Lügen haben rote Haare
scheinen ihm gut zu tun. Ich habe mich so gefreut, als ihre Mutter mir von der bevorstehenden Verlobung berichtet hat.«
Ich beiße mir auf die Lippen und bin froh, als das Gespräch beendet ist.
Zwischen unserer Arbeit schmieden Bruni und ich Pläne, wie die Vorgehensweise ›Aktion Geigenpaul‹ aussehen soll.
»Also, man kann davon ausgehen, dass die beiden sich bei Paul treffen, wenn sie Bunga Bunga machen wollen. Das Schwimmbad, der große Garten, Vivi ist mit Sicherheit scharf auf ein luxuriöses Ambiente. Es wäre sinnvoll, die Villa zu observieren. Wenn es dunkel ist, verstecken wir uns in der Störtebekerwiese und behalten die Villa im Auge.«
Bruni findet meinen Vorschlag sehr gut; wir sind uns einig, dass wir es so machen werden.
Da es erst spät dunkel wird, verabreden wir uns für 22 Uhr; Bruni bietet an, mich abzuholen.
Bruni parkt in einer Parallelstraße der Störtebekerwiese. Wir tragen schwarze Jogginganzüge mit Kapuzen, unter denen wir jetzt die Haare verstecken. Um meinen Hals hängt ein kleines Fernglas, in der Innenjackentasche steckt eine Dose Mineralwasser, darunter befinden sich Müsliriegel. Es könnte eine lange Nacht werden. Wortlos reiche ich meiner Freundin ein paar alte schwarze Lederhandschuhe.
Bruni bleibt entnervt stehen. »Och nee, Karo, die sind nun wirklich nicht notwendig. Das sieht voll bescheuert aus.«
Ich zische sie an. »Willst du mir nun helfen … oder nicht?« Zielstrebig laufe ich weiter, warte ihre Antwort nicht ab.
Als wir in die Störtebekerwiese einbiegen, wird mir bewusst, wie dunkel und einsam es hier ist. Brunis Stimme hört sich zittrig an. Ein dunkler Audi-Kombi fährt langsam an uns vorüber und parkt am Wendehammer der Straße. Ein idealer Platz für ein Liebespaar.
»Scheiße, ich finde es richtig unheimlich hier.« Meine Freundin greift ängstlich nach meiner Hand. »Wir hätten Heiner mitnehmen sollen.«
»Reiß dich zusammen, Bruni. Hier wohnt nur Paul. Und der wird uns nichts tun! Der ist schwul oder bi, aber kein Mörder.«
Wir schleichen uns langsam an die Villa heran. Es steht kein Cabrio vor dem Haus.
Bruni trippelt von einem Fuß auf den anderen. »Siehst du, alles gut. Keine Vivi, dann können wir ja wieder gehen.«
Sie macht auf dem Absatz kehrt; ich erwische sie gerade noch am Ärmel und halte sie fest.
»Stopp! Hiergeblieben. Was ist, wenn er sie mit dem Auto abgeholt hat? Wenn sie hier übernachtet? Wir müssen in den Garten, Bruni, von dort aus können wir ins Wohnzimmer blicken.«
Bruni trippelt jetzt so verdächtig, dass ich entsetzt meine Augen schließe. »Sag jetzt bitte nicht, dass du musst.«
Sie schüttelt schnell mit dem Kopf; ich keife sie leise an. »Dann hör auf zu tanzen, du machst mich ganz nervös.«
Wir zwängen uns hinter die Buchsbäume, dort fängt die große Koniferenhecke an. Eine diffuse Beleuchtung, die von den hell erleuchteten Fenstern in den Garten fällt, lässt uns nicht ganz blind im Dunkeln tappen. Meter um Meter arbeiten wir uns langsam hinter den Bäumen voran. Es ist wenig Platz zwischen Hecke und Zaun, wir bewegen uns nur zentimeterweise voran. Ich bleibe stehen; mein Gesicht fängt fürchterlich an zu jucken. Die kleinen Zweige kitzeln in meinem Gesicht.
»Hoffentlich hat Adonis hinter der Hecke keine Überwachungskamera.« Mein ausgesprochener Gedanke lässt Bruni laut aufstöhnen. Hinter meinem Rücken höre ich wieder nervöses Trippeln, und noch bevor ich Einwände erheben kann, sitzt Bruni mit heruntergelassenen Hosen dicht hinter mir.
»Pst … hast du Tempotücher?« Obwohl sie flüstert, habe ich das Gefühl, dass man ihre Worte bis auf die Terrasse hören kann.
Mit einer angewiderten Geste krame ich in meiner Hosentasche und werfe ihr die Tücher zu. »Hier, du Schisshase …«
Nachdem ich das Ende der Hecke erreicht habe, verharre ich einen Augenblick reglos. Meine behandschuhten Hände biegen die Zweige auseinander, jetzt habe ich Einblick in den wundervoll ausgeleuchteten Garten, die Terrasse und … in den Wohnbereich.
Ich spähe durch das Fernglas. Paul liegt auf der Couch, er telefoniert. Mein Herzschlag beschleunigt sich, als Bruni mich von hinten schubst. Ich zische sie an. »Spinnst du? Erschreck mich doch nicht so.«
»Ich will auch mal gucken.«
»Pst. Keine Vivi, nur Paul. Er telefoniert … Er lacht … Jetzt trinkt er was.«
Bruni reißt mir den ›Gucker‹ aus der Hand. »Jetzt schaltet er den Fernseher an … Er streckt sich, er schlendert auf die
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