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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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er scheint noch immer über Komparativformen nachzudenken.
    Endlich alleine, kommt meine Freundin aus dem Staunen nicht mehr heraus. »Sag mal, hast du dein Abi mit 1,0 gemacht? Wie gut du Latein kannst.«
    »Ne, das Abitur habe ich mit 3,1 bestanden. Die Worte favete linguis habe ich nur behalten, weil ich sie in der Oberstufe fünfhundertmal als Strafarbeit schreiben musste. Ich habe Hackfresse Bodo immer Hackfresse genannt; mein Lateinlehrer fand, dass ich meine Zunge hüten solle.«
    Meine Füße sind eiskalt, missmutig schlüpfe ich zurück in die Schuhe. Bruni spricht aus, was ich denke.
    »Komisch, dass Vivi einen Termin außer Haus hat. Die Piefke hatte nie Termine außer Haus. Und wenn das mal vorkam, nur gemeinsam mit dem Chef.«
    »Ja, das finde ich auch eigenartig.« Meine Gedanken wirbeln durcheinander.
    Die Vorstellung, dass Vivi neben Paul im Auto sitzt, ist keine gute Vorstellung. Außerdem, was soll die schon alleine regeln? Sie ist doch erst seit gestern hier. Theoretisch könnte das Verhältnis auch 50 zu 50 sein. Tagsüber könnte Paul mit Vivi, am Abend und nachts mit Bert …
    »Bruni, ich finde es unverschämt, dass Paul Vivi losschickt und nicht dich oder mich. Schließlich haben wir die älteren Rechte.«
    Bruni ist anderer Meinung. »Ne, ich bin froh, dass ich meine Ruhe habe, dann muss ich wenigstens nicht so viel denken.«
    »Trotzdem. Ich bin beleidigt.«
    Bruni kneift die Augen zusammen. »Kann es sein, dass du am Ende eifersüchtig auf Vivi bist?«
    Ich schlage mir vor den Kopf. »Quatsch. Ich und eifersüchtig? Dass ich nicht lache.« Entrüstet hole ich meine Einkaufsliste unter der Tastatur hervor. »Als wenn ich eifersüchtig wäre, du spinnst ja.«
    Direkt nach Büroschluss erledigen wir gemeinsam die Einkäufe und schwätzen in großer Vorfreude unentwegt über das bevorstehende Wochenende.
    Mein neuer Bikini ist ein Blickfang, giftgrün, frech und sexy. Bruni sagt voraus, dass Machungwa sein Herz an diesem Wochenende vollends an mich verlieren werde; wenn nicht, würde sie freiwillig die alten Kokosmatten aus ihrem Auto fressen.
    An diesem Abend wird aufs Ausgehen verzichtet, stattdessen gewaschen, gebügelt und gepackt.

31. Reif für die Insel
    Geigenpaul ist, wie üblich, noch nicht anwesend, also müssen wir auch nicht die Computer hochfahren. Das wäre reine Stromverschwendung.
    Bruni zupft sich in aller Seelenruhe die Augenbrauen, zwischendurch beseitigt sie nicht vorhandene Oberlippenhärchen. Vivi ist ebenfalls seit einer Stunde überfällig, von mir aus kann die bleiben, wo der Pfeffer wächst. Wir fragen uns gegenseitig ab, ob wir alles Notwendige eingepackt haben. Wenn Paul wie gewöhnlich um 10 Uhr kommt, bleibt noch eine Stunde Zeit. 60 Minuten reichen, um ein gepflegtes Fußbad zu nehmen. Gundula hat in ihrem Wandschrank eine große viereckige Plastikschüssel stehen, weiß der Kuckuck, warum. Jedenfalls missbrauchen wir dieses Teil zum Füße baden, wenn die Luft rein ist. Ich sprinte in den Sanitärraum und bin in Rekordzeit mit einem gut gezapften Wässerchen mit Schaumkrone zurück. Der eigens dafür gekaufte kleine Noppengummiball gleitet ins Wasser, meine Füße hinterher.
    Zufrieden lasse ich meine Fußsohlen über den Ball gleiten, herrlich.
    »Wenn du dich beeilst, kann ich auch noch.« Bruni zupft weiter.
    Zum Antworten komme ich nicht; Geigenpaul ist eine Dreiviertelstunde zu früh. Als die Tür geöffnet wird, kneift Bruni sich vor Schreck in die empfindliche weiche Haut über einem Auge; ich verziehe mitfühlend das Gesicht. Spiegel und Pinzette fliegen in den Mülleimer.
    Er grüßt freundlich. »Wie könnt ihr ohne PC arbeiten? Ist mit dem System etwas nicht in Ordnung?«
    Bruni massiert die schmerzende Stelle über dem Auge. »Abgestürzt, gerade eben.«
    »Ja, aber so was von abgestürzt. Kein Verlass mehr auf die Technik, ich wollte gerade den Admin anrufen!« Treuherzig schaue ich auf den schwarzen Monitor.
    »Frau Keller, würden Sie das bitte übernehmen? Kommst du bitte kurz, Karo?« Er deutet auf sein Refugium.
    Mein Gott, in jedem Satz »bittet« er. Knigge lässt grüßen.
    »Geht nicht, ich nehme gerade ein Fußbad.«
    »Dann komm halt nach deinem Fußbad!« Lachend verschwindet er. Er denkt, ich veräppele ihn.
    Gelassen spielen meine Füße weiter Ball. »Verrückt, Bruni. Wenn ich lüge, glaubt er mir, wenn ich die Wahrheit sage, denkt er, ich schwindele und lacht mich aus.«
    Fünfzehn Minuten später sitze ich Paul gegenüber. Er

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