Luegen haben huebsche Beine
Stirn in Falten. »Na ja, außer daran, dass Mum Abbey immer wegen ihres Asthmas verhätschelt hat.«
»Vielleicht solltest du es mal mit der CD probieren«, schlug Kip vor.
Charlie blickte drein, als habe der Fruchtsaft sie versäuert. »Ich denke nicht. Sieh zu, ob du im Internet was finden kannst.« Sie verschwand wieder in der Küche.
Ich wusste, dass die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit Charlie ebenso zusetzte wie mir, und irgendwie hatte ich den Eindruck gewonnen, als hoffe sie, Kip könne für mich eine Art Wunderkur finden. Dann konnten wir all diese unangenehmen Gefühle zurück in die Dose packen, in der sie die letzten siebzehn Jahre auch gewesen waren.
Grau und neblig brach der Montagmorgen an: einer jener Sommertage, die düster begannen, aber heiß wurden, sobald die Sonne die Wolkendecke aufgerissen hatte. In ihrer sittsamsten Ich-habe-ein-Vorstellungsgespräch-Montur hastete Charlie die Treppe hinunter und drehte sich unten in der Küche, damit wir ihr Beifall spendeten.
»Du siehst großartig aus.« Ich hoffte wirklich, dass sie den Job bei der Wohltätigkeitsorganisation bekam. Vielleicht würde sie so großen Spaß daran finden, dass sie bereit war, sich häuslich niederzulassen und zu vergessen, Philippe und seine Familie zu begaunern. Dann blieb mir erspart, Hunde psychoanalytisch zu betreuen.
»Ich werde gegen drei wieder zurück sein.« Sie schnappte sich eine Scheibe Toast von dem Stapel, den ich gerade gebuttert hatte.
»Gegen drei?« Wie gedachte sie denn den Rest des Tages zu verbringen? Ich dachte, sie hätte gesagt, das Vorstellungsgespräch sei um zehn.
»Ich habe ein paar Sachen zu erledigen.« Sie griff sich meinen Tee und nahm einen großen Schluck davon. »Ich mache mich jetzt besser auf den Weg. Will ja schließlich nicht zu spät kommen.«
»Viel Glück«, rief Kip ihr nach, die Haustür fiel ins Schloss, und sie war weg.
»Was hast du heute vor?« Ich goss meinen restlichen Tee ins Spülbecken.
»Ich werde im Internet nach den Informationen suchen, wie man mir aufgetragen hat. Wolltest du noch was von dem Toast?« Er grabschte nach dem Teller und ließ sich nieder, um mit der Arbeit zu beginnen.
Vor mir tat sich drohend der Tag auf, lang und sinnlos – weitere Recherchen zum Thema Haustiere und zur Mittagszeit eine Observierung im Park. Philippe war dafür bekannt, dass er seine Hunde jeden Tag zur gleichen Zeit dort ausführte, und Charlie war der Ansicht, dass ich mir das ansehen sollte, um eine ungefähre Vorstellung von dem zu bekommen, was auf mich zukam. Was mich betraf, so hoffte ich, Philippe würde mich nicht dabei erwischen, wie ich in den Büschen lauerte. Sollte ihm nach dem Vorfall im Supermarkt nachträglich doch noch auffallen, dass er mich in der Kirche gesehen hatte, galt ich am Ende möglicherweise als Stalker.
Ich steckte eine Fuhre Handtücher in die Waschmaschine, verließ Kip, der auf dem Keyboard herumtrommelte, und machte mich auf den Weg zum Park. Der Himmel war nicht mehr grau wie am frühen Morgen, sondern blau und wolkenlos. Eine leichte Brise bewegte die Blätter in den Bäumen, als ich über den Gehweg spazierte.
Wie Charlie es immer wieder schaffte, an ihre Informationen zu gelangen, würde ich nie erfahren. Vieles las sie in Promi-Illustrierten und Fan-Foren. Sie durchforstete auch Finanz-Fachzeitschriften und recherchierte Fakten. Der Rest bestand aus Lauferei und Observierungen, was der Grund dafür war, dass ich am helllichten Tag in einem Park herumhing und auf einen Mann wartete, der seine Hunde ausführte. Ich setzte mich unweit des Hauptparkplatzes auf eine Bank und zog ein Buch über Hundepflege sowie einen Apfel aus meiner Handtasche.
Es war friedlich in der Sonne, und um mich herum zwitscherten die Vögel. Einige Büroangestellte saßen auf der Wiese und verzehrten das Mittagessen, das sie sich mitgebracht hatten. Die Männer hatten ihre Krawatten gelöst, und die Frauen hatten ihre Röcke hochgeschoben und legten ihre mit Bräunungsspray bearbeiteten Beine in die Spätsommersonne. Im Vergleich zu ihnen fühlte ich mich bleich, käsig und overdressed.
»Ist der Platz hier frei?«
Als sei er aus dem Boden geschossen, stand plötzlich Mike da und wollte sich neben mich setzen. Dunkle Brillengläser verdeckten seine Augen, sodass ich seinen Gesichtsausdruck nicht deuten konnte. Der Duft seines Rasierwassers stieg mir in die Nase: leicht holzig, würzig, männlich. In dem offenen Hemd und den eng am Körper
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