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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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begleiten.«
    Das war ein gewaltiges Angebot – er hasste es, Menschenmengen oder Lärm ausgesetzt zu sein.
    »Wann verrätst du uns eigentlich die Details über diesen Job?« Ich nahm mir etwas Süßsaures aus der Tüte. Charlie erzählte nie viel über unsere Betrügereien, bis sie sämtliche Einzelheiten voll ausgearbeitet hatte. Da sie uns jetzt aber entwurzelt hatte und uns mehr oder weniger ans andere Ende des Landes brachte, dachte ich eigentlich, sie könne da etwas entgegenkommender sein.
    »Alles zu seiner Zeit.« Sie grinste und schaltete das Radio ein, um damit jeder weiteren Frage zuvorzukommen.
    Je näher wir Manchester kamen, desto dichter wurde der Verkehr, und ich war heilfroh, als wir die Autobahn schließlich verließen, um in Richtung der Vororte weiterzudüsen. Charlie war es irgendwie gelungen, ein vollmöbliertes Haus für uns zu mieten, das sich, wie es schien, in einer sehr netten Gegend befand. Es würde merkwürdig sein, in einem Haus zu leben, das ganz und gar uns gehörte, statt in einem, das aus einzelnen Wohneinheiten bestand. Kip war ganz aufgeregt bei der Aussicht auf einen Garten.
    Wir fuhren beim Bestandshalter vorbei, damit Charlie die Papiere unterschreiben und die Hausschlüssel in Empfang nehmen konnte. Ich brannte darauf, das Haus zu sehen. Ich hatte es mir kurz auf der Website angeschaut, doch würde es großartig sein, jetzt endlich dort einzuziehen und alles auszupacken. Es sah aus, als handele es sich nach unserer Londoner Wohnung um eine gigantische Verbesserung. Nicht, dass die Wohnung schlecht gewesen wäre, doch hatte ich immer schon in einem richtigen Haus leben wollen, mit Treppen und allem.
    Vielleicht waren Kip und ich einander ähnlicher, als mir bewusst war. Ich denke, dass ich tief in mir ebenso wie er immer ein ganz normales Leben wollte. Ein nettes, sicheres Leben in der Vorstadt, in einer durchschnittlichen Doppelhaushälfte aus den Dreißigerjahren mit Mum und Dad, einer Katze und einem netten, langweiligen Bürojob, irgendwo, wo sich die Belegschaft freitagabends nach der Arbeit im Pub traf. Normalität eben. Es wäre schön, in der Lage zu sein, länger als immer nur ein paar Monate an ein und demselben Ort zu bleiben. Wenn wir hier lebten, waren wir vielleicht wie alle anderen. Vielleicht waren wir dann nicht mehr die Kinder, deren Mutter verschwunden war, oder die Mädchen, die diesen seltsamen kleinen Bruder hatten. Wir könnten Charlie, Abbey und Kip sein und ein normales Leben führen in einem normalen Haus und normale Dinge tun wie alle anderen Menschen auch. Wie alle anderen normalen Menschen.
    Wir hielten vor einer recht modernen Doppelhaushälfte am Ende einer ruhigen Einbahnstraße. Kip, der hinter mir saß, beugte sich vor. »Ist es das?«
    »Home sweet home.« Charlie zog die Handbremse an und schaltete den Motor ab.
    Einen Moment saßen wir da und betrachteten unser neues Zuhause. Aus irgendeinem dummen Grund hatte ich einen Kloß im Hals.
    »Nun, dann gucken wir uns das jetzt mal an.« Charlie klimperte mit den Hausschlüsseln.
    Kip hatte die Tür des Vans bereits aufgerissen, als ich meinen Sicherheitsgurt noch nicht gelöst hatte. Ich folgte ihm und Charlie über die ordentliche Reihe von Gehwegplatten, die zum Hauseingang führten. Es war albern, dermaßen aufgeregt zu sein. Wir waren so häufig umgezogen und hatten an so vielen verschiedenen Orten gelebt, seit Mum verschwunden war, dass es idiotisch war, dieses Haus als Zuhause anzusehen. Trotzdem fühlte ich mich wie ein Kind am Heiligabend, als Charlie die Haustür aufschloss.
    Das Innere des Hauses war wunderschön. Sauber und hell mit hübschen Möbeln. Auf dem Kaminsims stand als Willkommensgruß neben einer Flasche Wein und einer Karte eine schöne Kristallvase mit frischen Blumen.
    »Bist du okay?« Charlie legte den Arm um mich und drückte mich. Ich nickte. Kip hatte sich auf den Weg in den kleinen Wintergarten gemacht, der sich im hinteren Teil des Wohnzimmers befand, um von dort in den Garten hinauszublicken.
    »Es ist hübsch, nicht wahr?« Sie lächelte, doch zwischen ihren langen dunklen Wimpern glänzten Tränen. Ich hätte nie gedacht, dass meine Schwester meine und Kips Sehnsucht nach einem Zuhause teilen würde, doch sah es ganz so aus, als hätte ich sie falsch eingeschätzt.
    Charlie hatte nun schon so lange die Taffe und Praktische von uns dreien gespielt, dass ich vergessen hatte, dass unsere Kindheit sie ebenso verwundbar gemacht und verletzt hatte, wie das bei Kip

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