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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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verschlechtert sich innerhalb von Sekunden.
    »Hat es bei dir auch so gejuckt wie bei mir?« Kaum ausgesprochen beiße ich mir so fest auf die Lippen, dass ich meine, Blut zu schmecken.
    »Was?« Er nimmt mich scharf ins Visier. »Nein, bei mir hat nichts gejuckt.« Er starrt mich an. »Wie siehst du denn aus?«
    Pauls Handy trällert eine flotte Melodie. Ohne den Blick von mir abzuwenden, zieht er es aus der Hosentasche. Als ich gehen will, hält er mich zurück und drückt mich in den Sessel.
    »Hallo, Vivi, schön, dass du dich meldest … Nein, du störst nicht.«
    Ich verziehe keine Miene, denn er beäugt mich noch immer. In der Ruhe liegt die Kraft! Ich widerstehe dem Impuls, aufzuspringen und davonzulaufen; ich will mir die Turtelei nicht anhören. Äußerlich gelangweilt, innerlich am Brodeln, begutachte ich meine Fingernägel.
    »Prima, das hört sich sehr interessant an. Natürlich freue ich mich … Ja, nach dem Wochenende haben wir das endlich hinter uns … Heute Abend passt mir gut.«
    Er lacht befreit; mir reicht es jetzt. Hastig springe ich auf und knalle die Glastür so fest hinter mir zu, dass Bruni aus Angst vor herumfliegenden Glasscherben den Kopf einzieht. Also doch! Vivi und Paul, das ist eine bodenlose Frechheit.
    Paul folgt mir auf dem Fuße.
    »Was ist nun mit dir? Mit deinem Gesicht?«
    Die dunklen Wolken in meinem Kopf brauen sich zu einer Gewitterfront zusammen, ein Gedankenblitz entlädt sich mit einer solchen Wucht, dass ich mich am Schreibtisch festklammern muss, um nicht umzukippen. Bruni sieht mir an, dass ich zum Schlag aushole; ihre Augen weiten sich, sie schüttelt unmerklich den Kopf.
    »Die Hormone sind schuld daran. Ich bin … schwanger. Da werden wir Mädels schon mal hässlich.«
    Bruni unterdrückt ein Glucksen; mit einem kurzen »Tschulliung« verschwindet sie aus dem Raum.
    Paul wechselt ad hoc die Farbe, er wird blass. Ich genieße die Situation, wie ich selten eine genossen habe. Der nächste Blitz zischt durch meinen Kopf.
    »Wir werden in einem Monat heiraten … Machungwa und ich.«
    Paul hat sich wieder im Griff, er ringt sich ein Lachen ab. »Wie bitte? Machungwa ist Bi…«
    »Stopp! Machungwa ist nicht bi, und er wird auch nie bi werden.« Drohend wedelt mein Zeigefinger vor Geigenpauls Nase.
    Er hebt abwehrend die Hände. »Du hast mich nicht ausreden lassen. Das wollte ich zwar nicht sagen, aber egal, Möhrchen.«
    Noch bevor ich das Möhrchen verdaut habe, sitzt er wieder an seinem Schreibtisch.
    Feierabend. Hastig greife ich nach Brunis und meiner Handtasche, die Computer fahre ich nicht runter. Soll er doch selber machen, der Schleimer. Die Dinger gehören ja schließlich ihm. Ich stapfe wütend zu den Toiletten und erwische meine Freundin rauchend am Fenster.
    »Mach die Kippe aus, komm.«
    Bruni vermittelt mir das Gefühl, dass sie richtig stolz auf mich ist. »Ha, dem hast du es aber ordentlich gezeigt. Der war vollkommen baff.«
    Ich laufe so schnell, dass sie fast nicht mitkommt.
    »Der soll nur nicht glauben, dass ich eine Blume bin und an einer Mauer wachse. Diesen Triumph gönne ich ihm nicht, mich zu verlassen. Von Machungwa kann er sich eine dicke Scheibe abschneiden … Da muss der kleine Paul noch viel essen und wachsen, um mit dem Medizinmann mithalten zu können.«
    Bruni ist außer Atem. Sie hastet hinter mir her; mit einem Schwung öffne ich die schwere Tür zur Tiefgarage. »Renn doch nicht so, Karo. Dann müssen wir heute Abend also nicht mehr in die Störtebekerwiese …?«
    Ich schneide ihr das Wort ab. »Nein, natürlich nicht. Jetzt haben wir endlich geklärte Verhältnisse.«
    Ein Strahlen macht sich auf Brunis Gesicht breit. »Toll, Karo. Ich versuche, unsere Truppe für heute Abend zu mobilisieren.« Dann fällt ihr noch etwas ein. Mit gerümpfter Nase öffnet sie den Kofferraum ihres Autos. »Hier, deine Schuhe. Die hast du gestern Abend vergessen.«
    »Ne, Bruni, die darfst du entsorgen, ich packe die Dinger nicht mehr an.«
    Der Schisshase blickt sich kurz um, dann hängt sie die Plastiktüte an die Anhängerkupplung von Dröpjes Auto, welches zwei Parkplätze neben ihrem parkt.
    Bevor ich Gisela von meinen Eltern abhole, fahre ich kurz zu Hause vorbei, um mich etwas frisch zu machen. Aus dem Briefkasten fische ich einen amtlichen Schrieb, in dem die freudige Mitteilung steht, dass ich für das ›dienstgeile Arschloch‹ 585 Euro zahlen darf. Mein Misthaufen wächst also weiter.
    Die beleidigte Leberwurst ist als POM

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