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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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Polizist sitzen im Baum, bis er sie K-Ü-S-S-T«, sang Kip von seinem Sitzplatz auf dem Sofa. Charlie und ich drehten uns wie auf Kommando nach ihm um und starrten ihn an.
    »So etwas ist überhaupt nicht hilfreich«, erklärte ich ihm mit gerunzelter Stirn, um ihn damit zu zwingen, den Mund zu halten.
    »Vielleicht sollten wir es noch einmal mit diesem Hypnose-Therapie-Kram versuchen.«
    Charlie machte mit der Hand eine schlagende Bewegung in seine Richtung. »Ganz egal was. Nur irgendetwas müssen wir tun, oder wir geraten in die größten Schwierigkeiten. Du wirst mir bei diesem Job hier in keiner Weise nützlich sein, wenn du nicht tun kannst, was man von dir erwartet.«
    »Habe ich bei dem Ganzen überhaupt kein Mitspracherecht?« Ich war mir nicht sicher, ob ich noch einmal eine Regressionstherapie mit mir veranstalten lassen wollte. Um ehrlich zu sein, war ich beim ersten Mal bereits ausgeflippt, und ich war mehr als nur ein wenig abgeneigt, diese Erfahrung zu wiederholen. Ich wusste schließlich nicht, was ich sonst noch alles sehen oder was sich mir enthüllen würde.
    »Ich glaube nicht, dass du da noch groß die Wahl hast, Abbey. Du willst doch nicht im Gefängnis landen, oder doch?« Kips Augen waren groß und rund und ernst hinter seinen Brillengläsern.
    Nun, wenn er es so ausdrückte, hatte ich keine Wahl.

9
    N ach dem Mittagessen zog Charlie ihren pinkfarbenen Miniatur-Bikini an und legte tonnenweise Kokosnussöl auf, bevor sie sich mit einer Liegematte und der Sonntagsbeilage der Zeitung in den Garten begab. Es war eine Schande, die Septembersonne nicht bis zum Letzten auszukosten, und es hätte mir nichts ausgemacht, mich selbst auch um ein wenig Bräune zu bemühen, doch sah es mir nicht danach aus, als stehe ihr der Sinn nach Gesellschaft.
    »Wir könnten es gerade noch einmal mit der CD versuchen, wenn du magst.« Kip hatte Claude aus dem Käfig herausgenommen und ihn in seinen Hamsterball gesetzt. Prompt schoss der quer über den Fußboden und verschwand hinter dem Fernsehschrank.
    »Ich habe Angst, Kip.« Ich konnte hören, wie Claude in der Nähe der Vorhänge herumraschelte, und von weiter unten auf der Straße vernahm ich die Geräusche von jemandem, der seinen Rasen mähte.
    »Vor der Regressionstherapie?«
    »Ja.« Selbst wenn ich hätte lügen können, hätte ich es nicht getan. Kip und ich hatten einander immer sehr nahegestanden – vielleicht weil er altersmäßig eher zu mir passte als zu Charlie.
    »Wir können uns einfach nur auf das Lügen konzentrieren, wenn du willst.«
    »Das haben wir letztes Mal aber doch auch probiert. Ich kann die Bilder nicht kontrollieren, die mir in den Kopf schießen, und das macht mir Angst.« Es war eine Erleichterung, mich zu meinen Ängsten zu bekennen.
    Claude kam wieder zum Vorschein und rollte auf mich zu, und seine Barthaare zuckten, je mehr er sich meinen Füßen näherte.
    »Ich kann Schluss machen, wenn du anfängst, dich unwohl zu fühlen. Wir können uns auch auf ein Signal einigen, und dann wecke ich dich auf. Seit unserem letzten Versuch habe ich darüber jede Menge im Internet gelesen.« Kip las Claude auf und sah mich so flehentlich an, wie er eben konnte – so schaute er sonst nur, wenn er sich im Fernsehen etwas Gruseliges ansehen wollte, was Charlie ihm nicht erlaubte.
    »Was für ein Signal?«
    »Heb deine Hand, wenn es dir zu viel wird.«
    Ich legte mich aufs Sofa, und Kip zog die Vorhänge zu, während ich es mir bequem machte.
    »Fertig?« Er steckte Claude zurück in den Käfig und schob die CD in den Computer, und damit konnte es losgehen.
    Mein Herz raste, als er die Starttaste drückte und sich dann auf seinen Platz am Ende des Sofas setzte. Die Musik fing an zu spielen, und ich versuchte, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, sah im Dämmerlicht Staubflocken, die vor meinen Augen in der Luft tanzten. Die Stimme des Sprechers floss förmlich aus dem Gerät heraus, und ich schloss die Augen.
    Kip übernahm, als der Sprecher aufhörte zu reden, und ich hörte seine Stimme, als käme sie aus weiter Ferne, um mir die Anweisung zu erteilen zu lügen. Dann, ohne jede Vorwarnung, hatte ich plötzlich Bilder vor Augen.
    Ich lag nicht wie zuvor auf dem Fußboden. Ich saß an einem Esstisch mit Malstiften in der Hand. Wieder lief im Hintergrund der Fernsehapparat, und ich konnte Pommes frites mit Essig riechen, ein Geruch, der mir beißend und scharf in die Nase stach. Mein Puls raste, und bevor es geschah, wusste ich, was geschehen

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