Luegen haben huebsche Beine
eine Silberbrosche in der Form einer Katze mit Augen aus grünen Steinen.
Tränen rannen über Charlies Gesicht, und sie presste die Lippen ganz fest aufeinander und nickte kurz, um zu bekunden, dass sie die Sachen wiedererkannte. Kip presste sein Gesicht gegen meinen Hals und schluchzte.
»Was passiert jetzt?« Ich strich Kip über die Locken.
Charlie zog ein Kleenex aus der Dose, die auf dem Tisch stand, und wischte sich die Tränen vom Gesicht. »Müssen wir sonst noch irgendetwas tun? Oder war das alles?«
Diane und Mike sahen einander kurz an. »Sobald die Leiche offiziell identifiziert wurde, wird die Gerichtsmedizin versuchen, die genaue Todesursache zu klären. Bevor das nicht abgeschlossen ist oder jemand des Mordes an eurer Mutter angeklagt wurde, fürchte ich, werdet ihr sie nicht beerdigen können. Die endgültige Entscheidung wird beim Gerichtsmediziner liegen, doch müssen wir euch raten, zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Pläne zu machen.«
»Keine Beerdigung?« Charlie machte einen verstörten Eindruck.
»Wenn offiziell Anklage erhoben wird, muss die Strafverteidigung sich damit einverstanden erklären, dass der Leichnam freigegeben wird. Das muss sein, um ein faires Verfahren sicherzustellen. Wir werden Sie aber selbstverständlich auf dem Laufenden halten, falls sich an der Entscheidung irgendetwas ändern sollte«, erläuterte Diane.
Der Leichnam . Siebzehn Jahre waren vergangen, und plötzlich war Mum der Leichnam .
»Ihr solltet vielleicht erwägen, euch einen Anwalt zu nehmen, zum einen, weil der Fall durch die Medien gehen wird, und zum anderen, um jemanden zu haben, der sich um die juristischen Formalitäten kümmert, die durch den Nachlass eurer Mutter entstehen.«
Ich konnte das Ganze überhaupt nicht verarbeiten. »Weiß Tante Beatrice Bescheid?« Ich wusste, dass sie ein elender alter Drachen war, doch war sie auch Mums Schwester und die einzige Familie, die wir außer uns noch hatten. Ich bezweifelte, dass Mum irgendetwas an Vermögen besessen hatte, das es gerechtfertigt hätte, einen Anwalt zu bemühen. Es war alles so schrecklich lange her, und ich konnte mich nicht mehr erinnern, was damals im Hinblick auf die kleinen Beträge, die Mum auf ihren Konten gehabt hatte, verfügt worden war.
»Ja, einige unserer Leute sind jetzt gerade bei ihr. Sie wird unsere volle Unterstützung bekommen, ebenso wie Sie drei«, erklärte Diane.
»Ich verstehe. Vielen Dank.« Charlie schien am Ende ihrer Kräfte zu sein.
»Würdet ihr gern jemanden haben, der bei euch bleibt und euch Fragen beantwortet, die ihr vielleicht habt?«, fragte Mike. Als er mich ansah, mischte sich die Sorge in seinen dunklen, braunen Augen mit Mitleid, und ich wünschte, dass er meine Hand halten oder mich in die Arme nehmen würde. Das war natürlich nicht möglich, da er in offizieller Funktion hier war. Für einen kurzen Moment dachte ich aber, er würde meinen, er solle vielleicht bei uns bleiben. Keiner von uns antwortete.
»Die Kollegen von der Opferbetreuung werden sich bei euch melden und euch in den kommenden Wochen beratend zur Seite stehen.« Jetzt klang er kurz angebunden und geschäftsmäßig, was mir die letzten Illusionen raubte, die ich mir im Hinblick auf seine Gefühle für mich gemacht hatte. Er legte einen Stapel mit Broschüren auf den Tisch. »Es tut uns außerordentlich leid.«
Das war es also. Endlich hatten wir die Antwort auf die Frage, was mit Mum passiert war, und ich hatte die Antwort auf meine Frage, wie es zwischen Mike und mir stand. Er kam mit seinem Fall gut voran, und meine Hilfe wurde nicht länger benötigt. Er sah mich nicht mehr an.
»Wir bedauern, dass wir Ihnen so schlechte Nachrichten überbringen mussten.« Diane klang mitfühlend.
»Danke.« Charlie erhob sich.
Mike und Diane folgten ihr und machten beide dabei einen leicht unbeholfenen Eindruck, als hätten sie erwartet, dass wir noch weitere Fragen stellen würden. In meinem Kopf hatte ich noch eine Million Fragen, doch herrschte in meinen Gedanken ein derartiges Wirrwarr, dass überhaupt nichts mehr Sinn machte.
»Wer war die andere Leiche?«, fragte Kip auf einmal. »Ihr habt gesagt, da wären zwei Leichen gewesen.«
Mikes Schritte wurden schleppend, und ich ging davon aus, dass er mir vermutlich nicht derart viel über Harry und Teflon hätte erzählen dürfen, wie er mir erzählt hatte.
»Das zweite Opfer ist noch nicht hundertprozentig identifiziert worden, und die andere Familie wurde auch noch nicht
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