Lügen haben rote Haare
Wir albern noch, bis wir in der Tiefgarage unsere Autos aufschließen, herum. Eine gemütliche Arbeitswoche liegt vor uns. Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
Beim Anlassen meines Corsas röhrt es unerträglich laut.
Bruni öffnet die Fahrertür und schreit, damit ich sie überhaupt verstehen kann.
»Dein Auspuff, Karo. Ich glaube, dein Auspuff ist kaputt. Oder hast du den Kleinen tunen lassen?«
Bruni hört nicht auf, zu gackern. Obwohl ich weiß, dass ich in den nächsten Tagen viel Geld für einen neuen Auspuff auf den Tisch legen muss, lache ich mit. Heute führt mich also nicht der Hunger, sondern mein knatternder Auspuff in mein Elternhaus. Mein Vater wird wissen, was zu tun ist.
8. Dienstgeiles Arschloch und böse Hormone
Auf dem letzten Stück Landstraße überholt mich ein Polizeiauto. »BITTE FOLGEN … BITTE FOLGEN« Ein roter Schriftzug leuchtet immer wieder auf. Ich folge brav den Gesetzeshütern in eine Parkbucht, schnalle mich ab und kurbele das Fenster herunter. Bewusst charmant strahle ich den feisten Polizeibeamten, der seinen dicken Kopf unverschämt weit in den Innenraum meines Corsas steckt, an.
Er weicht sofort ein wenig zurück und eine Reihe strahlend weißer Zähne grinsen mich breit an.
»Na? Wir haben wohl zwei kleine Problemchen, was?«
Ich ärgere mich über das ›wir‹, das ich in diesem Augenblick für vollkommen unpassend halte. Der andere Beamte steigt gleichfalls aus und lehnt lässig an seinem Dienstfahrzeug.
»Was? Sie auch? Ich meine, haben Sie auch einen kaputten Auspuff?« Ich finde meinen Witz lustig, der bullige Typ in Blau eher nicht. Er schiebt seine Mütze ein wenig nach hinten und kratzt sich die Halbglatze.
»Wir haben wohl heute statt Benzin eine Menge gute Laune getankt, was?«
Ich lege nach. »Stimmt. Na, dann sind wir ja schon zu zweit.«
Jetzt grinst der Herr Polizist nicht mehr.
»Steigen Sie mal bitte aus Ihrem Fahrzeug aus, junge Frau. Sie scheinen nicht nur gute, sondern besonders hochprozentige Laune getankt zu haben.«
Lässig krame ich in meiner Handtasche nach den Papieren, knalle sie dem Fettsack wütend in die Hand und steige schwungvoll aus.
Während er die Papiere genauestens unter die Lupe nimmt, gibt er seinem Kollegen Anweisung.
»Günni, mach mal einen Atem-Alktest klar.«
Ich koche innerlich, mir wird heiß und ich zerre Brunis Schal von meinem Hals. Jetzt rieche ich es auch. Der Typ denkt, dass ich Alkohol getrunken habe! Ich schnüffele an Brunis Schal. Igitt.
Wie ein Schulmädchen stehe ich jetzt vor der ›Uniform‹ und spare mir eine Erklärung. Er wird mir eh keinen Glauben schenken.
Günni kramt im Polizeifahrzeug herum und der bullige ›Bulle‹ widmet sich meinem Auspuff. Er geht auf die Knie und leuchtet mit seiner Stablampe den hinteren Bereich unter dem Corsa ab und klopft dabei so aggressiv auf dem Blechtopf herum, dass der Rost nur so rieselt.
»Das müssen wir aber schnell beheben lassen, Frau van Goch.« Er baut sich wieder vor mir auf, sieht mich abwartend an, ob ich ihm vorschlage, ›unseren‹ Wagen selber in die Werkstatt zu fahren. Ich blinzele ihn an, weil mich die Sonne blendet. Einen Dreck werde ich tun.
Zackig antworte ich. »Ja, Sir«, so wie ich es aus amerikanischen Krimis kenne. Er schmunzelt.
Günni reicht ihm das Testgerät, er hält es mir unter die Nase. »Pusten Sie da mal kräftig rein.«
Mit dem Gerät in der Hand mache ich einige Schritte auf den netteren Polizisten zu und nuschele leise Richtung Fettwanst »Dienstgeiles Arschloch«.
Jetzt ist der ›Freund und Helfer‹ vollkommen angepisst.
»Es ist Ihnen bewusst, dass das eben eine Beamtenbeleidigung war, ja? Sie erhalten eine Anzeige.«
Mit erhobenem Blick biete ich ihm Paroli. »Wir hören wohl heute etwas schlecht, was? Ich habe nichts und niemanden beleidigt.« Das muss dieser Trottel erst einmal beweisen, dass ich das gesagt haben soll. Er wühlt erneut in meinen Papieren und schreibt und schreibt.
Ich spiele die Ahnungslose und puste kräftig durch das Röhrchen und freue mich, dass das Gerät mich als ›Clean‹ bestätigt. Ich habe den Eindruck, dass Günni sich mit mir freut. Er gibt mir leise den Rat, jetzt besser den Mund zu halten. Er meint tatsächlich, dass mich dieser ›Spaß‹ um die achthundert Euro kosten könnte.
Jetzt steigt auch die Abneigung gegen Günni. Der spinnt doch! Pennen die denn alle während ihrer Ausbildung?
Für achthundert Euro buche ich locker zwei Wochen
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