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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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auf, dass ich Zutritt zu Philippes Haus bekam. Mein Herz wurde mir schwer bei dem Gedanken; insgeheim hatte ich gehofft, das würde alles nicht klappen, sodass wir den ganzen Betrug sein ließen, solange noch Zeit dazu war. Ich erklärte mich bereit, die Hunde auszuführen, und schrieb mir schweren Herzens seine Adresse auf. Bei allem, was wir derzeit um die Ohren hatten, konnte ich Charlie vielleicht doch noch dazu überreden, ihre Pläne zu verwerfen.
    Charlie kam vor Kip nach Hause. Er war beim Abendessen untypischerweise sehr still und erklärte, er wolle zeitig schlafen gehen.
    »Ist mit ihm alles in Ordnung?«, fragte Charlie, als Kip nach oben entschwunden war. »Er hat nicht gefragt, ob er noch mehr zu essen haben kann.«
    »Er war den ganzen Tag mit Sophie zusammen.«
    »Dann ist er vielleicht nur müde. Oder verliebt«, meinte sie.
    Da Kip gerade nicht da war, berichtete ich Charlie, was sich am Nachmittag zugetragen hatte.
    »Kommt mir ganz so vor, als schlügen wir weit mehr nach Mum, als wir bisher immer dachten.«
    »Was meinst du damit?« Ich verstand das nicht.
    »Das hört sich an, als habe sie auch kurz davor gestanden, irgendjemanden über den Tisch zu ziehen, Dummerchen.«
    Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ich war immer der Überzeugung gewesen, dass Mum nicht gerade ein konventionelles Leben geführt hatte. Charlie konnte sich daran erinnern, dass wir so arm gewesen waren, dass Mum und sie wochenlang Nudeln essen mussten, und dann hatte es wiederum Zeiten gegeben, in denen Mum nach Hause kam und uns mit Geschenken förmlich überschüttete. Aber wie sie ihr Geld »verdient« hatte, wussten wir wirklich nicht. Aus dem, was sich in letzter Zeit herausgestellt hatte, ließ sich schließen, dass sie sich zum Teil in sehr merkwürdigen Kreisen bewegt hatte.
    »Meinst du, dass sie vorhatte, uns einfach zurückzulassen?« Das war seit dem Flashback die große Panik, mit der ich kämpfte.
    Charlie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube, dass sie vorhatte, etwas Geld abzusahnen und uns irgendwo hinzubringen, wo wir noch einmal ganz von vorn anfangen könnten.« Ihre Stimme hatte einen einfühlsamen und beruhigenden Klang.
    Ich fühlte mich besser, als ich das vernahm. Ich konnte damit leben, dass meine Mutter bei der Wahl ihrer Männer und bei der Art, wie sie ihr Geld verdiente, nicht übermäßig moralisch gewesen war, doch musste ich glauben können, dass sie uns geliebt hatte.
    Am nächsten Tag überließ mir Charlie den Wagen, damit ich zu Philippes Haus gelangen konnte. Sie überließ mir ebenfalls eine Liste mit Anweisungen, was ich dort auskundschaften sollte. Ich fragte mich, ob es wohl einen Swimmingpool gab wie in den Häusern, die man immer in den Hochglanzmagazinen abgebildet sah. Persönlich ging ich nicht davon aus, dass mir unter Bellas wachsamem Auge groß Gelegenheit blieb, irgendwo herumzuschnüffeln.
    Kips Laune war mies und elend wie das Septemberwetter. Ich fragte mich, ob er und Sophie Streit gehabt hatten; es konnte sein, dass Charlie recht hatte und er an Liebeskummer litt. Doch hatte ich schon genug eigene Probleme zu bewältigen, um mich auch noch um Kips kümmern zu können. Mein eigenes Liebesleben schien sich mit einem leisen Wimmern totgelaufen zu haben.
    In den Nachrichten hatten sie nicht weiter über Mum berichtet, und eine SMS, in der es hieß Melde mich! , war das einzige Lebenszeichen, das ich von Mike erhalten hatte.
    Außerdem musste ich ausklamüsern, wie man in dem neuen Auto die Sitze herunterklappte und Philippes Hunde im Inneren sicherte, musste sie zum Park fahren, sie Gassi führen, sie wieder nach Hause bringen – und all das unter dem überkritischen Blick von Philippes Mama. Um auf Nummer sicher zu gehen, steckte ich mir Unmengen Hundekuchen in die Jackentaschen. Mein Vertrauen in die Handbücher zum Thema Hundeerziehung war so gering, dass ich nicht riskieren wollte, mich ohne das ein oder andere Bestechungsgeschenk auf den Weg zu machen.
    Ich war darauf vorbereitet gewesen, dass Philippe in einem piekfeinen Haus wohnte, doch warfen mich die schmiedeeisernen Tore und die Gegensprechanlage, die man benutzen musste, damit die Tore sich überhaupt öffneten, doch erst mal um. Jenseits der Tore tat sich eine Auffahrt auf, die zu einem blassrosa gestrichenen Haus führte, das vom Stil her an eine spanische Hazienda erinnerte, inklusive Balkonen und Blumenkästen voller Geranien. Ich gelangte zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich einen

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