verbreitete gute Laune, auch bei den anschließenden Proben.
Schließlich begann die Show. Während Jill auf ihren Auftritt wartete, stellte sie überrascht fest, dass dies die erste Woche war, in der sie nicht durch irgendeine Peinlichkeit ihr Weiterkommen aufs Spiel gesetzt hatte. Sie hatte nichts umgeworfen, niemanden in den Pool geschubst und keine
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