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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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würde.
    Da war jemand mit Mum in der Wohnung – ein Mann. Sie stritten sich im Schlafzimmer. Charlie war mit Kip im Kinderwagen nach draußen gegangen, um spazieren zu gehen, und mir hatten sie Pommes frites gegeben, um mich ruhig zu halten. Ich malte ein Bild aus, das ein Haus und eine große gelbe Sonne zeigte. Die Schlafzimmertür wurde zugeschlagen, dass die Wände in der Wohnung bebten, und der Mann kam ins Wohnzimmer.
    In der Gegenwart lag ich mit schweißnassen Händen da und hatte die Arme eng an meinen Körper gepresst. Ich wollte Kip das Signal geben, dem Ganzen ein Ende zu setzen, bevor ich dem Mann ins Gesicht sehen würde. Bevor ich das Gesicht sah, von dem ich wusste, dass ich es wiedererkennen würde. Ich konnte mich nicht rühren, und ich konnte nicht protestieren, doch selbst als vierjähriges Mädchen wusste ich bereits, dass ich den Mann nicht leiden konnte.
    »Freddie.« Meine Stimme klang heiser wie eine quietschende Tür. Ich zwang mich, meine Hand zu heben und sie von der Stelle wegzubewegen, an der ich meine Nägel in das Sofa gegraben hatte.
    Die keltische Musik hörte auf zu spielen, und Kip kniete sich neben mich. Sein Atem fühlte sich warm an auf meiner Wange, und ich öffnete die Augen.
    »Abbey? Bist du okay? Soll ich dir was zu trinken holen? Du siehst echt blass aus.«
    Ich schob mir das Haar aus dem Gesicht, und meine Hände zitterten, als ich mir vor Augen führen wollte, was ich während der Regressionstherapie gesehen hatte.
    »Könnte ich wohl ein bisschen Wasser haben?«
    Kip sprintete los und kam Sekunden später mit einem Glas zurück. »Was ist passiert? Du hast ›Freddie‹ gesagt.«
    Ich setzte mich auf und nahm ihm das Glas ab. Kleine Tropfen fielen auf meine Knie, als ich es an die Lippen führte, um mich zu erfrischen, und meine Zähne schlugen gegen das Glas.
    »Freddie war in unserer Wohnung. Hat sich im Schlafzimmer mit Mum unterhalten. Sie haben über Geld gestritten.«
    »Bist du sicher?« Kip setzte sich neben mich und lehnte sich zurück.
    »Ganz sicher.« Ich stellte das Glas ab.
    Er wand sich auf dem Sofa. »Glaubst du, dass da eine Möglichkeit besteht, dass …« Er stockte und starrte wie das Elend in Person auf den Fußboden.
    »Was für eine Möglichkeit?«
    »Dass Freddie … Du weißt schon.« Er nahm seine Brille ab und rieb sich mit den Händen das Gesicht.
    »Was?«
    »Dass er mein Vater ist?«
    »Nein!« Ich hätte es nicht erklären können, doch war ich mir absolut sicher, dass er auf keinen Fall Kips Vater war, gleichgültig, welche Art von Beziehung Freddie zu Mum unterhalten haben mochte.
    Ein Ausdruck von Erleichterung huschte über sein Gesicht, doch wusste ich, dass er nicht hundertprozentig beruhigt war. Keiner von uns wusste, wer sein Vater war. Es war etwas, worüber ich niemals viel nachgedacht hatte. Tante Beatrice hatte immer Andeutungen gemacht, dass Mum ihrerseits auch nicht sicher gewesen wäre, wer uns gezeugt hatte. Wie ich bereits sagte, hatte sich keiner von ihnen gemeldet, als das Jugendamt Familienmitglieder aufforderte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, nachdem Mum verschwunden war.
    »Es war etwas Geschäftliches. Freddie wollte, dass Mum irgendetwas tat, was sie nicht tun wollte. Charlie war mit dir nach draußen gegangen, aber ich war zu der Zeit krank, und es war kalt, deshalb ließ Mum mich nicht mit euch gehen. Freddie kaufte mir Pommes Frites, und ich blieb im Wohnzimmer und habe ein bisschen gemalt.« Ich versuchte, mich an Weiteres zu erinnern, doch verblassten die Bilder immer mehr. Je mehr ich versuchte, sie in meine Erinnerung zurückzurufen, desto schneller entglitten sie mir.
    »Dann war es diesmal anders?« Kip setzte seine Brille wieder auf, schob sie hoch auf die Nase und blinzelte mich an.
    »Ja, es war anders als vorher, aber ich glaube, dass es irgendwie bedeutsam gewesen sein muss, denn warum würde ich mich sonst wohl daran erinnern?« Mein Kopf schmerzte, und ich trank noch einen Schluck Wasser.
    »Meinst du, wir sollten Charlie davon erzählen?«
    »Charlie wovon erzählen?« Charlie stand plötzlich im Türrahmen, mit einem Glas Fruchtsaft in der Hand und einem lose um die Lenden geschlungenen Sarong. Der schwache Duft von Kokosnussöl erfüllte den Raum.
    »Wir haben noch einmal eine Therapiestunde mit der CD gemacht, und Abbey hatte einen weiteren Flashback.« Kip informierte sie über alles, was ich ihm gerade erzählt hatte.
    »Ich erinnere mich an nichts.« Sie sah mich an und legte die

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