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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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weinerlich das Gesicht; die Heulattacke à la Conny erspare ich meinen Eltern. Im Gesicht meiner Mutter arbeitet es. Opas überaus geschickter ›Zug‹ hat sie Schachmatt gesetzt.
    »Gut, Kind. Welche Krankheit zwingt dich, das Bett zu hüten?«
    Freudestrahlend erkläre ich, dass ich eine Grippe habe.
    Meine Freunde stehen schon wartend auf dem großen Parkplatz vor Willis Wohnung, als ich mit zehnminütiger Verspätung eine rasante Vollbremsung hinter Brunis Auto mache. In dem Supermarkt, in dem ich noch flott Tampons kaufte, stand ich viel zu lange an der Kasse. Alle ducken sich, weil sie einen Blechschaden befürchten. Die Männer packen meine Utensilien in Heiners schwarzen Citroen Jumpy Kombi, danach kann es endlich losgehen. Simone macht Anstalten, uns während der Fahrt etwas auf ihrer Gitarre vorzuspielen, was wir ihr geschickt ausreden. Sie beschließt, ohne musikalische Begleitung zu singen. Schlager, Volkslieder. Wir stimmen mit ein. Heiner komponiert freigeistig und singt mit tiefer Baritonstimme von schönen Leuchttürmen an der Ostseeküste. Machungwa trommelt im Rhythmus auf seinen Knien; ich halte mir den Bauch vor Lachen, weil Simone eine süße Schnute zieht. Die Zeit vergeht wie im Flug; auf der Sundbrücke öffnen wir alle Fenster und genießen die wunderbar frische Seeluft.
    Auf dem Campingplatz in Wallnau lenkt Heiner den Wagen zu dem Platz, den uns der Pächter zugewiesen hat. Der Zeltplatz ist rappelvoll. Wir können von Glück reden, dass wir noch ein schönes Plätzchen ergattert haben. Ich gebe zu, dass ich genauso wie Bruni gerne in einer Kajüte auf der Yacht geschlafen hätte. Aber der treuherzige Willi konnte seiner Simone den Wunsch zu campen nicht abschlagen. Zuerst wird die elektrische Kühlbox an die Stromversorgung angeschlossen. Machungwa und Heiner beginnen mit dem Zeltaufbau; wir werden als Handlanger hin und her kommandiert. Unsere Behausung hat drei getrennte Schlafkabinen für je 2 Personen. Mittig befindet sich ein Sitzbereich, in dem wir uns gemütlich ausbreiten können. Die Seitenteile des Mittelbereichs lassen sich hochklappen, sodass wir quasi eine überdachte ›Terrasse‹ genießen. Das 6 m lange Zelt ist ein Prachtstück, das mit den Kojen auf der Yacht zwar nicht mithalten kann, dafür aber sehr einladend und gemütlich aussieht. Willi lässt sich erschöpft auf die Wiese fallen, nachdem er die Luftmatratzen mit einem Blasebalg aufgepumpt hat. Heiner drapiert sie in die jeweiligen Kabinen.
    Wir Mädels erledigen die Feinarbeit, indem wir flauschige Decken, Kopfkissen und Schlafsäcke darauf ausbreiten. Machungwa stellt Campingliegen, Tisch und Stühle auf; hurra, unser Wochenende kann beginnen. Bruni und ich fahren noch einmal vom Platz, um Frischfleisch und diverse Salate einzukaufen. Wein- und Biervorräte dürfen auch nicht fehlen.
    Nach einem köstlichen Essen, welches aus leicht verbranntem Grillfleisch, Salat und Baguettebrot bestand, schlüpfen wir in wärmere Jogginganzüge. So machen wir uns auf den kurzen Weg zum Strand. Der Himmel ist rötlich verfärbt, wunderschöne Wolkengebilde laden zum Träumen ein. Die Sonne wandert langsam Richtung Meeresspiegel. Wir sitzen im Sand, schlürfen Rotwein aus Plastikbechern und genießen die schönen Bilder der Natur. Der Wind wird frischer, wir schlendern zurück zum Platz und legen die Füße auf unserer ›Terrasse‹ hoch. Heiner baut noch einen Sichtschutz auf, damit wir Mädels in der Nacht vor der Grenzhecke zum Nachbarzelt Pipi machen können; Simone kommentiert das als geschmacklose Ferkelei.
    » Du wirst bestimmt nicht angefallen, wenn du nachts alleine zu den Sanitäranlagen läufst. Bei Karo oder mir ist das schon was anderes.« Man hört, dass sie einen Schwips hat.
    Simone spricht ebenfalls etwas unartikuliert. »Ja klar, weil ich schön bin. Ich hab’ mal gelesen, dass sich Männer an schöne Frauen nicht herantrauen; die würden abschreckend wirken.«
    »Ja klar«, äfft Bruni die Stimme ihrer Cousine nach. »Erklär das mal genauer. Abschreckend schön oder schön abschreckend?«
    Simone zuckt mit den Schultern. »Das kannst du halten wie ein Blechkanister. Ist doch dasselbe.«
    Kavalier Willi versichert im Heldenton, dass er Simone in der Nacht zur Toilette begleiten werde. Er wirft sich ein Geschirrtuch über die Schultern, ballt die linke Faust in Taillenhöhe und streckt den rechten Arm weit nach vorne. So rennt er einmal ums Zelt. Laut ruft er: »Supermann Willi, Retter der Simone …«,

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